Tri Battle Royale: Jan Frodeno drückt den Langdistanzrekord auf 7:27:53 Stunden

von tri2b.com | 18.07.2021 um 17:19
Jan Frodeno hat in 7:27:53 Stunden die Tri Battle Royale in Immenstadt im Allgäu gewonnen und damit auch eine neue Weltbestzeit über die Triathlon-Langdistanz aufgestellt. Frodeno war bei teils strömendem Regen auf den 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen über 15 Minuten schneller unterwegs als der Kanadier Lionel Sanders, der nach 7:43:30 Stunden ins Ziel lief.

 

Tiefhängende Wolken begrüßen die Rekordjäger am Großen Alpsee

 

Der Start spielte sich vor mystischer Kulisse ab, tief hingen die dichten Wolken über dem Großen Alpsee bei Immenstadt im Allgäu und versperrten den Blick auf die Allgäuer Alpen. Das Corona-Konzept des Veranstalters erlaubte die Anwesenheit von einigen wenigen Zuschauern, welche bei frischen 17 Grad an diesem Sonntagmorgen vor Ort dabei waren. Nach dem Startschuss um 9 Uhr ging es für das Duo Frodeno und Sanders mit einem Startsprung von einer eigens installierten Schwimmplattform in das kühle Nass des Großen Alpsees, in dem bei 19 Grad Wassertemperatur insgesamt vier Runden zu bewältigen waren. Die Schwimmstrecke war, genauso wie der gesamte restliche Kurs, auf eine Rekordzeit angelegt und durchgängig mit Unterwasser-Leinen zur besseren Orientierung versehen.

 Bereits nach den ersten Armzügen erarbeitete sich Frodeno im Wasser Armlänge um Armlänge einen immer größeren Vorsprung auf seinen Kontrahenten Sanders. Nach einem Drittel der Schwimmstrecke hatte sich der weitere Rennverlauf eingestellt: Frodeno vorne, Sanders in der Verfolgung.

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>>Tri Battle Royale: Die Bilder vom Laufen und der Finishline ...

 

Nach den 3,8 Schwimmkilometern genau auf Rekordkurs

 

 So stieg der gebürtige Kölner nach 45:58 min aus dem Wasser und verfehlte seine eigene Schwimmbestzeit von 2016 nur um 18 Sekunden. Exakt 5 Minuten später - mit einer Zeit von 50:58 min - erreichte auch Sanders das Ufer. Beim anschließenden Wechsel machte der angriffslustige Kanadier, der eine neue Karriere-Bestleistung im Schwimmen erzielte, bereits ein paar Sekunden gut. Während Frodeno beim Wechsel aufs Rad seinen Aero-Helm fallen ließ und anschließend weitere Sekunden mit dem Richten seines Visiers verlor, lief der Wechsel bei Lionel Sanders deutlich flüssiger.

 

Kilometer 60: Es wird richtig nass

 

Die Hoffnung, dass es an diesem kühlen Juli-Tag wenigstens trocken bleiben würde, hatte sich nach den ersten Radkilometern in Luft aufgelöst. Gegen 11 Uhr und somit nach gerade einmal 60 der insgesamt 180 Radkilometern machte das Wetter unmissverständlich deutlich, dass es kein Mitleid mit den beiden Top-Athleten haben würde. Es regnete in Strömen. Nach Runde 1 von 5 auf der autobahnähnlichen B19 zeigten der Leistungsmesser 311 Watt bei Frodeno und 313 Watt bei Sanders. Auf der ersten Hälfte der Radstrecke fühlte sich Frodeno sichtlich wohl und konnte nach 100 Kilometern seinen Vorsprung auf 7:29 Minuten ausbauen. In der Folge machte Sanders das Duell allerdings wieder spannend. Frodeno hatte zunehmend mit der Kälte zu kämpfen, sodass sein Herausforderer den Vorsprung erstmals seit dem Start des Radfahrens wieder auf etwas mehr als fünf Minuten reduzierte.

 

Frodo fährt die 180 Kilometer unter 4 Stunden

 

Am Ende der 180 Kilometer blieb Frodenos Uhr nach weniger als 4 Stunden stehen. Mit einer Fahrzeit von 3:55 Stunden, und damit mit über 45 km/h im Durchschnitt, fuhr Frodeno in die zweite Wechselzon ein Burgberg ein und lag damit vor dem Marathon über 10 min unter seinem 2016er Roth-Rekord. Auch Sanders unterbot seinen bisherige Rad-Bestleistung in 4:01 Stunden und ging mit 8 min Rückstand in den Marathon.

 

Frodos Schrecksekunde: Sturz beim Stadiondurchlauf

 

Auf der ersten der vier Laufrunden machte Frodeno sogleich da weiter, wo er morgens um 9 Uhr begonnen hatte. Er dominierte auch die letzte Disziplin in diesem Langdistanz-Duell von Anfang an. Auch ein Sturz auf dem rutschigen Teppich beim Stadiondurchlauf nach 10 Kilometern konnte ihn nicht aufhalten. Nach einigen „Humpelschritten“ ging drehte Frodeno wieder die Rekordpace auf.

“Der Sturz tat ganz gut und lenkte mich von meinen schlimmen Rückenschmerzen ab, die ich zu dem Zeitpunkt hatte.”, scherzte Frodo später im Ziel. Mit der Präzision eines Uhrwerks spulte Frodeno Kilometer um Kilometer der Marathon-Laufdistanz ab. Dabei wurde er auch auf der zweiten Marathonhälfte nur unwesentlich langsamer und fuhr am Ende einen souveränen Start-Ziel-Sieg ein.

 

Sanders fightet hart für seine neue persönliche Bestleistung

 

Sein Verfolger Lionel Sanders überquerte die Ziellinie nach 7:43:28 Stunden und unterbot dabei knapp seine alte Bestzeit. Der 39-jährige Frodeno bezeichnete sich nach dem Rennen als “gebrochen” von den Strapazen des Weltrekords. “Es war so unfassbar hart, aber auch einfach Wahnsinn, weil du nie hochschaust und einfach konstant so schnell wie möglich sein musst”. “Kann ich jetzt endlich mal einen Stuhl haben?”, war dann auch der einzige Wunsch des alten und neuen Weltrekordhalters. Völlig außer Atem hatte er noch lobende Worte für seinen Kontrahenten. “Lionel ist ein großartiger Athlet, der mich die letzten zwei Jahre immer weiter gepusht hat und der hier lange Zeit auf Weltrekordkurs war, was ihm sicher viele nicht zugetraut haben.” Der zweitplatzierte Sanders zollte seinem Kontrahenten größten Respekt und bezeichnete das ZWIFT Tri Battle Royale als die Gelegenheit seines Lebens und fügte hinzu, dass es “ihm eine Ehre war, heute gegen sein Vorbild Jan Frodeno anzutreten”.