Mit Gewohnheiten brechen oder mit Breakdance-Unterricht in Los Angeles beginnen & dabei den Triathlon nicht zu vergessen

von Susann Kräftner für tri2b.com | 03.05.2016 um 17:28
Du meinst, du hast es, dann verlierst du den Faden, du versuchst ihn wieder zu finden, du findest ihn wieder, um ihn dann wieder zu verlieren … Los Angeles, March 2016

Alle, die mich kennen, kennen auch meine Leidenschaft für Körpergefühl und Körperwahrnehmung. Wie Sie vielleicht auch wissen, kann man über viele Dinge reden, aber diese auch selbst zu tun, ein Experiment zu wagen und die Erfahrungen selbst zu machen, ist eine ganz andere Geschichte.

Im März diesen Jahres haben wir unsere Detailplanung für den 70.3 IRONMAN California in Oceanside diskutiert und wieder einmal nach einem neuen Konzept jenseits der klassischen Sportfotografie gesucht, als die Idee durch meinen Kopf schoss, etwas zu tun, um mein eigenes Körpergefühl zu verbessern.

Tanzen war nach fast 10 Jahren klassischem Ballett in meiner Jugend immer meine grosse Leidenschaft. Ich habe es über die Jahre aus den Augen verloren. Andere Dinge rückten in den Fokus meines Lebens. Nachdem ich aber im letzten Jahr 60 geworden bin, begann ich mein Leben zu überdenken.

          Die ersten fließenden Bewegungen 

Nachdem ich nun schon seit 15 Jahren mit dem Triathlonsport verbunden bin, die Stars des Sports während dieser Jahre begleitet habe, ist mir aufgefallen, wie essenziell das Körpergefühl für einen wirklich erfolgreichen Athleten ist, der nicht verletzungsanfällig sein möchte und wissen will, wie man Kraft optimal in Bewegung umsetzt. 


… und wieder eine gelungene Bewegungskombination. Ich kann sie immer noch an einer Hand abzählen. 

Tanzen ist für mich das beste Mittel, um dieses Ziel zu erreichen. Fragen Sie Andi Böcherer. Er arbeitet mit einer Tänzerin. Das hat seine Art sich zu bewegen stark beeinflusst. Er hat nun andere Hebel zur Hand, um den Körper effizient in Bewegung zu setzen.


            … Arme und Finger spielen beim Breakin’ ein grosse Rollen, eine meiner schwächsten Stellen. 

Fragen Sie Sebastian Kienle. Auch er betont immer wieder, wie wichtig Körpergefühl ist, wie überlegen es letztlich jedem elektronischen Gerät ist.

Im Web begann ich nach einem Coach für meine Tanzabsichten zu suchen, immer ein Risiko, man weiss ja nicht, an wen man da gerät. Ich wählte Darren R. Wong nach meinem Bauchgefühl aus, es war eine ausgezeichnete Wahl, vielleicht ein bisschen Schicksal???


 Brav lausche ich den Worten meines Lehrers. Seit der Schule habe auf keinen Lehrer mehr gehört.

Der Prozess etwas völlig Neues zu lernen ist faszinierend. Zu Beginn versuchte ich einfach nur die Grundidee des Break-Tanzens zu verstehen, indem ich den Schritten meines Coachs ziemlich geistlos folgte.

Solange Darren mir die Schritte vormachte, ich seine Anleitung hatte, schien ich ganz gut voran zu kommen. Aber sobald er mich allein ließ, nicht mehr vor mir stand, kam ich mit den einfachsten Schritten ins Stocken. 

Mein Bewusstsein und mein Unbewusstes gerieten in Konflikt miteinander. Zu dem Punkt zu kommen, an dem das Bewusstsein nicht mehr interveniert und den Fluss der Bewegungen blockiert, ist mühsam und benötigt viel Übung.

Dann kommt endlich der Augenblick, wo du meinst den Schritt zu beherrschen, doch eine Veränderung wie den Rhythmus selbst zu zählen oder auf die Musik zu hören, während du deine Schrittkombination machst, bringt alles wieder ins Wanken. Manchmal gelingt alles, der Rhythmus, die Technik, alles scheint auf der Schiene zu laufen. Aber der Attraktor ist noch unglaublich instabil. Je mehr sich Darren zurückhielt und mich allein ließ, umso mehr wurde ich verunsichert, wie ich meine Schritte aneinanderreihen sollte ohne dabei den Rhythmus zu verlieren. ich verlor teilweise völlig den Faden.


              Wiederholungen helfen beim Lernen, ohne Drill geht es nicht.

Erst den Rhythmus ohne Musik zählen und dann mit den Schritten beginnen, uff, schwierig, aber zum guten Schluss habe ich es hin bekommen. Noch nicht wirklich stabil, aber sie waren da, die Schritte und meine erste Schrittkombination. Dann mit Musik und die Verwirrung war wieder komplett, als müsste ich wieder ganz von vorne beginnen. Ich hatte meine Schritte verloren, den Rhythmus auch… also alles noch einmal von Anfang an. Irgendwie bekam ich die Schritte dann hin, nur Sekunden später waren sie wieder verschwunden, einfach unglaublich. Aber Darren ließ nicht zu, dass ich aufgebe. Ich musste die Schrittkombos solange wiederholen, bis ich in den Rhythmus zurückgefunden hatte. Anschließend musste ich lernen, die Arme richtig zu bewegen. Der ganze Lernprozess, so hatte ich den Eindruck, begann von Vorne. Es ist so verdammt schwierig, eingelernte Muster zu verändern. Aber es ist möglich und fühlt sich sehr gut an, wenn es endlich gelungen ist. Es ist niemals zu spät sich zu verändern! 

Nach einer Woche war ich sehr zufrieden festzustellen, dass ich meine Toprock-Schritte mit dem Sixstep kombinieren konnte. Es sieht zwar noch nicht sehr schön und cool aus, mein Oberkörper krümmt sich immer noch komisch anstatt frontal zum Publikum gerichtet zu sein, meine Beine fliegen nicht, sondern kleben mehr am Boden. Aber der Rhythmus stimmt und die Schritte auch. Nun geht es vor allem darum zu trainieren und die Bewegungsmuster zu üben, damit sich Kopf und Körper nicht mehr gegenseitig im Weg stehen.

Eine grossartige Erfahrung, ich genieße den Prozess!

Darren R. Wong ist eine grossartiger geduldiger Lehrer. Ich verdanke ihm viel. Er insistiert, er achtet darauf, dass ich nicht schlampig werde. Trotz der harten Arbeit haben wir auch viel gelacht.


              Oceanside, IRONMAN 70.3, Sebastian und ich verdauen den Platten ...

Der Triathlon in Oceanside vom Wochenende verschwand schnell im Nebel der Vergangenheit. Dennoch war es dort sehr schön und eine Freude meinen lieben Freund Sebastian Kienle zu treffen, der leider durch einen Platten, die Chancen auf einen Sieg dieses Rennens aufgeben musste. Aber die Nordamerikanischen Meisterschaften liegen vor uns und die Karten neu gemischt.


               ... and already smiling again.

BIESTMILCH ist offizieller Sponsor dieser Veranstaltung. Also führt meine nächste Reise nach St. George, Utah. 

Und hier noch einige Impressionen von der 4H Hip Hop (hiphop has history) Veranstaltung in LA, organisiert von Cultureshock, einer nichtkommerziellen Organisation.

 


               Ob jung oder alt, mager oder dick, jeder ist beim Tanzen willkommen.