Xterra Maui: Weiss und Paterson heißen die Weltmeister 2011

von Stefan Drexl für tri2b.com für tri2b.com | 24.10.2011 um 02:00
In einem spannenden Rennen holte der Österreicher Michi Weiss den Titel des Weltmeister 2011 im Crosstriathlon. Bei den Frauen gewann in einem dramatischen Finish die Kalifornierin Lesley Paterson. Bester Deutscher wurde Ronny Dietz (7.), Alexander Haas wird jüngster Altersklassen-Weltmeister …

Der Xterra Maui hielt 2011 auch an neuer Wirkungsstätte, was er immer versprach: Spannung und Höchstleistung in der zauberhaften Landschaft Hawaiis. Am Ende standen mit der Kalifornierin Lesley Paterson und Michael Weiss aus Österreich zwei neue Weltmeister auf dem Podium in Kapalua, dem neuen Austragungsort an der Nordküste Mauis. Auch die Dramatik sollte bei der 16. Auflage der Weltmeisterschaften im Crosstriathlon nicht fehlen und diese zeichnete sich in der abschließenden Disziplin bei den Frauen ab. Es gab wie vorhergesagt eine Vielzahl von Favoritinnen auf den Titel, deren bisherige Jahresleistungen im Vorfeld auf einen möglichen spannenden Rennverlauf schließen ließen. Dass jedoch ein Vorsprung von 6:25 Minuten und die Erfahrung von drei Xterra-Weltmeistertiteln am Ende nicht für einen Sieg reichen könnten, verdeutlichen die Unberechenbarkeit des Wettkampfes auf der polynesischen Vulkaninsel. Es traf ausgerechnet Melanie McQuaid, die mit einem beherzten Ritt auf dem Mountainbike durch die Plantagenhänge am Fuße der Westmaui-Mountains den Grundstein für ihren vierten Titel legen wollte. Ihren geringen Rückstand nach der Auftaktdisziplin auf die schnellste Schwimmerin Erin Densham konnte die Kanadierin schnell zufahren und nahm mit hohem Tempo das Heft in die Hand. Trotz der bekannten Tradewinde war es jedoch sehr warm und es herrschte eine hohe Luftfeuchtigkeit.

