Voller Einsatz: Hinter den Kulissen des Schongau Triathlon

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 16.06.2019 um 16:18
Ein Triathlon über die Olympische Distanz dauert für die Besten nur um die 2 Stunden, die langsamsten sind gut 3 Stunden unterwegs, dann ist alles vorbei. Damit die Triathleten in den Genuss eines toll organisierten Rennens kommen ist auf Organisationseite eine monatelange Planung und Vorbereitung nötig, gepaart mit dem nötigen Idealismus. Wir haben hinter die Kulissen des Schongau Triathlon geschaut, der am 21. Juli 2019 zum 8. Mal ausgetragen wird. Das Rennen im südwestlichen Oberbayern dürfte dabei exemplarisch für viele regionale vereinsorganisierte Triathlon-Veranstaltungen stehen.

So sind allein am Wettkampftag an die 180 Helfer notwendig, um den Stadttriathlon Schongau auf die Beine zu stellen. Den Großteil der Helfer nimmt dabei die Absicherung der Wettkampfstrecken  in Anspruch, die bei einem Rennkurs mitten durch die Altstadt besonders umfangreich ist. Jede noch so kleine Einmündung muss abgesichert sein. Polizei, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Rotes Kreuz, Wasserwacht und sonstige Helfer sind dafür im Einsatz und sorgen für die Sicherheit der Athleten.  Den Kern der Helfer bilden die Mitglieder des Triteam Schongau, die z.B. in Eigenleistung auch die Radständer für den Parc Fermé gebaut haben.


Wir verlosen zwei Startplätze für den 8. ARGI+ Schongau Triathlon am 21. Juli 2019. Hier geht´s zur Gewinspielfrage ...

© H. Wieland


 

Rein in die Stadt zu den Leuten

 

Um die 300 Teilnehmer waren im Vorjahr bei der 7. Auflage des Schongau Triathlon am Start. Zuvor gab es 12mal den ebenfalls von Triteam Schongau organisierten Auerberg Triathlon außerhalb der Stadtgrenzen. Mit der Umorientierung wollte man den Triathlon zu den Leuten bringen. Alles kompakt zusammen, mit einer technisch durchaus anspruchsvollen Radstrecke, die mehr als nur Kopf runter und möglichst hart treten abverlangt. Organisationschef Josef Zeller macht keinen Hehl daraus, dass die Veranstaltung eigentlich 400-450 Teilnehmer benötigt, um wirklich profitabel zu sein. Nur für das zweifelsohne erlangten Renommees wegen wäre der Aufwand auf Dauer zu hoch.

Athleten und Zuschauer sind hier auf Augenhöhe - © Triteam Schongau

 

Mit profitabel meint Zeller, dass mit einem Überschuss zum einen die Ausgaben des Ligabetriebs, das Triteam Schongau ist derzeit bei den Frauen mit einer Mannschaft in der 2. Bundesliga und der Regionalliga, die Männer ebenfalls mit zwei Teams in der Regional- und Bayernliga unterwegs,  gestemmt werden können. Außerdem ist ein Plus aus der Veranstaltung auch für die aufwendige Jugendarbeit, die im Triteam Schongau schon immer groß geschrieben wird, notwendig. So waren gerade über 150 Nachwuchstriathleten beim bereits zum 16. Mal durchgeführten Kinder-Crosstriathlon am Start. Selbstverständlich auch wieder mit vielen talentierten Eigengewächsen.  Dass diese Arbeit Früchte trägt, zeigen derzeit die Geschwister Franca (Jahrgang 2002) und Simon Henseleit (Jg. 2000), die bei der Triathlon EM in Weert (Niederlande) mit den Rängen 8 und 7 für die besten DTU-Platzierungen in den Junioren-Konkurrenzen sorgten und der Schongauer Nachwuchsriege entstammen.

 

"Ohne die treuen Sponsoren ginge es nicht"

 

Damit für die kostspielige Nachwuchsarbeit und den Ligabetrieb überhaupt was übrig bleibt, ist Zeller vor allem auf seine treuen Sponsoren angewiesen, die den Schongau Triathlon auch finanziell unterstützen. Zeller bestätigt mit seinen Aussagen damit die Studie der Technischen Hochschule Köln, bei der die Sponsorengewinnung im Triathlon untersucht wurde. In der unter den DTU Veranstaltern der Saison 2018 durchgeführten Umfrage kristallisierte sich heraus, dass viele Veranstalter auf einen festen Stamm an Sponsoren bauen können und dabei aber die räumliche und persönliche Nähe von entscheidender Bedeutung ist. Sehr deutlich zeigte sich auch, dass das Sponsoring von Sachleistungen stark verbreitet ist.

