OstseeMan: Christian Altstadt entthront Till Schramm, Jenny Schulz bricht den Streckenrekord

von Niels-Peter Binder für tri2b.com | 06.08.2018 um 12:23
Jenny Schulz und Christian Altstadt sind die neuen Champions des OstseeMan-Triathlons in Glücksburg. Bei der 17. Auflage von Deutschlands einzigem Langdistanz-Triathlon mit Schwimmstrecke im Meer rasten der 31-jährige Erfurter und die 34-jährige Frankfurterin in Rekordtempo über die insgesamt 226 Kilometer lange Strecke und entschieden jeweils mit den besten Laufleistungen des Tages den Ausdauer-Dreikampf bei der letzten Disziplin für sich.

Nach 3,8 km Schwimmen in der mit 24 Grad Wassertemperatur ungewohnt warmen Flensburger Förde, 180 km Radfahren auf dem hügeligen Rundkurs im nördlichen Angeln und dem 42,195 km langen Marathon am Wasserschloss blieben die Uhren für die Frankfurterin Jenny Schulz mit der neuen Streckenrekordzeit von 9:12:17 Stunden stehen. Die ehemalige Duathlon-Europameisterin aus Hessen verbesserte bei ihrem ersten Start in Glücksburg die neun Jahre alte Bestmarke der Saarländerin Nicole Woysch um mehr als zehn Minuten und freute sich über einen für sie perfekten Wettkampf. „Das Training schlägt an, die Bedingungen waren gut und der Kurs ist schnell“, befand die neue Siegerin nach ihrem insgesamt vierten Start auf der Langdistanz.

 

 Jenny Schulz spielt im Marathon ihre Stärke aus

 

„Auf den Streckenrekord habe ich erst in der letzten Laufrunde geschielt, als ich merkte, dass ich sicher führe“, erklärte Schulz nach dem Wettkampf. Auf der Laufstrecke zog die Frankfurterin schon früh an der nach zwei Disziplinen führenden Larissa Rexin (TV Erlangen 1848/9:58:55 Std.) vorbei, die am Ende Vierte wurde, und rannte zu einem ungefährdeten Sieg. Den zweiten Platz sicherte sich wie im Vorjahr Bianca Grosse (SC Oberursel/9:45:39 Std.), ehe OstseeMan-Debütantin Victoria Best von TriVelos Flensburg nach 9:56:49 Stunden als Gesamt-Dritte und neue schleswig-holsteinische Landesmeisterin die Ziellinie jubelnd überquerte.

 

Christian Altstadt von der Penalty-Box zum Sieg  

 

Nach drei Siegen in Folge deutete im Rennen der Männer lange Zeit alles auf einen erneuten Erfolg von Till Schramm hin. Der 33-jährige Kölner kam schon als einer der schnellsten Schwimmer aus den Ostseewellen und hielt auf der Radstrecke das Tempo hoch. Sein schärfster Verfolger Christian Altstadt konnte auf der Radstrecke allerdings aufschließen, sodass die beiden Siegkandidaten fast zeitgleich zum zweiten Wechsel fuhren. Während Schramm blitzschnell in die Laufschuhe wechselte, wurde Altstadts Elan zunächst jäh gebremst. Der Erfurter war nach Ansicht der Kampfrichter zu lange im Windschatten einer Gruppe von Staffelradfahrern gefahren und bekam eine Zeitstrafe aufgebrummt. Nach fünf Minuten in der Penalty-Box ging der Thüringer mit reichlich Wut im Bauch auf die Laufstrecke.

