Ironman 70.3 WM Nizza: Ryf siegt weiter, Lawrence und Symmonds auf dem Podium

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 07.09.2019 um 15:09
Daniela Ryf war auch bei der Ironman 70.3 World Championship 2019 nicht aufzuhalten. Die Schweizerin triumphierte in Nizza auf der Promenade des Anglais nach 1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km Laufen in 4:23:04 Stunden und feierte damit ihren insgesamt fünften WM-Sieg über die halbe Ironman-Distanz. Die Britin Holly Lawrence (4:27:02) und Ryfs Landsfrau Imogen Simmonds (4:28:10) sicherten sich in einem spannenden Lauffinale den Silber- und Bronzerang. Für Lucy Charles-Barclay war nach einer fünfminütigen Zeitstrafe wegen Windschattenfahrens der Fight um den WM-Titel bereits früh beendet. Die Britin wurde am Ende Fünfte. Beste Deutsche im Profifeld der Frauen war die Ravensburgerin Anne Reischmann auf Rang 20.

"Ich hatte ein super Schwimmen", erzählte Daniela Ryf (25:29 min) über die Auftaktdisziplin, die im 24 Grad warmen Wasser des Mittelmeers für die Pros ohne Wetsuit zu absolvieren waren. Trotzdem musste sich die Topfavoritin zunächst auf Zwischenrang sieben einreihen, zeitgleich mit der Britin India Lee.  Vorne hatte wie erwartet Lucy Charles-Barclay das Tempo vorgeben und das Feld der weiblichen Profis nach 25:23 min in Richtung erster Wechselzone geführt. Im endlos lang erscheinenden Wechselgarten verlor sie sogar noch einige weitere Sekunden, um anschließend umso vehementer zur Aufholjagd zu blasen.

 

Watkinson holt die KOM am Col de Vence -Ryf kontert in der Abfahrt

 

Bereits nach 10 gefahrenen Kilometern, noch in den Außenbezirken Nizzas, war Ryf bereits fast auf Sichtweite an Charles-Barclay dran. Im Schlepptau hatte die Schweizerin zunächst noch annähernd zehn Athletinnen. Diese Bild sollte sich mit dem Anstieg in Richtung Col de Vence schnell ändern. Neben Charles-Barclay und Ryf kletterten noch fünf weitere Frauen in engen Abständen in die Ausläufer der Seealpen. Holly Lawrence, Imogen Symmonds, Paula Findley, Lisa Norden und Amelia Watkinson suchten ihre Chance. Allen voran die Britin Lawrence und anschließend die Neuseeländerin Watkinson sorgten für viel Betrieb im Feld. Watkinson sollte sich sogar etwas von ihren Mitstreiterinnen lösen können und bis zum höchsten Punkt der Radstrecke eine halbe Minute Vorsprung auf Ryf und Co herausfahren. Zu diesem Zeitpunkt war Charles-Barclay schon auf dem Weg in die Penalty-Box, nachdem sie eine fünfminütige Zeitstrafe wegen Windschattenfahrens erhalten hatte.

Mit dem Beginn der technisch anspruchsvollen Abfahrt, die nach dem abendlichen Gewitterregen vom Vortag noch einige tückisch  nasse Stellen aufwies, begannen dann die Ryf-Festspiele. Wie auf Schienen flog die Titelverteidigerin hinab und dem Mittelmeer entgegen. Schnell war die deutlich unsicher wirkende Watkinson gestellt und auch der Rest der Spitzengruppe konnte nicht mehr folgen.

 

Ryf ballert nach Nizza zurück

 

Als es wieder flacher wurde, legte Ryf nach und drückte im dicken Gang in Richtung Nizza zurück. Aus anfänglich einer Minute Vorsprung wurden es bis in die zweite Wechselzone gut zweieinhalb Minuten vor dem Verfolgerduo Lawrence/Symmonds. Auf Rang vier hatte Watkinson bereits über vier Minuten Rückstand. Charles-Barclay erreichte nach ihrer Zeitstrafe mit etwas über sieben Minuten Rückstand auf Rang sechs die zweite Wechselzone.

 

Lawrence versuchts anfangs im Halbmarathon

 

In den Laufschuhen legte Holly Lawrence dann einen Blitzstart hin. Schnell hatte die Ironman 70.3-Weltmeisterin von 2016 Imogen Symmonds abgeschüttelt und machte auf dem Weg zum ersten Wendepunkt am Flughafen Nizza auch etwas Zeit auf Ryf gut. Bis auf zwei Minuten verkürzte sich der Abstand, der allerdings bei Laufhalbzeit wieder etwas anwachsen sollte. Diese Tendenz setzte sich dann in der zweiten Wendepunktschleife fort, so dass Daniela Ryf am Ende mit komfortablen vier Minuten Vorsprung ihren neuerlichen Weltmeistertitel im Zielkanal gebührend feiern konnte. Dahinter durfte sich Lawrence  noch nicht ihrem Silberrang sicher sein, denn Symmonds ließ immer noch nicht locker. Selbst auf der Zielgeraden blickte sich deshalb Lawrence nochmals um, bevor sie sich endlich über Rang zwei freuen durfte. Riesige Freude gab es anschließend auch bei Imogen Symmonds, die bereits im Juli mit Rang zwei beim Ironman Frankfurt ein Topergebnis hinlegte. "Imo", wie sie von ihren Freunden und Fans genannt wird, startet zwar für die Schweiz. Ihre eigentliche Heimat ist aber Südostasien, da sie in Hongkong aufwuchs und zuletzt viel im thailändischen Phuket trainierte.

Eine weitere Überraschung war auch Chelsea Sodaro auf Rang vier. Die 30-jährige US-Amerikanerin, die von Laufen kommt und seit Anfang 2019 für das BMC-Vifit Triathlon Team startet,  war nur als neunte Frau vom Rad gestiegen.

Die beiden deutschen Profistarterinnen Anne Reischmann und Jenny Schulz konnten wie erwartet nicht in den Kampf um die Top Ten-Ränge eingreifen. Reischmann, der im Juni beim Ironman 70.3 Les Sables D´Olonne als Zweite ihr erstes 70.3-Podium als Profiathletin feiern durfte, wurde 20. Die Frankfurterin Jenny Schulz, Anfang August Siegerin beim Ostseeman,  folgte knapp dahinter auf Platz 23.  Die einzige österreichische Starterin Bianca Steurer beendete das WM-Rennen auf Rang 37.