Ironman Hawaii 2010: Carfrae neue Iron-Queen von Kona

von H. Eggebrecht für tri2b.com | 10.10.2010 um 03:41
Die Australierin Mirinda Carfrae hat den Ironman Hawaii 2010 gewonnen. Nach 8:58:36 Stunden siegte die Vorjahreszweite vor der Schweizerin Caroline Steffen, die nach 9:06:00 Stunden bei der Premiere gleich auf Rang zwei lief. Dritte wurde die lange führende Britin Julie Dibens. Beste Deutsche wurde die Regensburgerin Sonja Tajsich, die wie im Vorjahr auf Rang 14 das Ziel am Alii Drive erreichte.

Der erste Paukenschlag im Damenrennen war am frühen Morgen die überraschende Rennabsage der Topfavoritin Chrissie Wellington. Manche Zaungäste behaupteten, sie noch beim CheckIn gesehen zu haben. Anscheinend blieb die dreifache Siegerin und Titelverteidigern aber im Hotel und wurde mit den Worten zitiert, sie sei nicht in der Lage zu starten und fühle sich müde. In dieser Form mache es keinen Sinn zu starten. Felix Walchshöfer, Veranstalter der Challenge Roth, erklärte gegenüber tri2b.com, er habe von einer fiebrigen Erkältung bei Wellington gehört.

 

Britische Frauen vertreten Wellington gut

In Abwesenheit der Topfavoritin nutzte beim Schwimmen ihre Landsfrau Rachel Joyce die Gunst der Stunde und kam als erste Frau nach 52:25 Minuten aus den Fluten der Kailua-Bay, gefolgt von einer weiteren Britin: Julie Dibens, der im Vorfeld viele Experten am ehesten zugetraut hatten, das Monument „Wellington“ ins wackeln zu bringen. Die amtierende Weltmeisterin über die Ironman 70.3-Distanz übernahm auf den Rad schon bald die Führung. In ihrer Paradedisziplin fuhr Dibens bis zum Wendepunkt in Hawi nach gut der Hälfte der 180 Radkilometer einen Vorsprung von vier Minuten auf die Schweizerin Caroline Steffen heraus. Zu diesem Zeitpunkt war die mitfavorisierte Deutsche Sandra Wallenhorst schon aus dem Rennen. Die Hannoveranerin kam nur als 40. Frau des Profifelds aus dem Wasser. Danach soll die Dritte des Jahres 2008 auf der Radstrecke abgekürzt haben und wurde deshalb disqualifiziert.

Auch auf dem Rückweg nach Kailua-Kona konnte Dibens ihren Vorsprung behaupten. Nur in den letzen leichten Wellen auf dem Queen Kaahumanu Highway vor dem Keahole Airport schien die 35-Jährige leichte Probleme zu haben. Mehrmals wechselte sie die Sitzposition, fuhr teilweise im Stehen. Trotzdem nahm sie ihren ersten Ironman-Marathon mit sechs Minuten Vorsprung in Angriff. Als Zweite lief Steffen den kurzen steilen Anstieg aus der Wechselzone die Palani Road hinauf und auf Rang vier folgte Mirinda Carfrae, die diesmal auf dem Rad deutlich weniger Rückstand als im Vorjahr hinnehmen musste, und sich als Laufstreckenrekordhalterin noch berechtigte Hoffnungen auf den Titel machen durfte.

Tageschnellste auf dem Rad war jedoch keine der Führenden, sondern die Radspezialistin Karin Thürig. In 4:48:22 Stunden unterbot die ehemalige Weltmeisterin im Einzelzeitfahren den 17 Jahre alten Radrekord von Paula Newby-Fraser um acht Sekunden. Allerdings wurden im Jahr 1993 noch beide Wechselzeiten in den Radsplit mit eingerechnet.

 

Duell der Halbdistanz-Weltmeisterinnen

Im Marathon sollte es sich dann zum Duell der beiden Ironman 70.3-Weltmeisterinnen zuspitzen. Dibens, im Vorjahr in Clearwater erfolgreich, spürte immer mehr den Atem von Carfrae im Nacken. Bei Laufkilometer 25 war es dann soweit. Leichtfüßig zog die Australierin an der Britin vorbei, nur unterbrochen von einem kurzen Shakehands. Noch im Vorjahr hatte Carfrae nach ihrem überraschenden zweiten Rang angedeutet, dass der Tag kommen wird, an dem auch Wellington auf Hawaii schlagbar ist. Dass sie jetzt unter den Umstand deren Startverzichts zum ersten Titel in Kona unterwegs war, wird ihr wohl egal sein. Nicht ganz egal wird ihr am Ende der abermals neue Marathonrekord gewesen sein, mit dem sie einmal mehr unterstrich, dass sie zu den Allerbesten gehört. In 2:53:32 Stunden brachte die Australierin den Marathon hinter sich und war damit um mehr als drei Minuten schneller als im vergangenen Jahr, als sie die den bestehenden Rekord von Chrissie Wellington unterbot. Nun hat sie Beides. Am liebsten wäre es ihr aber gewesen, dabei auch Wellington hinter sich zu lassen.

 

Tajsich wird nach schnellem Marathon beste Deutsche

Die Konkurrenz hinter konnte sich aber auch so sehen lassen. Hinter der Australierin, Steffen und Dibens landeten Athletinnen wie Virginia Berasategui, Rachel Joyce, Karin Thürig und – erst auf Rang sieben – die mitfavorisierte Niederländerin Yvonne van Vlerken auf den folgenden Rängen. Sonja Tajsich überzeugte einmal mehr mit einem schnellen Marathon. In 3:07:07 Stunden war die Regensburgerin in den Laufschuhen deutlich schneller unterwegs als die drittplatzierte Dibens. Wie vor Jahresfrist belegte Tajsich Rang 14, darf sich aber diesmal über den inoffiziellen Titel der besten deutschen Triathletin beim Ironman Hawaii 2010 freuen.