Das erstaunliche Zusammenspiel der Netzwerke der Bakterien oder das zweischneidige Schwert der Antibiotika - Teil 1

von Dr. Susann Kräftner für tri2b.com | 28.09.2015 um 21:14
Erst vor kurzem sprach ich wieder einmal mit einigen Menschen, die sich mit Infektionen hartnäckiger Bakterien wie etwa dem Pseudomonas herumschlagen, einem Erreger, der normalerweise nur für Menschen mit geschwächter Immunität oder auf Krankenhausstationen zur tödlichen Gefahr werden kann. Offensichtlich denken noch immer die Meisten von uns, dass Antibiotika Heilmittel sind. Das sind sie nicht, im besten Fall zerstören sie Bakterien.

1. Antibiotika heilen nicht, sie zerstören

 

Heutzutage unterwandern bereits viele Bakterienstämme die Behandlung durch die Antibiotika. Was Sie brauchen, um fit zu werden oder dies zu überleben, ist eine starke und ausbalancierte Immunität, die für die Heilung nach der Zerstörung Sorge tragen kann. Biestmilch sollte hier das Mittel Ihrer Wahl sein, um die Immunität und den Heilungsprozess zu unterstützen.

 

Liegt dem therapeutischen Erfolg vielleicht eher Glück als gründliche Abklärung zu Grunde?

 

Schwere Infektionen und gegen Antibiotika resistente Bakterienstämme verbreiten sich in bedrohlichem Ausmaß. Antibiotika werden zu oft sorglos verschrieben und werden schon allein dadurch immer weniger effektiv. Meiner Meinung nach hinterlassen dieses Thema und die vielen darin verwickelten Diskurse bei uns zunehmend mehr Verwirrung, Missverständnisse und Unsicherheiten. Im Krankenhausumfeld wird das Behandeln und Heilen von Infekten mit resistenten Keimen durch Antibiotika immer problematischer. Beispiele sind Tuberkulose, Staphylokokken-, Colibakterien-, Salmonellen-, Klebsiella-, oder Pneumokokken- Infektionen.

Der folgende Artikel greift einige interessante Aspekte aus jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen auf. Es handelt sich um ein Fragment, denn dieses Thema ist so umfangreich, dass es leicht Bücher füllen könnte. Ich will den Status Quo skizzieren und ein paar Zukunftsszenarien, die auf den heutigen Sichtweisen beruhen. Damit sollte sich jeder auseinandersetzen, denn ein jeder von uns könnte eines Tages Opfer dieser Entwicklung werden.

 

In der ärztlichen Praxis sind Antibiotika die schnelle und einfache Hilfe

 

Auch wenn es scheint, dass diese gefährliche Entwicklung zunehmend resistenter Bakterien vielen gegenwärtig ist und von vielen Ärzten, Biologen wie auch den Medien thematisiert wird, so sieht es in der Realität doch anders aus. Wenn immer ein Arzt bei der Behandlung eines Patienten unsicher ist, wenn die Symptome Mikroorganismen auch nur andeutungsweise vermuten lassen, dann wird schnell zum Antibiotikum gegriffen. Eine Halsentzündung, ein schwerer Husten seit mehreren Tagen und schon ist das Rezept für Antibiotika ausgestellt, und sowohl Arzt als auch Patient fühlen sich sicher.

Patienten sind heutzutage längst nicht mehr geduldig genug, ihrem Körper die Zeit zur Gesundung zu geben. Das ist natürlich nicht allein ihnen zuzuschreiben. Unsere schnelllebige Gesellschaft erlaubt es uns nicht, einmal eine Woche zu Hause zu bleiben, die Zeit, die es meistens braucht, um von einer akuten (in den meisten Fällen virusbedingten) Infektion zu genesen. Fieber wurde zu einem Phänomen, dass Menschen Angst macht, Lungen wurden zu unheimlichen Monstern, die das Herz beeinträchtigen könnten und Gelenkschmerzen könnten erste Anzeichen für Rheuma sein und so weiter...

Leider ist das Wissen unserer Vorfahren, wie man im Falle akuter Infekte verfährt, fast vollkommen verloren gegangen. Es ist vielmehr so, dass wir dazu tendieren, die Verantwortung dem Arzt zu überlassen.
Deswegen gehen wir mit Krankheiten zum Doktor, die normalerweise von selbst verschwinden und keinerlei medizinische Behandlung erfordern. Beim Arzt hingegen kollidieren zwei Ängste. Unsere, nicht sterben zu wollen, und die des Arztes, keinen Fehler machen zu dürfen oder den Patienten zu verärgern oder sogar zur Rechenschaft gezogen zu werden. Vor diesem Hintergrund wurden die Antibiotika zur schnellen und effizienten Lösung.

