Die tri2b.com-Geburtsstunde: Als Triathlon das World Wide Web eroberte

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 01.03.2022 um 10:21
Triathlon-Berichterstattung in den 90iger Jahren? Sehnsüchtig ging es damals alle vier Wochen in den Zeitschriften-Kiosk, um die neueste Ausgabe des Triathlete Magazins möglichst druckfrisch in den Händen zu halten. Eine Situation, die heute undenkbar ist. Nachrichten aus der weltweiten Triathlon-Szene sind 24/7 – sprich rund um die Uhr - zugänglich. Innerhalb weniger Minuten präsentiert das Netz, von den Nachrichten-Portalen bis hin zu den verschiedenen Social-Media-Plattformen, die neueste Meldung, wie zuletzt z.B. die verletzungsbedingte Ironman WM-Absage von Patrick Lange. tri2b.com, oder besser gesagt, die Vorgänger-Plattform triathlon-online.de war Ende der 90iger Jahre eine der ersten Websites, die Triathlon-News über das World Wide Web an den Mann, respektive Frau brachte.

Die Idee dazu hatte Tom Mühlmann im Kopf, der beruflich für eine bekannte US-amerikanische IT-Firma arbeitete, und somit das entsprechende technische Hintergrundwissen für die noch blutjunge Online-Welt mitbrachte. Der Zufall war es dann, der den IT-ler und Hobbytriathleten Mühlmann mit Klaus Ruscher zusammenbrachte.  Ruscher zählte Anfang der 90iger Jahre zu den besten deutschen Triathleten auf der Kurzdistanz und gab sein Wissen mittlerweile in seinem Triathlon- und Laufsportladen Sport Ruscher an die Triathleten im Münchner Umland weiter. Der erste Schritt in die Triathlon-Webwelt war somit gemacht.

 

Der Start: Als online sein noch kein Dauerzustand war

 

triathlon-online.de berichtete so bereits ab 1999 tagesaktuell über die Triathlon-Szene. News, Ergebnisse, Termine, Trainings- und Material-Tipps waren die Inhalte. Alles war nun plötzlich online verfügbar. Wobei online sein zur Jahrtausendwende oftmals so seine Tücken hatte. Anders als in Boris Beckers vielzitiertem AOL-Werbeslogan „Ja bin ich denn schon drin“, war in der Praxis oft viel Ausdauer gefragt, vergleichbar mit den Unwägbarkeiten auf den finalen Laufkilometern eines Ironmans, weiß Tom Mühlmann zu berichten.

Die Anfänge: triathlon-online.de im Jahr 1999 - Quelle: web.old.archive.org

 

Von triathlon-online.de zu tri2b.com

 

Programmiert wurde anfangs mit Frontpage, was für so manche nervenaufreibende Überstunde sorgte. Es war ein „Ausprobieren“, so wie im Triathlon auch, erinnert sich Klaus Ruscher, der damals auch zu den ersten für Jedermann buchbaren Triathlon-Coaches gehörte. Das Online-Angebot wurde sehr schnell in der Szene angenommen. Bereits 30.000 Unique User und 100.000 Pageviews sollen es laut einer Vor-Analytics-Zählung z.B. im September 2000 bereits gewesen sein. Somit war der nächste Schritt die logische Konsequenz. Im westfälischen Münster hatte der ehemalige Alpin Weltcup-Skifahrer Martin Fiala die Idee eine Online-Sportnetzwerks zum Leben erweckt. ski2b, bike2b, surf2b, mountain2b, xc-ski.de und, und, und …  . Aus triathlon-online.de wurde so im Sommer 2001 dann tri2b.com. Die Münsteraner xnx-Agentur um Martin Fiala lieferte die Technik, Tom Mühlmann und Klaus Ruscher konnten sich nun verstärkt um den immer größer werdenden Online-Wissensdurst der Triathleten und die Vermarktung kümmern.

 

Der erste Webauftritt im bekannten tri2b.com-blau im Jahr 2002  - Quelle: web.old.archive.org

 

Die erste tri2b-News: Lothar kann´s nicht lassen …

 

Die erste Meldung im nun hinter tri2b stehenden Content-Management-System ging über Lothar Leder. Am 26.06.2001 berichtete tri2b.com: Lothar kann´s nicht lassen … . Der damalige Topstar der Szene Lothar Leder hatte in der Vorbereitung auf den letzten Ironman Europe in Roth ein Vorbereitungsrennen in Bremen gewonnen. Der Text ist auch heute noch in der aktuellen tri2b-Version abrufbar. Allerdings ohne Bilder, denn die glichen damals eher größeren Briefmarken als echten Fotos im heutigen Webverständnis.

 

Mehr Rennen, mehr Traffic ...

 

Und wie tickten die Triathleten damals?  „Es wurde mit mehr Demut an die Sache rangegangen,“ erzählt Klaus Ruscher. Diese heute vielfach um sich greifende von 0 auf 100-Metalität auf der Triathlon-Langdistanz gab es da noch nicht. „Und auch der Triathlon an sich ist damals mit der Aufnahme ins olympische Programm erwachsen geworden und die jugendliche Unbekümmertheit ging Schritt für Schritt verloren“.  Die Anzahl der hochrangigen Rennen über die längeren Distanzen nahm nun stark zu und das „Triathlon-Online-Rad“ lief immer schneller.  Waren es im zweiten Halbjahr 2001 noch ca. 16 News-Meldungen im Monat, so steigerte sich der News-Schnitt bereits 2002, im ersten vollen tri2b-Jahr, auf 24 monatliche News-Meldungen. 2003 waren es dann sogar 32 im Monatsschnitt. Jeden Tag eine Meldung. Wobei es vor allem der Sonntagabend und der Montag war, wo die Triathleten nach den aktuellen Rennberichten und den Ergebnissen surften. Dieses Userverhalten ist auch heute noch identisch, allerdings nicht mehr ganz so punktuell. Durch die Smartphone-Technologie können die User heute eigentlich immer und von überall auf die Website zugreifen.

Einer dieser Rennberichte, der 2002er Vorort-Racereport vom Allgäu Triathlon, war dann mein ganz persönlicher tri2b-Einstand und der Startschuss für 20 Jahre tri2b.com, in der wir u.a. über insgesamt zehn deutsche Ironman Hawaii-Siege berichten durften, über einen deutschen Olympia-Sieg, über eine Heim-WM und, und …  . 

In der nächsten Rückblende zu 20 Jahren tri2b.com geht´s dann um die Athleten und Athletinnen, über die am häufigsten berichtet wurde.  

 

Harald Eggebrecht

tri2b.com-Redaktionsleiter & Inhaber