>>Zur Studie Sponsorengewinnung im Triathlon der TH Köln ...

 

Jede Kleinigkeit muss geplant und genehmigt werden und kostet oftmals Geld

 

Trotz aller Zuwendungen kostet die Durchführung einer Triathlon-Veranstaltung eine Stange Geld. "Im Endeffekt will jeder Geld sehen",  betont Zeller. Das geht los mit den Genehmigungen bis hin zu den Kosten für die Sicherungsdienste wie BRK und Feuerwehr.  Durch das Schwimmen im Lech muss auch noch die Erlaubnis des Stromerzeugers Uniper eingeholt werden, der am Lech seine Wasserkraftwerke betreibt und für den Schongau Triathlon während der Veranstaltung nach einem ausgeklügelten Ablaufplan die Schleußen schließt und so aus dem Lech kurzzeitig ein stehendes Gewässer macht.  Dazu kommen Planungsarbeiten, von denen die Triathleten am Wettkampftag normalerweise nichts mitbekommen. So gibt es extra einen Notfallplan, wenn während der Veranstaltung wegen eines Rettungseinsatzes die Radstrecke von den Rettungsdiensten befahren werden muss. Ebenfalls betroffen sind bei einem Stadtkurs die Pflegedienste, die während der Veranstaltung innerhalb der abgesperrten Radstrecke Patienten versorgen müssen. "Die To-Do-Liste ist lang, sehr lang", erklärt Zeller, der sich hier auch auf sein seit Jahren eingespieltes Kernteam verlassen kann.  

Josef "Josi" Zeller hält die Fäden des Orga-Teams beim ARGI+ Schongau Triathlon zusammen - © tri2b.com

Das Startgeld beträgt aktuell in der finalen Meldestufe 50.- EUR für die Olympische Distanz. Fast geschenkt im Vergleich zu den deutlich höheren Teilnehmergebühren von Triathlonrennen, die von kommerziellen Veranstaltern organisiert werden. Den dort oftmals gebotenen "Eventcharakter" wollen viele Triathleten auch bei kleinen regionalen  Vereinsveranstaltungen nicht mehr missen. "Die Ansprüche sind hier gestiegen, wir müssen den Athleten heute auch etwas Party bieten," erzählt Zeller, der selbst vor 30 Jahren zum Triathlon kam. An der Preisschraube stärker drehen will er deshalb aber nicht.  "Wir wollen eine perfekt organisierte Veranstaltung bieten, aber trotzdem preislich erschwinglich bleiben."  

 

Das Zeug zum Mythos: Schwimmen in der grüßen (Lech)-Hölle

 

Der Wunsch von Zeller wäre es, dass dies auch durch den nötigen Teilnehmerzuspruch honoriert wird. Noch ist es schwer die Triathleten in die Region zu bringen. Dabei hätte gerade das Flussschwimmen im Lech das Zeug zum Mythos. "Schwimmen in der grünen Hölle", beschreibt den Schwimmauftakt im türkis bis jadegrünen Wasser des Lechs, der entlang der Schwimmstrecke von einer üppig grün wuchernden Vegetation umgeben ist, absolut trefflich.

Der Schwimmauftakt im aufgestauten Lech - der "grünen Hölle" des Schongau Triathlon - © H. Wieland

Das Treiben in der "grünen Hölle" lässt sich dabei bestens von der Lechbrücke hautnah verfolgen und erinnert Zeller ein kleinwenig an die Kanalbrücke in Hilpoltstein, die beim Schwimmstart der Challenge Roth alljährlich zur Haupttribüne wird. Mit wenigen Schritten ist man dann in der Schongauer Altstadt und kann die Athleten bei der technisch durchaus anspruchsvollen Durchfahrt beobachten, bevor die Zuschauer beim Laufrundkurs um und durch die Altstadt ebenfalls vollen Einblick auf das Renngeschehen haben und die anschließende gemeinsame Finisherparty direkt hinter der Ziellinie steigen kann.