Xterra Maui: Frodeno und Dietz treffen auf Armstrong, Stoltz & Co.

von Stefan Drexl für tri2b.com für tri2b.com | 21.10.2011 um 22:30
In Kapalua versammeln sich am kommenden Sonntag die weltbesten Crosstriathleten, um beim Xterra Maui ihren Meister 2011 zu krönen. Auf neuen Strecken treffen Jan Frodeno und Ronny Dietz auf Titelverteidiger Conrad Stoltz und Europameister Olivier Marceau. Auch Lance Armstrong ist am Start …

Kapalua, das bedeutet „das Meer umarmend“ und ist am kommenden Sonntag der neue Austragungsort der Weltmeisterschaft im Crosstriathlon. Nach 15 Jahren ist der Xterra Maui vom Makena Beach im Südosten der Insel an die Nordwestküste gezogen und erwartet somit die 675 qualifizierten Athleten neben neuen Strecken in einer komplett anderen Klimazone. War es am Fuße des Haleakala meist heiß und trocken, der Pazifik ruhig, die Rad- und Laufstrecken von spitzen Lavafelsen und Dornen des Kiawebusches gespickt, so wird in Kapalua die Vegetation wesentlich grüner, das Klima deutlich feuchter und die See erheblich rauer sein. Der Nordwesten Mauis um Kapalua, zwischen Molokai Channel und den Westmaui-Mountains, wird die Crosstriathleten auch in diesem Jahr mit der herzlichen Freundlichkeit Hawaiis empfangen. Die Natur und das Klima werden aber ebenso intensiv die Sportler umklammern und von ihnen am 23. Oktober wieder alles abverlangen. Der neuen Herausforderung werden sich in diesem Jahr auch die beiden deutschen Profis Ronny Dietz und Jan Frodeno stellen. Der Olympiasieger von 2008, der zuletzt in Kona die Ironman-WM als Zuschauer genoss, weiß um die Härte des Rennens und der favorisierten Spezialisten. Er möchte in erster Linie Spaß haben und ist derzeit noch in der Off-Season. Den Wettkampf bestreitet er aus dem Training heraus, will aber seinen Gegnern mindestens bis zur T2 mit einigen Attacken Schmerzen und Kopfzerbrechen bereiten. Den Kopf zerbrechen wird sich nicht Ronny Dietz, er ist sich seiner Qualitäten bewusst nach dem Vize-Europameister- und Deutschen Meister-Titel 2011, sowie seinem Sieg beim regenreichen Xterra Tschechien.

