Kurzmeldung


Training in Südafrika: Wenn der Winter zum Sommer wird

von S. Heubach für tri2b.com | 16.02.2005 um 16:42
Wenn der Name Südafrika fällt, tauchen in der Erinnerung sehr oft noch die Bilder der Apartheitspolitik, von Slums und Townships auf. Vor allem bei denjenigen, die noch nie die Möglichkeit hatten, dieses Traumland genauer zu erkunden. Besonders um die Kapregion bietet Südafrika uns Triathleten alles, was das Sportlerherz begehrt. Es gibt Radstrecken zum Kilometer fressen aber auch zum Genießen: bergig, wellig oder flach und meistens mit sehr gutem Straßenbelag. Warum nicht im Vorfeld des IRONMAN Südafrika (20. März 2005) noch ein bis zwei Wochen Trainingslager vorschalten? Oder unabhängig vom Event im März dem unbeständigen Wetter in Deutschland entfliehen?

 

Das Kap als Standort


Die Kapregion bietet sich nicht nur für Trainingslager, sondern auch als Urlaubsdomizil bestens an: atemberaubende Küstenstraßen, Weinanbaugebiete und Berge mit anspruchsvollen Passstraßen. Radfahren kann unter diesen Bedingungen süchtig machen. Oder Laufen an der Küste mit unvergesslichen Ausblicken, hinauf zum Signal-Hill, Table Mountain, Constantia Nek. Die Variation der Laufstrecken in Länge und Profil kennt hier keine Grenzen. Wer sein Schwimmtraining nicht auf der Strecke lassen möchte, der sollte sich um eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio bemühen. Die ‚Virgin Active’-Studios sind großzügig angelegt, sauber, zweistöckig und mit einem 25 m-Pool ausgestattet. Der reine Luxus für Schwimmer: Es sind Bahnen eingezogen und höchstens zwei Personen teilen sich eine Bahn.


Breite Ausdauersport-Szene


Auch ist Südafrika, besonders Kapstadt, bekannt für Events aller Art im Ausdauerbereich. Von gut besetzten Radrennen der PPA-Serie verschiedenster Streckenlängen über schön organisierte Volksläufe mit Teilnehmerzahlen um die 500 Athleten pro Lauf. Fast an jedem Wochenende gibt es in der Sommerzeit Rennen über zehn Kilometer, einen Halbmarathon oder die volle Marathondistanz, oft mit einem knackigen Streckenprofil. Ein weiteres Highlight ist der Argus Radmarathon, der alljährlich am zweiten Märzwochenende stattfindet (13. März 2005). Auf der 109 Kilometer langen Strecke gehen bis zu 35.000 Teilnehmer an den Start. Es wird gesagt, dabei handele es sich um den größten Radmarathon der Welt. In vier-Minuten-Abständen werden die Gruppen auf die Strecke geschickt. Ein Highlight, das – wenn irgendwie möglich – in die Reise eingeplant werden sollte, vielleicht als letzter Schliff für den IRONMAN? Seit diesem Jahr führt die Strecke wieder über den Chapmanspeak Drive, der herrlichen Küstenstraße, die vorübergehend wegen Steinbruch gesperrt werden musste (www.cycletour.co.za). In 45 Minuten Autofahrt von Kapstadt aus in östlicher Richtung erreicht man die Weingegend um Stellenbosch und Paarl. Flache bis leicht wellige Runden, wie auch lange Pass-Straßen lassen das Radfahrerherz höher schlagen. Unbedingt sollte der Franchhoek-Pass auf dem Programm stehen, denn er bietet eine unvergleichliche Kulisse.


Was man wissen muss


Die Trainingsbedingungen sind hervorragend, was sicherlich mit dem Klima um diese Jahreszeit und der Zeitzone zusammenhängt. Südafrikas Zeit ist gleich unserer Sommerzeit. Nur wenn wir auf Winterzeit umstellen, müssen die Uhren bei Ankunft in Südafrika um eine Stunde vorgestellt werden. Ungewohnt für viele ist sicherlich der Linksverkehr. Die Straßen sind gut beschildert, allerdings ist sowohl Wegweisung, als auch Ampelpositionierung und Fahrweise der Südafrikaner gewöhnungsbedürftig. Sie nehmen aber Rücksicht auf Radfahrer und halten den Sicherheitsabstand ein. Meistens haben die Straßen gut befahrbare Seitenstreifen. Die beste Reisezeit startet im Dezember und endet im März. Der Sommer ist vergleichbar mit unserem Klima, es kann aber auch sehr heiß werden (23–35 Grad Celsius). Erfrischung bringt dann aber meistens eine kühle Brise vom kalten Atlantik. Die Hitze ist deshalb trocken und gut zu ertragen. Es gibt Regentage, die aber nicht lange anhalten.


Training zur Morgenstund


Im Dezember und Januar muss vor dem South-Easter gewarnt werden. Es gibt Tage, manchmal sogar Wochen, da weht der Wind einen schier vom Rad. Viele Südafrikaner wählen deshalb die frühen Morgenstunden zum Training: der Wind wird im Tagesverlauf immer stärker (ein Paradies für Surfer), der Verkehr ist morgens geringer und die Temperatur ideal. Im Februar und März ist das Wetter stabiler und der Wind flaut ab. Weitaus tropischer zeigt sich das Klima in der Gegend um Durban an der Ostküste. Dort ist es richtig heiß und auch schwül. Von Kapstadt nach Port Elizabeth (im Volksmund PE), dem Austragungsort des IRONMAN Südafrika, führt die Garden Route, eine wunderschöne Strecke, die mit dem Auto besichtigt werden sollte. Garden Route steht auf nahezu jedem Reiseplan der Besucher Südafrikas. Allerdings müssen knapp 800 Kilometer bewältigt werden, die zwischen Kapstadt und PE liegen.


Miles and More

Ab ungefähr 680,- Euro kann man in der Hauptsaison zwischen Dezember und März Flüge nach Kapstadt ergattern. Aber Vorsicht mit dem Radtransport. Es gibt Airlines, die für die Radmitnahme bis zu 100,- Euro pro Strecke berechnen. Manche Fluggesellschaften bieten Kundenkarten für circa 30,- Euro im Jahr an. Freigepäck von 30 kg, freie Mitnahmen eines Sportgeräts (das Fahrrad) und Sitzplatzreservierung im Vorfeld gehören zu den Leistungen der Karte.Die einzige Problematik könnte sein: die Flüge sind größtenteils ausgebucht. Früh buchen lohnt sich, es finden sich aber dennoch immer freie Plätze, um sein Traumziel zu erreichen. Wenn nicht 2005, dann vielleicht im nächsten Jahr.