Hawaii 2008: Ein quälendes Rennen ohne Höhepunkte

von Frank Vytrisal für tri2b.com | 10.11.2008 um 00:57
Die letzten Trainingstage hier auf Hawaii waren vielversprechend und trotzdem,... wenn ich jetzt so kurz nach dem Rennen eine Analyse abgeben sollte, wüsste ich nicht, an was es gelegen hat. Die Vorbereitung auf den Wettkampf verlief nahezu optimal. Lesen Sie Franks Rennbericht und sehen das Interview nach dem Rennen.

Klar, es war ziemlich kühl in Deutschland, und ich konnte nicht in der Hitze trainieren, alles andere verlief aber super. All meine Trainingswerte waren so gut wie nie zuvor insbesondere beim Schwimmen und Laufen. Die letzten Trainingstage hier auf Hawaii waren auch vielversprechend. Meine Einheiten im Wettkampftempo liefen leicht und locker, der Wettkampf konnte kommen.

Fast alle Räder der ersten 20 war weg, der Rückstand betrug schon 5 Minuten
Beim Schwimmstart stellte ich mich zunächst in die Nähe der Favoriten. Dort war mir allerdings zwei Minuten vor dem Start, das Getrete und Geschubse zu viel, so bin ich ein wenig auf die Außenposition gegangen. Als der Startschuss fiel, bin ich hart angeschwommen und war sofort in einer Gruppe. Ein paar Leute vor mir, hinter mir, zu meiner linken und rechten. Ich war gefangen in der Gruppe. Ich hatte keine Ahnung, ob dies die Führungsgruppe oder eine Verfolgergruppe war, das Tempo und die Richtung bestimmten nun andere. Auf dem Rückweg merkte ich, dass wir eine völlig falsche Richtung einschlugen, aber ich war gezwungen mit zu schwimmen eine Befreiung war unmöglich.

Beim Schwimmen im Pulk habe ich sehr viel Wasser geschluckt. Am Ende der Schwimmstrecke bekam ich Kopfschmerzen, redete mir aber immer wieder ein, dass diese von meiner Schwimmbrille stammen müssten. Beim Laufen zu meinem Rad, kam der erste Schock. Fast alle Räder der ersten 20 war weg, das einzig Positive: Ich konnte meines leicht finden.
Der zweite Schock kam am ersten Wendepunkt, nach ca. 10 km, der Rückstand betrug schon fünf Minuten. Um wieder einen positiven Gedanken zu finden, sagte ich mir, dass es heute sehr viel Wind geben und das Gruppenfahren heute nicht viel bringen würde. Ich beschloss die Radstrecke ruhig anzugehen und keine Aufholjagd zu starten, da mir dies aussichtslos erschien.

Schwitzen konnte ich nicht richtig
Auf dem Rad konnte ich nicht in meine gewohnte Belastungsintensität gehen, mein Puls war 10 bis 15 Schläge niedriger als sonst. Die Kopfschmerzen hörten nicht auf und kamen wohl leider nicht von der Schwimmbrille. Beim Blick auf meine Unterarme musste ich feststellen, dass man keine einzige Ader erkennen konnte, normalerweise liegen diese bei mir frei. Meine Suunto Armbanduhr musste ich um zwei Positionen weiter stellen, da diese meine Handgelenk total einschnürte.
Ich kam meinem permanenten Durstgefühl nach und trank so viel wie ich konnte. Schwitzen konnte ich nicht richtig, so habe ich mich an jeder Verpflegungsstelle extern gekühlt. Ich war nicht besonders flott unterwegs, konnte aber auch nicht schneller, mir war es einfach unangenehm warm. Über den Wind auf der Radstrecke freute ich mich, da es dadurch auch für die anderen schwer werden würde. Im weiteren Rennverlauf trank ich so viel ich konnte, nahm meine zehn Powergels zu mir und hoffte auf einen guten Marathon.

Sinnkrise im Wechselzelt
Auf Platz 40 kam ich in die zweite Wechselzone, setzte mich auf den Stuhl, bekam zwei kühle nasse Handtücher über gehängt und sagte laut zu mir selbst: „Jetzt raus und einen Marathon laufen, das geht nicht“. Dann sah ich zu meiner linken Thomas Hellriegel sitzen. Er sagte zu mir: “Ich lauf auch nimmer, ich war acht Mal unter den Top 10 , was soll ich jetzt 30ster werden.” Wir plauderten noch ein wenig und stellten fest, dass ich noch nie unter den Top Ten war und dass es für mich auch ein Erfolg wäre, 30ster zu werden (bei 1800 qualifizierten Teilnehmern).
So begab ich mich mehr oder weniger motiviert auf den abschließenden Marathon. Nach 2 bis 3 „Warmlaufkilometern“ fand ich auch einen guten Rhythmus, der mich nicht anstrengte. Die Pace lag bei ca. 4 min/km, so war ich wieder guter Dinge. Nach ca. einer Stunde war der Spaß vorbei. Die externe Kühlung reichte nicht für eine Meile, so weit liegen die Verpflegungsstellen auseinander, schwitzen konnte ich leider immer noch nicht. Um noch die Finishline zu sehen, musste ich jetzt die Reißleine ziehen und umstellen auf »Walk a mile jogg a mile«, Cola und Eis an allen erdenklichen Stellen, um meine Körpertemperatur wieder unter 40 °C zu bringen.

Mein Wille um Positionen zu kämpfen war gebrochen
Durch die heftige Eiskühlung fing ich mich wieder und konnte einen 4:20 Schnitt nach Hause laufen. Mein Wille um Positionen zu kämpfen war aber gebrochen. So kam es, dass ich auf den letzten zwei Kilometern noch von sechs Athleten überholt wurde. In dem Moment war es mir aber egal. Als 38. gesamt, kurz vor der ersten Frau, überquerte ich wenig freudig die Ziellinie. Tage danach sieht die Welt schon wieder anders aus. Ich freue mich darüber, mich durchgebissen zu haben. 38. ist ein gutes Ergebnis, sicherlich nicht das, was ich erhofft hatte, es war aber nicht mehr drin an diesem scheinbar nie enden wollenden Tag.

Eine Erklärung für meinen aufgequollenen Körper habe ich noch nicht. Es könnte aber durch das Schlucken großer Salzwasser Mengen sein. Hierdurch kann sich der Salzhaushalt verändern und der Körper lagert Wasser ein. Er gibt auch kein Wasser ab, dies spürte ich, da ich weder schwitzten noch pinkeln konnte. Wenn dies so wäre, wären meine Gels mit Salz und die anderen Isogetränke kontraproduktiv gewesen, da diese alle mit Salz angereichert sind.

Alles in allem war es eine schöne Woche hier, die Stimmung war super, der Wettkampf war leider nicht optimal.

Frank Vytrisal