Laufen: Überlastungsschäden - von der Achillessehne bis zum Zehengrundgelenk

von tri2b.com | 13.03.2012 um 16:20
Beim Laufen muss das Körpergewicht, anders wie beim Schwimmen und Radfahren, komplett selbst getragen werden. Zudem ist es die letzte der drei Triathlon-Disziplinen und findet oft unter Vorermüdung statt. Zwei Gründe, unter vielen anderen, warum beim Laufen wesentlich häufiger Überlastungen und Verletzungen auftreten.
Schienbein-Kantensyndrom (Knochenhautreizung, shin splints)

Symptome und Diagnose: Starker Druckschmerz beim Laufen an der Schienbeininnenkante (punktuell oder über einen längeren Bereich Schienbeins). Während des Trainings, wenn die Durchblutung der Knochenhaut zunimmt, klingt der Schmerz im Anfangsstadium meist leicht ab. Die Schmerzpunkte können in Ruhe oft gut ertastet und lokalisiert werden.

Ursache: Das Schienbeinkantensyndrom gehört zu den klassischen Läuferbeschwerden, die durch Überlastung, zu schnell gesteigertem Umfang hervorgerufen werden. Meist sind eher Läufer im Einsteigerbereich betroffen. Es handelt sich um eine Überlastung der Schienbeinmuskulatur (Tibialis posterior-Syndrom). Die Beschwerden treten vermehrt bei einer Neigung zur Überpronation auf, bei der der Muskel bei der Vorspannung des Fußgewölbes mitarbeitet. Ebenso kann bei Supinationstendenz (O-Bein) der lange Zehenbeuge-Muskel überlastet werden und ebenso die Knochenhaut am Schienbein reizen.

Therapiemöglichkeiten im Überblick:
-Laufpause bzw. Umfangsreduktion (Pause insbesondere bei schweren Verläufen, Gefahr Ermüdungsbruch)
-entzündungshemmende Medikamente, z.B. Einnahme von Enzymkombinationspräparaten
-lokale Kälteanwendung
-Überprüfung Schuhwerk und Laufstil
- Athletiktraining für Fuß-, Schien und Wadenmuskulatur

Tractus-Syndrom

Symptome und Diagnose: Schmerzen an der Außenseite des Knies bzw. an der Außenseite der Hüfte, die sowohl seitlich in den Unterschenkel, als auch in den Oberschenkel ausstrahlen können. Kommt vorherrschend beim Laufen vor, seltener beim Radfahren. Der Bereich, in dem der Tractus iliotibialis über den Oberschenkelknochen gleitet, ist dabei leicht vom Sportarzt zu ertasten.

Ursache: Es kommt zu einem Scheuern des Tractus iliotibialis, einer Sehne, die sowohl am äußern Becken, als auch am Schienbeinkopf ansetzt. Gründe dafür sind Muskelverkürzungen in der hinteren und seitlichen Oberschenkelmuskulatur, angeborene O-Beinstellungen, stark gestützte Schuhe, die die Beinachse nach außen schieben. Zu einseitige Belastung, z.B. lange Läufe entlang des Straßenrands, der zur Seite abfällt.

Therapiemöglichkeiten im Überblick:
-Überprüfung Schuhwerk, evtl. Neutralschuhe mit deutlich gebogenem Leisten
-Überprüfung Beinachsenstellung
-Einlagesohlen mit Außenranderhöhung
-auf möglichst geradem Untergrund laufen
-Muskelbeweglichkeit erhöhen mit Pilatesrolle (lösen der Muskelfaszien)
-im Akutzustand entzündungshemmende Medikamente, u.a. Einnahme von Enzymkombinationspräparaten

Achillessehnenreizung/Entzündung

Symptome und Diagnose: Schmerzen im Bereich der Achillessehne, die sowohl während oder auch nach der Belastung auftreten können.

