Triathlon Momente 2015 #23 - Andreas Raelerts Rückkehr aufs Hawaii-Podium

von tri2b.com | 23.12.2015 um 13:42
Andreas Raelert war die Überraschung des Ironman Hawaii 2015 und nach dem Rennverlauf für so machen Triathlonfan sogar der Sieger der Herzen. Den zweiten Platz hatten dem 39-jährigen Rostocker im Vorfeld selbst viele Experten nicht mehr zugetraut und auch er selbst hatte nicht unbedingt damit gerechnet, am Ende der ärgste Widersacher von Jan Frodeno zu sein.

Andy Raelert, der in den Jahren 2009 bis 2012 viermal in Folge auf dem Podium des Ironman Hawaii stand und 2010 nur denkbar knapp an Chris McCormack scheiterte, musste 2013 das Rennen verletzungsbedingt aufgeben und 2014 gab es am Ende nur ein Finish knapp unter der Elf-Stundenmarke.

Dementsprechend stand Raelert auch 2015 in der Quali unter Druck. Das eigentliche Ziel, beim Ironman in Texas Mitte Mai hoch im Kona-Ranking zu punkten, klappte nicht. Erst gab´s in den Woodlands eine Zeitstrafe beim Radfahren und später machte sich beim Laufen eine Verletzung bemerkbar - DNF statt Kona-Rankingpunkte. Es folgte ein neuer Anlauf beim Ironman in Frankfurt. Raelert kämpfte im Frankfurter Hitzekessel aufopferungsvoll und ging im Marathon am Ende sogar über seine Grenzen. Auf der Trage und ohne Kona-Quali verließ er nach Rang sechs den Zielraum am Römer.

 

Nachsitzen in der Kona-Quali

 

Wer nun gedacht hat,  der Langdistanz-Weltbestzeithalter steckt auf, der irrte gewaltig. Fünf Wochen später präsentierte sich Andy Raelert in Topform beim Ironman 70.3 in Wiesbaden. Nur Boris Stein war am Ende schneller unterwegs. Endlich waren es genug Punkte im Kona Ranking, die Quali für die WM in Kona war zwei Tage vor dem 39. Geburtstag im Sack.

Raelert wusste nun, dass er physisch wieder in der Lage ist mit den besten der Zunft mitzuhalten. Allerdings wurden Schwächen am Bikesetup festgestellt. Zusammen mit den Entwicklern seines Laufradsponsors Swiss Side wurde im Windkanal intensiv an einer Optimierung gefeilt. Heraus kam dann eine neues Setup, inklusive eines neuen Rahmens seines Ausrüsters Cube.

 

Raelert rennt rekordverdächtig

 

Gerade ein Raddefekt - ein platter Hinterreifen - war es dann aber am 10. Oktober, der Raelert auf dem Queen Kaahumanu Highway den Anschluss zur Spitzengruppe kostet. Der neutrale Material-Support war schnell zur Stelle und Raelerts Rückstand auf Frodo, Kienle und Co blieb überschaubar. Was dann geschah versetzte die Zuschauer an der Strecke und daheim an den Fernsehschirmen ins Staunen. Raelert überrannte im Marathon das komplette vor ihm liegende Feld, sorgte mit seinem selbstlosen Aidstation-Support für den schwächelnden Sebastian Kienle für das Fairplay-Bild des Jahres, und war plötzlich auf dem Rückweg vom Energy Lab der erste Verfolger von Frodeno.

Es wurde wieder Rang zwei, der diesmal aber für Andreas Raelert wie einem Sieg gleichkam. Schon im Zielinterview an der Piermauer gab´s einen Ausblick in Richtung 2016. Auch mit 40 Jahren will Andreas Raelert an seinem Traum, das irgendwann doch noch der Name Raelert ganz oben in der Siegerliste des Ironman Hawaii auftaucht, weiterarbeiten. Nach den diesjährigen Ereignissen in Kona wäre dies sicher nicht die abwegigste Überraschung.