Volle Leistung bis zur totalen Erschöpfung bei den Frauen
Als Erste kam die 38-Jährige zum zweiten Mal in die Wechselzone und nahm ähnlich entschlossen die 9,8 Kilometer Laufstrecke in Angriff. Ihr folgten die starke Mountainbikerin Renata Bucher und die Französin Marion Lorblanchet. Doch nach zwei Meilen fast ausschließlich bergauf sollte McQuaid ihrer Kampfeslust Tribut zollen. Die Schritte der Kanadierin wurden kürzer und die Kilometerzeiten immer länger. Es dauerte nicht lange und Lorblanchet konnte eine immer langsamer werdende McQuaid aufschließen, im Schlepptau die Schweizerin Bucher. Doch aus eher zweiter Reihe und mit Wut im Bauch aufgrund eines platten Reifens, blies eine weitere Crossspezialistin zum Angriff. Lesley Patterson setzte alles auf eine Karte und flog über den neuen Laufparcours. Auf einer Bergabpassage rannte die Amerikanerin an einer taumelnden Mel McQuaid vorbei und ging zwei Kilometer vor dem Ziel in Führung. Doch auch bei Paterson hinterließen die Anstrengungen Spuren, als sie bei der letzten Überquerung eines Flusses stürzte. Ihren ersten Weltmeistertitel konnte der 31-Jährigen jedoch keiner mehr streitig machen und so gewann die junge Kalifornierin völlig entkräftet in 2:45:59 Stunden vor Marion Lorblanchet (2:48:08) und der Tschechin Helena Erbenova (2:51:51). Melanie McQuaid erreichte das Ziel nicht mehr, sie musste aufgrund von Dehydrierung und absoluter Erschöpfung nur einen Kilometer vor Schluss aufgeben. Weitaus weniger dramatisch, aber ebenso spannend war die männliche Konkurrenz auf den neuen Strecken in Kapalua unterwegs. Der große Hype um das beste Männerfeld in der 15-jährigen Xterra-Geschichte zeigte Wirkung und lockte viele Zuschauer an die Nordküste Mauis. Der deutsche Olympiasieger Jan Frodeno und Vize-Europameister Ronny Dietz, der Weltmeister Conrad Stoltz und Europameister Olivier Marceau, sowie on Top der siebenmalige Tour-Sieger Lance Armstrong sorgten bereits im Vorfeld für viel Aufmerksamkeit rund um den Xterra Maui 2011. Das konnte die Konzentration schon rauben, während andere große Namen positiv davon profitierten, ohne jedoch mindere Qualitäten zu besitzen. Sie standen vor dem Rennen nicht so sehr im Rampenlicht, so wie der dreimalige Xterra-Weltmeister Eneko Llanos oder der US-Meister Josiah Middaugh und Dan Hugo aus Südafrika, der in der Vergangenheit meist nur seinem Material unterlag. Ein weiterer Favorit, nach zwei dritten und einem zweiten Platz, war der Österreicher Michi Weiss. Der ehemalige Mountainbike-Profi war zwei Wochen zuvor beim Ironman in Kona ausgestiegen. Nach einem unzufriedenen Rennverlauf dort wollte er sich schonen und sich für Maui vorbereiten.
Weiss schneller Bikesplit die Grundlage des Erfolgs
Mit einem schnellen Auftakt in der Bucht von Kapalua kam Jan Frodeno als Zweiter, nur zwei Sekunden hinter dem Briten Richard Stannard und nach 20:24 Minuten zusammen mit Olivier Marceau aus dem Wasser. Das Trio ging nach einem raschen Wechsel gemeinsam auf die anspruchsvolle Radstrecke mit ihren 1.000 Höhenmetern und 30 Kilometern. Eine halbe Minute dahinter folgte Lance Armstrong; der 40-Jährige war die zwei Runden fulminant geschwommen, was ihn jedoch viel Kraft kostete. Auf dem Mountainbike gab er dann weiter kräftig Druck aufs Pedal und konnte die Spitze mit Hälfte des Rennens ein- und unmittelbar danach auch überholen. Aus der Mitte des Feldes und einem fast schon chancenlosen Rückstand trat Michi Weiss in die Pedale und sammelte einen Hoffnungsträger nach dem anderen auf den langen und steilen Bergaufpassagen ein. An einem Anstieg bei Kilometer 24 attackierte Weiss dann den siebenmaligen Tour-Sieger und fuhr bis zum Laufwechsel einen Vorsprung von 30 Sekunden heraus. Mit dem tagesschnellsten Bikesplit von 1:17:30 Stunden rundete der 30-Jährige seine Aufholjagd ab. Unkonzentriert von den kraftraubenden Schwimm- und Radeinheiten stürzte Armstrong noch kurz vor der Wechselzone. Nachdem sich Armstrong besann, ging es für den 40-Jährigen wieder weiter, allerdings mit deutlich niedrigerer Frequenz. Von den Verfolgern konnte man das weniger behaupten und so sah Dan Hugo nach einem pannenfreien Bikesplit endlich seine Chance auf das Podium. Die Laufstärke des Südafrikaners war Michi Weiss bekannt, mit einem Kraftakt versuchte er seinen Vorsprung über die Laufstrecke zu retten. Eneko Llanos und Dan Hugo zwackten dem Österreicher Sekunde um Sekunde ab, doch es sollte endlich für einen Sieg und den ersehnten Titel reichen. 2:27:00 Stunden standen auf der Stoppuhr, als Michi Weiss als Erster das Zielband in die Höhe riss und sich damit als der neue Xterra-Weltmeister 2011 feiern ließ. Nur 33 Sekunden danach lief Dan Hugo durch das neue Ziel in Kapalua, gefolgt Eneko Llanos in 2:28:26 Stunden. In die Top-Ten hat es ebenso der Chemnitzer Ronny Dietz geschafft, der wie Weiss, sein Rennen von hinten aufrollte. Mit einer starken Rad- und Laufkombi wurde der Deutsche Meister schließlich Siebter. Titelverteidiger Conrad Stoltz aus Südafrika musste mit Atemwegsbeschwerden nach dem Radfahren aufgeben. Jan Frodeno, der den Crosstriathlon ohne besonderes Training anging, erreichte Platz 12. Lance Armstrong wurde 23..
Alexander Haas sensationeller Weltmeister
Für eine Sensation sorgte Nachwuchs-Triathlet Alexander Haas. Der 22-Jährige wurde jüngster Altersklassen-Weltmeister und lief nur knapp hinter Frodeno als 13. ins Ziel. Der Nürnberger war selbst überrascht und konnte es im Ziel noch gar nicht begreifen, wen er alles im Verlauf des Rennens hinter sich gelassen hatte. Seine Zeit blieb bei 2:33:37 Stunden stehen und lässt auf eine große Zukunft blicken.