 

2. Der Begriff Antibiotikum steht nicht für einen bestimmten Wirkmechanismus

 

Das Dilemma beginnt dort, wo Antibiotika nur als chemische Verbindungen gesehen werden, die in einem Bakterium oder seiner Wand aktiv werden. Es wird vergessen, dass dies unserem Körper, also in einem Umfeld stattfindet, das von den Antibiotika-Wirkungen nicht unberührt bleibt.
Jedes organische Molekül, dass mit Erregern interagiert und dadurch ihre Vermehrung unterbindet oder diese abtötet kann übrigens als Antibiotikum bezeichnet werden. Doch wir haben uns daran gewöhnt, Antibiotika als rein synthetische Substanzen zu sehen.

Die Bedeutung des Begriffs veränderte sich über Jahrzehnte. Heute verbindet man im Allgemeinen mit einem Antibiotikum ein Mittel, das jegliche Art von Mikroorganismen tötet. In der Zeit ihrer Entdeckung beschrieb der Begriff Antibiotikum die Art der Anwendung, ihre Effekte im Labor oder ihre Aktivität als chemische Verbindung. Der Begriff Antibiotikum steht also nicht für einen bestimmten Wirkmechanismus.

Leider werden Antibiotika oft aus Unwissenheit und Angst verabreicht, ohne ihre Funktionsweise und Wirkung im Bakterium, im Körper und seiner Umgebung zu berücksichtigen. Wie das Antibiotikum mit dem anvisierten Erreger interagiert und welchen Einfluss dies wiederum auf unseren Körper hat, ist in der Regel nicht Teil des Gesprächs zwischen Patient und Arzt. Es wird dabei so getan, als wäre das Problem resistenter Bakterienstämme wird irgendwo ausserhalb lokalisiert, weit weg von der individuellen Situation des Patienten. Antibiotika sind grundsätzlich zum Wohle des Patienten. Nur vage ist uns bewusst, dass diese Präparate in unserer Umwelt aktiv und weit verbreitet sind und dadurch die resistenten Bakterien entstehen. Vor allem, die sich durch den Antibiotika-Missbrauch entwickelnden bakteriellen Monokultur, führen dazu, dass das gesunde Gleichgewicht, das mikrobielle Vielfalt hervorbringt, zerstört wird.
Antibiotika sind zu einer therapeutischen Tatsache geworden, die nicht mehr hinterfragt wird. Die schädlichen Wirkungen dieser Medikamente und ihre schweren Folgen für uns und unsere Umwelt, haben sich für mich aus der konkreten Kommunikation des Patienten mit dem Arzt völlig abgelöst.

 

Antibiotika interagieren primär mit dem Stoffwechsel der Bakterien, Viren hingegen mit der Zelle. Antibiotika sind hier nicht wirksam.

 

An diesem Punkt befinden wir uns genau im Kern des Missverständnisses. Viel zu oft werden Antibiotika verordnet, ohne dabei Virus- von bakteriellen Infekten zu unterscheiden. Antibiotika können nicht mit Viren interagieren, da Viren keinen Syntheseapparat für die Moleküle besitzen, mit denen die Antibiotika interagieren. Viren benötigen eine Zelle, die die Aufgabe der Synthese von Molekülen für sie übernimmt. Viren werden dazu integraler Bestandteil der lebenden Zelle und stellen diese in ihren Dienst. Viren können auf verschiedenen Ebenen in der Zelle von der Membran über das Zytoplasma bis zum Zellkern aktiv werden. Das Virus und seine Stoffwechselprodukte können die Kontrolle über die Zelle und ihren Stoffwechsel übernehmen und so ändert sich die Bestimmung und Funktion der Zelle. Viren vermehren sich, indem sie sich die Synthesemechanismen der Zelle zu eigen machen, dann überschwemmen die neu entstandenen Viren und ihre Stoffwechselprodukte Organe, Organsysteme oder den gesamten Körper. Eine akute Virusinfektion ist in einem solchen Fall, das für uns offensichtliche Phänomen.

Oder aber das Virus schafft es nicht sofort, die Zelle zu erobern, sondern dringt langsam in die Zelle vor. Es kann letztlich eine genetische Veränderung im Zellkern bedingen oder eine Veränderung im Bereich der Signalwege der Zelle herbeiführen. Diese Veränderungen können zu einer Optimierung der Zellfunktionen führen oder aber auf lange Sicht der Zelle, dem Organ oder dem Organismus schaden, indem sie zu einer chronischen Virusinfektion führen oder zur Entstehung eines Tumors beitragen.

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