Xterra Triathlon-WM Maui: „Good Job“ - Stoltz und Vanlandingham holen die Titel

von Stefan Drexl für tri2b.com für tri2b.com | 25.10.2010 um 01:24
Von Spannung und Souveränität geprägt waren die Xterra World Championships 2010. Am Makena Beach hat sich am Sonntag der Südafrikaner Conrad Stoltz mit einem beeindruckenden Vorsprung und einer Zeit von 2:31 Stunden bei der 15. Auflage seinen vierten Titel im Cross-Triathlon geholt. Das Rennen der Frauen war spannend wie nie. Am Ende hieß die Siegerin Shonny Vanlandingham aus Colorado, gefolgt von Julie Dibens …

Von Spannung und Souveränität geprägt waren die Xterra World Championships 2010 auf Maui. Am Makena Beach war die Begeisterung der zahlreichen Zuschauer groß, als am Sonntag zum 15. Mal die Weltmeisterschaft im Cross-Triathlon ausgetragen wurden. "The Caveman", Conrad Stoltz, hat sich mit einem beeindruckenden Vorsprung und einer Zeit von 2:31 Stunden den Titel des Weltmeisters geholt. Das Rennen der Frauen dagegen war spannend wie nie zuvor. Ständige Positionswechsel von Beginn an haben die Nerven bis aufs Äußerste strapaziert. Am Ende hieß die Siegerin Shonny Vanlandingham aus Colorado, zweite wurde die drittplatzierte des Ironman Hawaii, Julie Dibens. Zur Bildergalerie von der Xterra-WM 2010 ... Seit 1996, seit der Gründung des Xterra auf Maui, war er an mehr Meisterschaften beteiligt, als „Kahuna“ Dave Nicholas. Er ist der Veranstalter und Organisator der Xterra World-Tour und somit der wichtigste Mann an diesem Tag. Dennoch ist er nicht der Erste, der am Makena Beach das Mikrofon greift und den Tag der Weltmeisterschaft eröffnet. Es ist die Geistliche „Kuhina and Kahu“, Alalani Hill, die in einer hawaiianische Eröffnungszeremonie die Götter Mauis gnädig stimmt und schützende Worte an alle Athleten richtet, bevor sich diese höchst motiviert in die Fluten des Pazifiks stürzen. Im Ziel wird sie jeden einzelnen wieder empfangen, bis auch der Letzte die 1,5 km Schwimmen, 32 km Rad fahren und 11 km Laufen hinter sich gebracht hat. Keine Abkühlung im Wasser Erst nach diesem jährlichen Ritual verkündet „Kahuna Dave“ sein Briefing und schickte pünktlich um neun Uhr die Sportler auf ihre harte Reise. Dabei mag bei dieser Variante des Triathlon, das Schwimmen noch die hamloseste und vor allem kühlste Angelegenheit sein. Länger als notwendig mochte dennoch keiner im salzigen Pazifik bleiben und es ist erstaunlich, wie dicht die Leistungen im Wasser geworden ist. Es konnte sich in der ersten von zwei Runden keiner bedeutend absetzen und sogar die Frauen waren vorne in dem lang gezogenen Feld dabei. Mit 19:29 Minuten stieg Seth Wealing als Tagesschnellster aus dem Wasser und hatte alle anderen gleich mitgenommen. Der Vorjahressieger Eneko Llanos kam nur 20 Sekunden dahinter, die schnellste Frau war Christine Jeffrey mit 19:41 Minuten. Wo waren die Deutschen nach der ersten Disziplin? Ronny Dietz und Felix Schumann waren nur eine halbe Minute hinter dem Amerikaner Wealing, und Sebastian Kienle war zusammen mit dem Österreicher Michael Weiss nach 20:45 Minuten an Land gegangen. Die Zeiten zeigen, dass die Bedingungen ideal waren. Kaum Wellengang, 24 Grad Wassertemperatur und leicht bedeckter Himmel für einen guten Blick auf die Bojen. Conrad Stoltz hatte sich an die Fersen des spanischen Titelverteidigers geheftet, eine clevere Entscheidung, wie sich am Ende herausstellte. Auch Julie Dibens war in dieser Reihe der schnellsten Schwimmer und kam über vier Minuten vor Shonny Vanlandingham aus dem Wasser. Was für ein Vorsprung, mochte man zu diesem Zeitpunkt glauben, denn andere Mitfavoritinnen waren deutlich dichter an der Dritten des diesjährigen Ironman Hawaii dran. So zum Beispiel Marion Lorblanchet oder auch Melanie McQuaid. Als schnellster Altersklassen-Athlet hat der Tscheche Jan Francke zum ersten Mal gewechselt, Philipp Seipp aus Deutschland nur 30 Sekunden danach. Kein Tag für Romantik und Schwäche Romantisch liegt sie eingebettet zwischen Palmen und Hügeln auf einem Golfplatz unmittelbar hinter dem Strand - die Wechselzone. Für die Athleten bedeutet das jedoch unmittelbar nach dem Wechsel eine Steigung von 20 Prozent mit ihrem Mountainbike hinauf zu laufen, ehe sie auf ihr Rad steigen dürfen. Doch es geht weiter bergauf und so gestaltet sich der Schwung aufs Rad mitunter schwieriger, selbst für Profis. Manche haben ihre Schuhe daher bereits angezogen, letztendlich musste jeder selbst wissen, was für ihn am unproblematischsten ist. Die größere Herausforderung stand jedoch noch bevor. 