Ironman Frankfurt: Jan Frodeno gewinnt das Duell der Hawaii-Sieger

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 08.07.2018 um 14:40
Jan Frodeno ist der Sieger der Ironman European Championship 2018. Der 36-Jährige triumphierte nach 3,8 km Schwimmen, 185 km Radfahren und 42,2 km Laufen in 8:00:58 Stunden zum zweiten Mal nach 2015 am Frankfurter Römer und entschied damit das Duell der Ironman-Hawaii-Sieger am Ende klar für sich. Die veränderte Taktik bescherte Frodeno am Ende auch noch einen neuen Laufstreckenrekord in 2:39:06 Stunden. Der amtierende "King of Kona" Patrick Lange (8:09:26), der nach einer starken Radleistung gleichauf mit Frodeno in den Marathon gestartet war, musste auf den letzten Laufkilometern noch den Schweden Patrik Nilsson (8:08:15) an sich vorbeiziehen lassen und wurde Dritter.

Beim Schwimmen war es wie erwartet der Australier Josh Amberger, der gleich mit einem ganz scharfen Anschwimmen das Profifeld in die Länge zog. Schon auf der ersten Startgerade ging die Lücke zu den Verfolgern um Jan Frodeno auf, der seinen Trainingskumpel Nick Kastelein an seiner Seite hatte. Zur Überraschung aller war dahinter die weiße Schwimmkappe von Patrick Lange auszumachen, der zusammen mit dem Schweden Patrik Nilsson den Anschluss halten konnte. Eigentlich hätte man dort auch Andi Böcherer erwartet, der allerdings gleich zum Beginn des Schwimmens Probleme mit seiner Schwimmbrille hatte, so den Anschluss auf die Frodeno-Gruppe verlor und zusammen mit Tyler Butterfield von den Bermudas mit etwas Abstand folgte. An dieser Konstellation sollte weder der Landgang noch eine kurzzeitige Unachtsamkeit Frodenos was ändern, der in der tiefstehenden Morgensonne an einer Boje zu früh abbiegen wollte, den Fauxpas aber schnell bemerkte.

 

Amberger der Leader nach dem Schwimmen

 

Amberger lief dann nach 46:53 Minuten als Führender durch den tiefen Sand des Langener Waldsee Freibads in Richtung Wechselzone.  Die Verfolgergruppe führte Frodeno aus dem Wasser, mit 1:50 Minuten Rückstand zum führenden Aussie. Böcherer stürmte dahinter mit 2:40 Minutenh Abstand zu seiner Zeitfahrmaschine.

 

Favoritengruppe beäugt sich - Böcherer verpasst den Anschluss und steigt aus

 

In der langen Wechselzone ließ sich Amberger etwas mehr Zeit als seine Verfolger. Danach machte der 29-Jährige aber von Beginn an Druck auf der 185 km langen Radstrecke, während sich dahinter die Favoriten erst einmal gegenseitig beäugten.  Das etwas ruhigere Anfangstempo von Frodeno, Lange Nilsson und Kastelein ermöglichte Tyler Butterfield, das Loch nach dem Schwimmen schon auf den ersten 20 Kilometern  durch Frankfurt zu schließen. Gleiches versuchte auch mit großer Kraftanstrengung Andi Böcherer, der am "Beast" in Bergen Enkheim (Km 24) schon schwer kämpfte und bald darauf aus dem Wettkampf ausstieg.  „Im Rennen selbst war mein Körper zwar in gar nicht allzu schlechter Verfassung – aber ich war nicht wirklich bei der Sache. Dann machst du plötzlich Fehler, fängst an zu überlegen und zu zweifeln. Das ist alles „normal“ in einem Ironman. Bei mir war es heute nicht normal. Auf dem Rad habe ich Zeit noch vorn gut gemacht – und dann gemerkt, dass es heut nicht in mir steckt, dieses Abenteuer Ironman zu schaffen. Weder physisch, noch mental. Ich konnte und wollte nicht mehr“, so Böcherer, der im Vorfeld das Training mehrmals aufgrund von Krankheiten unterbrechen musste.

 

Amberger wird fast noch geschnappt - Lange bleibt an Frodo dran

 

Das eher gemächliche Tempo der Verfolger ermöglichte Amberger in der ersten Radrunde seinen Vorsprung kontinuierlich auszubauen. Als es nach 99 Kilometern am Mainkai in die zweite Radrunde ging, betrug sein Vorsprung gut 4 Minuten. Dahinter war zu diesem Zeitpunkt Jan Frodeno um das Tempo bemüht. Durch diese Initiative des Siegers von 2015 büßte Amberger nun etwas von seinem Vorsprung ein und vor allem Kastelein war mehrmals nah dran, abreißen zu lassen. Lange wurde zwar etwas unruhiger im Oberkörper, ließ Frodeno aber trotzdem nicht aus den Augen. Kurz nach der 150-km-Marke in Friedberg war es dann um Kastelein und auch Butterfield geschehen. Nun war nur noch ein Trio mit Lange, Frodeno und Nilsson auf der Verfolgung von Amberger, der noch 75 Sekunden Vorsprung über den Heartbreak Hill in Bad Vilbel retten konnte. Auf dem danach abschüssigen Finale in Richtung Frankfurter Innenstadt drückte Frodeno nochmals aufs Tempo und kam so bis ins Radziel am Maikai auf Sichtweite an Amberger heran.

 

Frodeno sucht sein Glück in der Flucht

 

Nur noch mit 16 Sekunden Vorsprung kam Amberger aus dem Wechselzelt vor einem im Mittelstrecken-Tempo loslaufenden Jan Frodeno. Mit 36 bzw. 38 Sekunden Rückstand starteten Lange und Nilsson in den Marathon. Vorne hatte Frodo Amberger im Nu gestellt. Dahinter schüttelte Lange Nilsson ebenso schnell ab. Der Schwede, im Vorjahr in 2:40:58 Stunden mit einem neuen Laufstreckenrekord notiert,  hatte schon auf den letzten Radkilometern mit Krämpfen zu kämpfen und war zunächst raus aus dem Kampf ums Podium.

Frodeno zog nun seinen gewohnt langen Schritt durch, Einschränkungen durch seine zuletzt erlittene Kniesehnen-Ruptur waren nicht erkennbar, und vergrößerte den Abstand auf der ersten der vier Laufrunden entlang des Mains in der nun heißen Mittagssonne auf über eine Minute, bis zur Halbmarathonmarke kam eine weitere dazu. Dahinter machten die heimischem Triathlonfans ihrem Lokalmatador Patrick Lange Mut für die zweite Marathonhälfte. Der Darmstädter konnte allerdings sein von der Konkurrenz seit den beiden Hawaii-Auftritten so gefürchtetes Lauffinale nicht mehr zünden.  

 

Nilsson kommt noch mal zurück - Lange mit letzter Kraft

 

Lange verlor nun immer mehr an Boden gegenüber Frodeno,  der auf den letzten Kilometern nur minimal an Geschwindigkeit verlor und so nach 8:00:58 Stunden seinen zweiten Frankfurt-Triumph auf dem Römer feiern durfte. Nebenbei drückte der zweimalige Ironman-Hawaii-Sieger den Laufstreckenrekord auf 2:39:06 Stunden. Dahinter wurden die letzten Kilometer für Patrick Lange zur Tortour. Als Patrik Nilsson nun von hinten wieder aufschloss, hatte der amtierende Hawaii-Sieger bereits alle Körner aufgebraucht. Nilsson durfte sich für Rang zwei feiern lassen, Patrick Lange lief mit schweren Schritten als Dritter über den roten Teppich auf dem Römerberg.