Kurzmeldung


Verletzungen beim Triathlon

von gots.org für tri2b.com | 17.10.2008 um 17:08
3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, 42,195 Kilometer Laufen –Triathlon als Kombination dreier Ausdauersportarten verschiebt die Grenzen der Ausdauerleistungsfähigkeit in völlig neue Dimensionen. Am 11. Oktober trafen auf Hawaii die härtesten und besten Triathleten aufeinander, um beim bekanntesten Dreikampf der Welt alles für Ruhm und Ehre zu geben. Auch der Ironman Hawaii 2008 hat wieder Sieger und Besiegte hervorgebracht, wobei so manche DNFs aufgrund von Verletzungen hervorgerufen wurden.

Kein anderer Ausdauersport trainiert so umfangreich die Muskulatur, den Stoffwechsel und das Herz-Kreislauf-System wie ein Triathlon. Das Risiko einer akuten Verletzung (15–56 %) ist im Vergleich zu anderen Sportarten eher gering. Ein Großteil der Triathleten (41–91 %) erleidet allerdings während der Saison eine Verletzung aufgrund einer Überlastung. Die meisten Verletzungen sind nicht gravierend, da weniger als die Hälfte der Triathleten verletzungsbedingt ihre Saisonvorbereitung unterbrechen müssen.

Laufen ist mit 58 bis 70 Prozent aller Verletzungen innerhalb des Triathlons die verletzungsträchtigste Sportart, gefolgt von Radfahren und Schwimmen. Dabei sind die Beine am häufigsten betroffen:

- Knie: 25–42 %
- Achillessehne: 10–27 %
- oberes Sprunggelenk 7–22 %
- Fußsohlenfaszie: 6 %

Beim Laufen kommt es zu Kapsel-, Band- und Muskelverletzungen. Häufiger sind belastungsbedingte Achillessehnenbeschwerden, die Entzündung der Fußsohlenfaszie, Muskel-Sehnen-Ansatz-Reizungen (Insertionstendinosen) sowie Ermüdungsbrüche (Stressfrakturen) von Mittelfußknochen, Schien-, Waden- und Fersenbein sowie Oberschenkelknochen und Becken.

Geeignete Vorbeugungsmaßnahmen beim Laufen
- Verbesserung der muskulären Kompensation und Dehnfähigkeit
- ggf. Beinlängenausgleich mittels Einlagenversorgung
- langsame Umfangs- und Intensitätssteigerung
- Trainingslager in wärmeren Gegenden

Durch Radfahren können neben Schürfungen und Prellungen gravierende Verletzungen hervorgerufen werden. Am häufigsten kommt es zum Schlüsselbeinbruch und zur Schultereckgelenkssprengung, außerdem zu Schädel-Hirn-Verletzungen und Brüchen der Wirbelkörper. Überlastungsbedingte Probleme entstehen durch Insertionstendopathien um das Kniegelenk, den Fuß und die Wirbelsäule sowie durch Muskelschmerzen im Schulter-Nackenbereich.

Geeignete Vorbeugungsmaßnahmen beim Radfahren
- Tragen eines Helms
- Optimieren der Sitzposition
- balancierendes Wirbelsäulentraining
- Techniktraining mit Radspezialisten

Beim Schwimmen kommt es zu Insertionstendopathien im Schulter-Nacken-Bereich sowie zur Funktionsbeeinträchtigung des Schultergelenks (Impingementsyndrom) mit subakromialen Schleimbeutelentzündungen bei muskulärer Dysbalance und Schulterinstabilität. Verletzungen können durch Schürfungen am Kälteschutzanzug, der auf Hawaii allerdings aufgrund der hohen Wassertemperatur verboten ist, Lidverletzungen (zum Beispiel durch einen Tritt oder Schlag auf die Schwimmbrille) sowie durch Hautverbrennungen entstehen.

Geeignete Vorbeugungsmaßnahmen beim Schwimmen
- Vaseline zur Vermeidung von Schürfungen
- Unterlassen schulterschädigender Aufwärmübungen
- Verzicht auf den Gebrauch von Paddles zu Saisonbeginn
- muskuläre Balancierung an Schulter/Nacken/Rücken durch Dehnung der verkürzten Muskeln
- Auftrainieren der Innenrotatoren des Schultergelenks und Kräftigung der schulteraufrichtenden Muskulatur

Die meisten Verletzungen (75–91 %) werden beim Vorbereitungstraining erlitten. Hingegen berichten nur 8 bis 27 Prozent der Triathleten über Verletzungen während des Wettkampfs. Trotzdem ist das Risiko im Wettkampf gegenüber dem Training etwa um das sechsfache erhöht.

Auch im Hinblick auf innere Krankheiten sollten Triathleten einige Punkte beachten: Gerade beim Ironman auf Hawaii kann es zu Schweißbildungsraten von sechs bis zehn Litern in drei Stunden kommen. Während der Belastung muss daher regelmäßig eine Flüssigkeit getrunken werden, der zuvor ein Gramm Salz pro Liter hinzugefügt wurde. Wird der Flüssigkeitsverlust nicht ersetzt, kann der Sportler in einen lebensbedrohlichen Zustand geraten.

Verhaltensregeln für einen Triathlon-Wettkampf unter Hitzebedingungen
- Beachtung der ausreichenden Akklimatisation
- ausreichende Flüssigkeitsaufnahme vor, während und nach dem Wettkampf
- Beachtung kritischer Überhitzungszeichen während des Wettkampfs wie pulsierenden Kopfdruck, Schwindelgefühle, extreme Muskelschwäche, abstehende Körperhaare
- Reduktion der Wettkampfgeschwindigkeit
- Verzicht auf Medikamente
- Teilnahme nur bei ausreichend gutem Trainingszustand
- ständige Kühlung von Kopf-, Nackenbereich und Beinen mit Wasser

Priv.-Doz. Dr. Martin Engelhardt, Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie des Klinikums Osnabrück, Schriftführer der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatolgische Sportmedizin (GOTS) und selbst einer der ersten deutschen Ironman-Finisher auf Hawaii. 14 Jahre lang stand er der Deutschen Triathlon Union vor, dessen Ehrenpräsident er heute ist.

Die GOTS im Internet: www.gots.org