1.200 Höhenmeter über Stock und Stein auf 32 Kilometern. Von wegen Stock und Stein, jegliche Varianten von Sand, Lava und Kiawe, ein dorniges Gehölz, das hier überall wächst und dessen Nadeln stabil wie Nägel sind. Von Beginn an machte Conrad „The Caveman“ Stoltz Druck auf dem Rad und war am „Heartbreak Hill“ Schulter an Schulter mit Dan Hugo unterwegs, dicht gefolgt von dem Spanier Llanos. Nur drei Minuten dahinter kam bereits Julie Dibens als erste Frau nach der ersten langen Steigung an. Während Jeffrey immer weiter zurück fällt, verkürzte Melanie McQuaid ihren Rückstand und holte deutlich auf. Es war wie in einem Drehbuch, doch einer hatte zumindest den „Caveman“ von Anfang an auf der Rechnung. „Kahuna Dave“ kennt seine Spezialisten, und wusste, dass der 37-jährige Südafrikaner nach einer dominierenden Saison das Zeug für seinen vierten Titel hatte. Er wäre damit der erste Athlet, der vier Xterra WM-Titel vorweisen könnte. Die Chance hatten jedoch auch Llanos und Dibens. Daher hat nicht umsonst Alalani Hill die Sportler mit den Worten, „Best of luck to everyone racing today, may they swim fast, bike hard and run strong“ auf denn Wettkampf eingeschworen. Denn nur den beiden Schnellsten, Härtesten und Stärksten unter den 600 Teilnehmern aus 30 Nationen war dieses Glück am heutigen Tag vergönnt. Kienle misst sich mit dem Haleakala Nach acht Meilen, kurz vor Hälfte des Radpacours dann die Führung für Conrad Stoltz. Er hatte sich an der zweiten Steigung hinauf zu „Crossroads“ mit über zwei Minuten vom Rest des Feldes abgesetzt. Eine mögliche Vorentscheidung? Bei den Frauen rollte Vanlandingham mit einer unglaublichen Aufholjagd heran und das bergauf. 1:20 Minuten sollte der Vorsprung von Julie Dibens auf die nun Zweitplatzierte an diesem Messpunkt nur noch sein. Sollte die 41-jährige US-Amerikanerin beweisen, dass sie zu recht die amtierende amerikanische Meisterin ist? Nach drei Viertel des Rennens, einem waghalsigen Downhill und auf dem Weg zum zweiten Wechsel hatte Stoltz bereits einen Vorsprung von über fünf Minuten auf seine direkten Verfolger, dem Franzosen Franky Batelier und Michi Weiss heraus gefahren. „Ich habe ziemlich bald gespürt, dass ich heute eine unglaubliche Kraft habe, war aber verwundert, wo die anderen bleiben", so Stoltz. Felix Schumann hatte sich zu diesem Zeitpunkt andere Gedanken gemacht. Ihm war seine Startnummer bereits in der Wechselzone abhanden gekommen, „ich musste ewig diskutieren, bevor ich weiter durfte und das hat man dann natürlich die ganze Zeit im Kopf“, so der Tübinger nach dem Rennen. Trotz seines deutschen Meistertitels hatte Sebastian Kienle keine so hohen Erwartungen an sich gestellt und ist entsprechend gelassen in das Rennen gegangen. Dass diese unbeschwerte Haltung der Motivation und Leistung keinen Abbruch tat, hatte er bereits mit einem schnellen Swimsplit und einem rasanten Wechsel gezeigt. Aussichtsreich war er bei seinem ersten Start auf der Pazifikinsel zusammen mit Weiss in den Anstieg des Haleakala hinein gefahren. Ziemlich bald hatten sie Llanos überholt und sind gemeinsam auf der Verfolgung der Führenden gemacht. „Bei der zweiten Steigung habe ich dann abreißen lassen müssen“, so der Karlsruher Radspezialist, „und bin dann in die Abfahrt mit etwas mehr Risiko hinein“. Zuviel Risiko - in einer Kurve hat das Vorderrad die Bodenhaftung verloren. Seine größere Erfahrung kam Weiss an den riskanten Passagen zu gute und so war er nach zwei Drittel der Strecke am Franzosen Batelier dran. Der Titelverteidiger Llanos hatte bereits in dieser Phase keinen Einfluss mehr auf den Ausgang des Rennens. Tag der Entscheidung Der französisch-österreichische Express rollte gemeinsam Richtung Wechselzone, und noch bevor die beiden von der Straße auf den Golfplatz einbogen, kam ihnen Stoltz schon entgegen. Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass die Jagd auf Platz eins ein sinnloses Unterfangen wäre, solange der Südafrikaner nicht total einbrechen würde. Die Lücke nach hinten war nicht ganz so komfortabel, aber eindeutig, dass Platz zwei und drei auf dem Podium die beiden Europäer untereinander auszutragen hätten. Wann kam Kienle, war die Frage, die sich auch seine Freundin stellte. Als Elfter kam Schumann sichtlich gezeichnet zum Wechsel. „Ich habe mir auf dem Rad mehr vorgenommen und war nach meiner Vorbereitung sehr motiviert“, kommentierte der 28-Jährige seine Leistung auf dem Rad. Müde und kraftlos hätten sich seine Beine schon im ersten Anstieg angefühlt. Und Kienle war noch immer noch nicht eingetroffen. Das Rennen der Frauen sollte längst keine so klare Angelegenheit werden, wie das der Männer. Auch das hatte Renndirektor und Organisator Nicholas bereits vor dem heutigen Tag wissen lassen. Denn sieben Kilometer vor dem Wechsel ist Vanlandingham an Dibens vorbei geschossen. Dabei hatte Dibens bisher keine sichtliche Schwäche zwei Wochen nach den Ironman World Championships erkennen lassen und lag voll im Plan zu diesem Zeitpunkt des Rennens. Doch Vanlandingham, die ihren Saisonhöhepunkt erstmals nach hinten verschoben hatte und mit zwei Siegen zuletzt in Kanada und den amerikanischen Meisterschaften, nach Maui gereist war, schien hier und heute den entscheidenden Tag ihrer langen Karriere zu haben. Eine Minute Vorsprung nahm sie schließlich mit auf die Laufstrecke. An Position drei war McQuaid. Als Erster vier Titel Während sich der vierte südafrikanische Sieg abzeichnete und Conrad Stoltz nur noch wenigen Kilometer vor dem Ziel über den „Black Sand Beach“ Richtung Makena unterwegs war, kam dann endlich, aber die alle Hoffnungen nehmende Info, dass Sebastian Kienle die Kette gerissen ist. Erst durch die Hilfsbereitschaft eines befreundeten Mitstreiters, der ihm Kettenschloss und Zange überließ, konnte der Zweitplatzierte der Challenge Roth weiterfahren. Doch der Abstand war zu diesem Zeitpunkt so groß, dass auch aufgrund des vorangegangenen Sturzes eine Fortsetzung des Rennens aussichtslos war. Was bleibt, sind die Erfahrungen und ein faszinierender Wettkampf. Aussichtsreich und seinen Vorsprung auf dem letzten Rennabschnitt um eine weitere Minute vergrößernd, lief der Südafrikaner Stoltz ungefährdet seinem vierten Titel auf Maui entgegen. In einer Zeit von 2:31:07 Stunden erreichte der "Caveman" das Ziel und darf sich Xterra Worldchampion 2010 nennen. "Ich habe mich ständig gefragt, ob das gut geht und wann die anderen kommen“, beschrieb er kurz danach seinen Lauf. Respekt und Anerkennung für Shonny Die schnellste, härteste und stärkste Frau war Shonny Vnalandingham aus Colorado. Nach dem nationalen nun auch erstmals der Titel der Weltmeisterin im Cross-Triathlon in 2:58:16 Minuten. Eine beeindruckende Leistung in einem spannenden Rennen, das bis zum Schluss keine Schwächen der Hauptakteure zuließ. Unglaublich, denn nur 1:16 Minuten dahinter kam Julie Dibens ins Ziel. „Das war heute eine großartige Leistung von Shonny, die absolut respektabel ist“, so die Britin. „Ich war heute gut drauf, aber sie war besser.“ Deutlicher kann man einer Weltmeisterin seine Anerkennung nicht aussprechen. Bei den Männer erreichte Franky Batelier als Erster der Verfolger mit sechs Minuten Rückstand das Ziel und einem Vorsprung von nur 31 Sekunden auf Michael Weiss, der mit einem erneuten dritten Platz seine konstante Leistung unterstrich und damit zufrieden seine Saison beendete. Schumann kam noch bis auf Platz acht nach vorne und war trotz einer tollen Leistung unter den Top Ten etwas enttäuscht über sein Abschneiden. Das Ergebnis der deutschen Profis hat schließlich der Chemnitzer Ronny Dietz als Zwölfter und einer Zeit von exakt 2:45 Stunden abgerundet.