 

OstseeMan-Triple-Sieger Till Schramm am Ende mit leerem Tank

 

„Aufstecken kam aber nicht in Frage“, erklärte Altstadt und startete zu einer fulminanten Aufholjagd. Runde um Runde verkürzte der Triathlon-Profi, der erst 2014 zum Triathlon gefunden hatte, den Abstand auf den führenden Till Schramm. Diesem machte mit zunehmender Renndauer ein Problem zu schaffen, dessen Ursache schon bei der ersten Disziplin lag. „Ich habe mehrfach Ostseewasser geschluckt. Danach musste ich mich übergeben und konnte nichts mehr zu mir nehmen. So fehlte mir am Ende Zucker und ohne Zucker kommt man bei einer Langdistanz nicht durch. Eigentlich war ich fitter, aber Christian war heute auch einfach besser“, erklärte der dreifache Sieger. Schramm beendete das Rennen in der starken Zeit von 8:33:17 Stunden, die in vielen Jahren schon zum Sieg gereicht hätte. Christian Althaus blieb mit seiner Siegerzeit von 8:25:50 Stunden nur etwas mehr als eine Minute über dem alten Streckenrekord des fünffachen Siegers Christian Nitschke (8:24:41 Std./ 2014).

„Ohne die Zeitstrafe hättest Du den Rekord sicher geknackt“, lobte Renndirektor Reinhard Husen den neuen Champion und entschied, die ausgelobte Rekordprämie trotz der verpassten Bestzeit auszuzahlen. Altstadt, der erstmals im Norden zu Gast war, zeigte sich von der Strecke und der Stimmung angetan. „Hier kann man spüren, dass alle mit Herzblut dabei sind“, erklärte der Thüringer. Auch bei den Männern ging der verbleibende Podiumsplatz an den besten Schleswig-Holsteiner. Dirk Hansen von den TriAs Flensburg erkämpfte in 8:47:13 Stunden als neuer Landesmeister den dritten  Platz der Gesamtwertung.

 

Hitzewelle nahm kurze Auszeit für die OstseeMan-Athleten

 

Die Hitzewelle der Vorwochen hatte sich rechtzeitig zum Triathlon-Wochenende eine Auszeit genommen. Trotz Wassertemperaturen von knapp 24  Grad bei leichtem Wellengang auf der Flensburger Förde entschieden sich die meisten Starter dafür, die erste Disziplin im Neoprenanzug zu bestreiten. Auf der Radstrecke und auch beim Laufen blieben die Temperaturen auf ähnlichem Niveau wie im Ostseewasser. Hier wurden die Athleten mehrfach von kleinen Regenschauern abgekühlt, während die Sonne und der Westwind aber auch rasch wieder für Trocknung sorgten. 

Von insgesamt 270 gemeldeten Einzelstartern erreichten 220 glückliche Finisher die Ziellinie am Kurstrand.  Die neu integrierte Halbdistanz des OstseeMan113 und der stets sehr beliebte Staffelwettbewerb sorgten zusammen mit dem Kinderwettbewerb „OstseeKids“ und dem ebenfalls neuen Frauenlauf dafür, dass insgesamt über 1000 Aktive beim OstseeMan auf den Beinen waren und ein buntes Triathlonfestival an der Küste feiern konnten.  

 

Schnelle Staffeln und gelungene Premiere der Halbdistanz

 

Die schnellsten Staffeln auf der Langdistanz hatte das Flensburger Unternehmen Maris IT zusammengestellt. Die Männerstaffel mit Schwimmer Niklas Fahlteich, Radfahrer Topias Thomsen und Olympia-Teilnehmer Steffen Uliczka als Schlussläufer gewann in 7:58:14 Stunden vor den Vorjahressiegern vom Borener SV. Jane Meißner, Ilse Ommen und Laura Michel holten in 9:02:42 Stunden auch den Sieg in der Frauenwertung für das Maris-IT-Team. In der Mixed-Wertung setzte sich das Trio „Marie und ihre Männer“ mit der Husbyer Schwimmerin Marie-Charlene Jensen und deren Teamgefährten Kay Dobat und Raoul Jankowski in 8:21:51 Stunden durch.

Beim erstmals in der Programm integrierten OstseeMan113 über die halbe Distanz (1,9 km/90 km/21,1 km) gewannen die Kielerin Lisa Schröder-Ott (4:44:35 Std.) und der Hamburger Julian Fritzenschaft (4:01:23 Std.).