Dietz könnte die Konkurrenz knacken
Gezielt bereitet sich der Chemnitzer seit fünf Wochen auf die Xterra-WM vor und möchte 2011 nicht nur in die Top Ten. Für viele gilt der deutsche Crossprofi als Geheimtipp und es sei nur eine Frage der Zeit, so Veranstalter Dave „Kahuna“ Nicholas , bis Dietz das Feld knackt. Dieses Ziel und vor allem diese Chance haben in diesem Jahr jedoch so viele favorisierte Profis, wie nie zuvor in der 16-jährigen Geschichte des Xterra Maui. Hinzu kommt, dass der siebenmalige Tour-Sieger Lance Armstrong nach seinem fünften Platz bei den Xterra USA Champioships in Ogden, Utha, kurzfristig auch für die WM gemeldet hat. Er hat Lunte gerochen und genießt es besonders, ohne großen Druck von außen teilnehmen zu können. Den macht er sich schon eher selbst und möchte das auch den anderen Favoriten spüren lassen. Neben dem Vorjahressieger und viermaligen Weltmeister „Caveman“ Conrad Stoltz, der immer dann zuschlägt, wenn andere Fehler machen, gehört auch Eneko Llanos in diesen Kreis. Der Spanier konnte bereits drei Titel auf Maui holen. Zu den Verdächtigen, deren Zeitpunkt ebenso gekommen wäre, gehören auch die Franzosen Olivier Marceau; er ist der Europameister und Nico Lebrun, der Sieger des Xterra Switzerland und des Xterra Utah. Das französische Team wird durch den fünfmaligen französischen Meister Marcel Zamora und Victor Morales vervollständigt. Der Österreicher und Dritte des Vorjahres Michi Weiss rundet das Feld der europäischen Favoriten ab. Ist der ehemalige MTB-Profi nach dem Ironman Hawaii wieder entsprechend erholt, ist er ebenso wie Llanos ein Kandidat fürs Treppchen.
Frodeno auch auf dem MTB nicht zu unterschätzen
Heiß auf die WM-Krone sind auch der neue amerikanische Meister Josiah Middaugh und Dan Hugo aus Südafrika, den in Utah nur eine Panne zurückwarf. Er möchte sich auf Maui revanchieren, kennt aber die Stärken seiner Konkurrenz, besonders die von Landsmann Stoltz und Jan Frodeno. Gemeinsam haben die Drei schon mehrmals in Südafrika, Frodos zweiter Heimat, trainiert. Hugo sind die Qualitäten des Deutschen auf dem Mountainbike daher durchaus bekannt. Als 2006 mit Hamish Carter letztmals ein Olympiasieger am Start stand, wurde dieser auch Weltmeister. Das lässt hoffen. Ähnlich bunt sind die Karten der weiblichen Konkurrenz in diesem Jahr gemischt. Hier verhält sich die Suche nach einer deutlichen Favoritin ähnlich wie im männlichen Elite-Feld und es wird zumindest für die Zuschauer sehr spannend. Als Zuschauer muss in diesem Jahr auch die Noch-Weltmeisterin von 2010, Shonny Vanlandingham das Rennen verfolgen und kann sich nicht als Titelverteidigerin ihren Gegnerinnen präsentieren. Die Amerikanerin kuriert derzeit noch ihre Knie-Operation aus, der sie sich vor vier Wochen unterzogen hat, um im nächsten Jahr wieder topfit zu sein.
Erfahrung oder junge Wilde, Spannung auch bei den Frauen
Für Spannung wird dennoch gesorgt sein und so steht 2011 die Tür weit offen für die beiden Crossspezialistinnen Melanie McQuaid (Kanada) und Marion “Bubu” Lorblanchet aus Frankreich. Während die Kanadierin und dreimalige Xterra-Weltmeisterin bereits zu den sehr erfahrenen Athletinnen gehört, stand die jüngere Französin in diesem Jahr immerhin bei allen Xterra-Rennen, an denen sie teilnahm, auf dem Podium und hat zuletzt sogar den Triathlon de Gérardmer gewonnen. Sie zählt zu den heißen Eisen im Feuer der Xterra WM auf der Vulkaninsel. Für Julie Dibens dürfte es aufgrund ihrer Zehenverletzung, die sie in Führung liegend zur Aufgabe in Kona zwang, eher weniger heiß und schwierig in diesem Jahr werden. Auf der Rechnung muss man eine exzellente Sportlerin wie Dibens allerdings immer haben, immerhin hat die Britin drei Weltmeister-Titel und wurde Zweite im vergangenen Jahr. Zu rechnen ist aber ebenso mit Lesley Paterson und Renata Bucher, wie auch der Tschechin Helena Erbenova, die in ihrer ersten Saison bereits zweimal auf dem Podium stand und eine Wildcard für Maui hat. Außer acht lassen darf man keineswegs die österreichische Triathlonhoffnung Carina Wasle und auch Spezialistinnen wie Suzie Snyder, Emma Garrard oder Danelle Kabush. Sie wissen allesamt, wie man gewinnt und jede von ihnen stand in der vergangenen Saison schon mindestens einmal ganz oben auf dem Xterra-Treppchen. Der kommende Sonntag verspricht daher Spannung pur auf Maui und das Szenario, rund um den neuen Strecken in Kapalua bietet das entsprechende Ambiente und hawaiianische Stimmung für die typische Dramaturgie einer Xterra-Weltmeisterschaft.