Das erstaunliche Zusammenspiel der Netzwerke der Bakterien oder das zweischneidige Schwert der Antibiotika - Teil 3

von Dr. Susann Kräftner für tri2b.com | 27.09.2015 um 20:58

5. Die Resistenz aus dem Blickwinkel des Bakteriums


Wenn wir die so genannten Resistenz-Mechanismen vom Standpunkt eines Antibiotikums betrachten, dass seine Wirkung verloren hat, bekommt Resistenz einen negativen Geschmack. Wenn wir die Sicht des Bakteriums einnehmen, erleichtert der Prozess der „Resistenz“ die Interaktionen von Zelle zu Zelle, schützt vor natürlichen Abbau oder unterstützt noch andere Funktionen, die wir bis jetzt noch nicht kennen.

Einige beängstigende Beispiele, die uns darüber nachdenken lassen sollen, wann man Antibiotika einsetzen sollte oder Bitte keine Antibiotika bei Grippe oder allgemeiner Erkältung! 

Erythromycin war ein ein frühes Beispiel. Es wurde als Alternative zu Penicillin bei der Behandlung von Staphylococcus aureus im Boston City Hospital in den frühen 50ern des 20. Jahrhunderts eingesetzt. Es wurde nach noch nichtmal einem Jahr komplett abgesetzt, da 70% der isolierten S. aureus mittlerweile eine Erythromycin-Resistenz aufwiesen. Das Gleiche wurde bei Tetracyclin, Chloramphenicol und in der Folge auch bei anderen Antibiotika nachgewiesen.
Leider hat der weltweite Einsatz der Antibiotika  auf den unterschiedlichsten Gebieten auch erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Seit ihrer Einführung in den 60er Jahren wurden Millionen von Tonnen an Antibiotika produziert. Verbesserungen in der Produktion brachten zusehends günstigere Präparate auf den Markt, die nicht verschreibungspflichtige und den "off-label“ Einsatz anregten. Heute kostet die Verpackung von Antibiotika in der Regel mehr als der Wirkstoff selbst. Welche Ironie, wenn man in die Geschichte zurückblickt, als pandemische Infektionen die Menschheit heimsuchten.

Was während der Evolution der Bakterien über mehrere Milliarden Jahre passierte, kann man nicht mit dem Phänomen der Entwicklung und dem Transfer der antibiotischen Resistenz im letzten Jahrhundert vergleichen. Die Prozesse des Gen-Austauschs, des Transfers von Genen, der Modifikation und Expression von Genen, gab es schon immer.
Unser großzügiger Einsatz von Antibiotika erweitert und beschleunigt diese Vorgänge. Die Art und Weise, wie Bakterien Gene austauschen (Plasmide, Phagen und Transformation) ist uns aus dem Labor vertraut. Aber in der natürlichen Umgebung könnten noch andere Prozesse vorkommen. So könnte zum Beispiel ein Milieu von Bakterienvielfalt den Zusammenschluss von Bakterienzellen begünstigen.

 

 

6. Was man tun könnte um die Resistenzentwicklungen zu bremsen?

 

Über die Jahre haben Experten viele verschiedene Lösungen vorgeschlagen. Unter den Ansätzen für Maßnahmen sind auch strikte Kontrollen beim Einsatz von Antibiotika beim Menschen. Hier betreten wir dann auch eindeutig das politische Territorium. Ich halte mich absichtlich von diesem Bereich fern, denn die Diskussionen nehmen nie ein Ende und die Interessenskonflikte sind verworren.

Ich kann nichts dazu beitragen, was Einfluss auf die bedrohlich Entwicklung hätte, sondern es lediglich wagen, Sie darum zu bitten, selbst immer wieder zu hinterfragen, ob das Antibiotikum in einem speziellen Fall tatsächlich erforderlich ist. Die meisten Infekte sind vor allem viralen Ursprungs, und dann sind Antibiotika keinesfalls gerechtfertigt. Wenn Sie an einer akuten Virusinfektion erkranken, bedarf es bis zu einer Woche um zu genesen. Fieber sollte Sie nicht ängstigen. Ein gesunder Kreislauf kann ohne Weiteres mit 39°C und einer Herzfrequenz von über 100 Schlägen für eine Woche oder länger umgehen. Hausmittel sind nicht Teil dieses Artikels, spielen aber eine wichtige Rolle. Wir sollten in jedem Fall die Heilmittel unserer Vorfahren wieder für uns entdecken.

Wenn es darum geht, bakterielle Krankheiten ohne Antibiotika behandeln zu wollen, ist Biestmilch eine ernst zu nehmende Option, da sie das angeborene Immunsystem eines jeden stimuliert. Die jüngsten Erkenntnisse zur Bedeutung des Ökosystems Darm (Mikrobiom) für die angeborene Immunität untermauern die Rolle der Biestmilch als Immuntherapeutikum. Sie sollten jedenfalls in Erwägung ziehen, Biestmilch zu nehmen, wenn sie Antibiotika einnehmen müssen. Die Abbauprodukte, die die Antibiotika hinterlassen, müssen vom Immunsystem beseitigt werden. Biestmilch befähigt das Immunsystem, dies effektiver zu bewerkstelligen.

Das ist das Ende eines Fragments eines sehr komplexen Themas.

Literaturhinweise:

Hawkey PM, Jones AM: The changing epidemiology of resistance. Journal of Antimicrobial Chemotherapy, 64: Suppl.1, i3–i10, 2009

Davies J,  Davies D: .Origins and Evolution of Antibiotic Resistance. Microbiol. Mol. Biol. Rev. 74(3):417, 2010

Levy St B, Marshall B: Antibacterial resistance worldwide: causes, challenges and responses. Nature supplement, 10(12): 122-129, 2004