Kona-Slot und dann kein Rennen: Wenn der Traum vom Ironman Hawaii platzt

von Sven Weidner für tri2b.com | 08.10.2020 um 10:22
Einmal am Alii Drive über die Ziellinie des Ironman Hawaii zu laufen ist vermutlich der Traum von 99 Prozent aller Triathleten. Einmal diesen Mythos hautnah erleben, gegen die Wellen des Pazifik kämpfen, um anschließend beim Radfahren in den Lavafeldern Big Islands zu leiden und im Marathon die Qualen des Energy Lab am eigenen Leib zu erfahren. Exakt diese harten Bedingungen machen den Ironman Hawaii zu dem, was er ist. Eigentlich sollte ich mir am 10. Oktober 2020 genau diesen Traum erfüllen.

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Doch wegen der besonderen Umstände in diesem Jahr ist leider alles anders. Doch gehen wir in der Zeit zurück: Nach der frühen Quali im vergangenen November startete ich Ende Februar, Anfang März endlich so richtig in die Vorbereitung, da fingen sich die Ereignisse an zu überschlagen. Nachdem wir quasi von heute auf morgen in den Corona-Lockdown geschickt wurden, war meine Motivation fürs Training ebenso schnell wieder auf Null herunter gefahren. Denn zu diesem Zeitpunkt war mir eigentlich schon klar, dass wir dieses Jahr kein Ironman Hawaii mehr erleben werden. Nachdem ich eine Woche komplett die Beine hoch gelegt hatte, konnte ich mich glücklicherweise doch davon überzeugen den Hintern hoch zu bekommen. Immerhin wird es ja irgendwann wieder weiter gehen?

Sven Weidner: Unser Kona-Qualifikant aus dem tri2b.com A|N Triathlonteam läuft in der Warteschleife ...  - © Bianca Hirner

 

Marathon in der KLM Warteschleife …

 

Nach etlichen Kilometern auf dem Rad und beim Laufen wurde der Ironman Hawaii im Mai schließlich auf den Februar 2021 verschoben. Auch hier war mir sofort klar, dass auch dieser eher nicht stattfinden wird. Aus diesem Grund habe ich direkt für den Oktober 2021 umgemeldet. Nun begann die wohl nervigste Odyssee meiner bisherigen Triathlon-Karriere. Während sich der schon gebuchte Mietwagen und die Unterkunft auf Hawaii unkompliziert und sogar zu besseren Konditionen haben verschieben lassen, ist es beim Flug eine absolute Katastrophe. Ich glaube, dass ich bis heute circa 15 Stunden in der KLM Warteschleife hing, mit dem Ergebnis, dass ich meine Flugkosten für acht Personen bis heute nicht zurück erhalten habe. Vielen Dank an dieser Stelle für das zinsfreie Darlehen, dass ich KLM seit einem Dritteljahr gegeben habe. Hoffentlich hat es wenigstens einer Stewardess oder einem Bodenmitarbeiter den Job gerettet und ist nicht als Bonus bei irgendeinem Vorstand in der Tasche gelandet ...

 

Thiersee statt Kailua-Bay

 

Wenigstens schien es dann Anfang des Sommers sogar so, dass man im Herbst doch noch den als Kona-Vorbereitungsrennen angedachten und bereists gemeldeten Ironman 70.3 machen kann. Leider wurde auch dieser abgesagt. Der einzige Lichtblick sollte sein, dass im nahen Österreich zumindest kleinere Wettkämpfe durchgeführt werden konnten. Zumindest dachte ich bei meiner Anmeldung noch so. Die Strecken am Tiroler Thiersee waren auch wirklich ein Traum von einem Austragungsort. Aber an Tag X lief dann allerdings relativ wenig bei mir zusammen, sodass ich von Triathlon in 2020 die Nase endgültig voll hatte. @Nikos: Aber in 2021 werde ich dir den inoffiziellen tri2b.com A|N Triathlonteam-Meister titel abluchsen! Soviel sei jetzt schon einmal gesagt :-) …

 Das Podium der inoffiziellen tri2b.com A|N Triathlonteam-Meisterschaft 2020 ... - © Bianca Hirner

 

Kona virtuell? Das Leiden in den Lavafeldern wird nur live spürbar

 

Seit letzten Sonntag sind wir nun in der Kona VR-Rennwoche. Es ist eigentlich ja ganz cool von der WTC, dass sie eine virtuelle Rennserie aus dem Boden gehoben haben und nun eine virtuelle Kona-Raceweek anbieten. Hier haben jetzt alle die Möglichkeit ein Teil des Ironman Hawaiis zu sein. Als qualifizierter Athlet kann ich aber leider über einen Underpant Run am Donnerstag bei 14 Grad und Regen in Stuttgart nur müde lächeln. Eine virtuelle Ausfahrt nach Hawi kann auch nicht Hitze, Luftfeuchtigkeit und den Mumuku ersetzen. Das schlimmste war allerdings am 1. Oktober um 6 Uhr morgens ins Büro zu fahren. Eigentlich hätte ich doch in Frankfurt auf meinen Flug Richtung Hawaii-Sonne einchecken sollen...

Sven Weidner nachdenklich: Wird es 2021 mit dem Ironman Hawaii klappen? - © Sven Weidner

 

Ich hoffe einfach, dass sich die Lage bessert und wir nächstes Jahr wieder an den Startlinien überall um die Welt stehen können. Vielleicht habe ich dann nach der Challenge Roth noch etwas Feuer für eine gute Vorbereitung auf Kona  …