Ursache: Achillessehnen-Reizungen können verschiedenste Ursachen haben. Die häufigsten sind zu hohe Laufbelastung, gepaart mit Muskelverkürzungen in der gesamten Streckerkette. Ausgehend vom Lendenwirbelbereich, über das Gesäß, die Oberschenkelrückseite und Wadenmuskulatur. Oft verstärkt durch schlechte Lauftechnik (extremer Fußaufsatz auf der Ferse) und unangepasstem, altem Schuhwerk, bzw. zu einseitigem Schuhwerk (hohe Laufumfänge auf nur einem Schuh). Häufig führen auch Vorschädigungen durch früher betriebene Spielsportarten (Fußball, Tennis) mit schnellen Start- und Stoppbewegungen zu einer höheren Anfälligkeit im Laufsport. Im Triathlontraining können die Reizungen auch durch das unpassende Zusammenspiel von Rad- und Laufbelastung herrühren.

Therapiemöglichkeiten im Überblick:
- im Akutzustand absolute Laufpause
- entzündungshemmende Medikamente (nur kurzfristig), z.B. Einnahme von Enzymkombinationspräparaten
- Überprüfung Schuhwerk, -Überprüfung Beinachsenstellung
- Massage der Sehne, z.B. mit alter Zahnbürste
- Kälteanwendung
- Beweglichkeit in der rückseitigen Beinmuskulatur verbessern, insbesondere in der Wadenmuskulatur
- Stoßwellentherapie
- in schweren Fällen evtl. Operation

Patellasehnen-Spitzensyndrom (Springerknie)

Symptome und Diagnose: Immer wieder auftretende Beschwerden im Bereich der Kniescheibenspitze. Im Anfangsstadium kann der Schmerz zu Beginn der Belastung erscheinen, nach dem Aufwärmen wieder verschwinden und nach der Belastung erneut auftreten. Im fortgeschrittenen Stadium bleibt der Schmerz während der gesamten Belastung. In ganz schlimmen Fällen schmerzt der Kniescheibenansatz auch im Alltag, z.B. beim Treppensteigen. Bei Ertastung kommt es zum Druckschmerz über der Kniescheibenspitze. Auch eine schmerzhafte Streckbewegung des Unterschenkels gegen Widerstand ist typisch.

Ursache: Chronische, schmerzhafte, degenerative Überlastungserkrankung des Kniescheibenstreckapparates am Knochen- /Sehnenübergang der Kniescheibenspitze. Hervorgerufen wird die Überlastung der Kniescheibensehne durch wiederholte, ungewohnte und/oder heftige Zugbeanspruchungen. Dabei spielen die Frequenz, die Stärke und die Ungewohntheit der Belastung (neue Sportart, Anfänger) eine wichtige Rolle in der Ausbildung des Patellasehnen-Spitzensyndroms.

Therapiemöglichkeiten im Überblick:
- Sportpause von sechs bis zwölf Wochen
- Kälte/Wärme
- Strom (Elektrostimulation)
- Ultraschall
- Massage
- Krankengymnastik
- Stoßwellentherapie
- Umspritzung des Sehnengleitgewebes mit Krotisonprtäparat
- Operation

ISG-Reizung/Blockade

Symptome und Diagnose: Meist einseitig auftretender Rückenschmerz, der sich nach längerem Sitzen verstärkt und durch Wärmeanwendung und Bewegung bessert. Häufig beobachtet man eine Schmerzausstrahlung in den Gesäßbereich, in die Leiste, die Lendenwirbelsäule bis hin zum Oberschenkel und den Waden. Hinzu kommen in einigen Fällen Sensibilitätsstörungen in Form von Kribbeln und Ameisenlaufen. Selbst Knieschmerzen könnten auf eine ISG-Blockierung zurückzuführen sein. Verstärkt werden die Beschwerden bei typischen Bewegungen wie dem Anheben des Beins. Auch beim Beugen oder Drehen des Rumpfes können Schmerzen im Übergangsbereich von Kreuzbein und Lendenwirbel auftreten.

Ursache: Plötzliche Erschütterungen durch einen Stoß, Aufprall oder eine Verdrehung können zur Reizung der Gelenkkapsel führen. Die Gelenkflächen des Iliosakralgelenks (ISG) schieben sich durch funktionelle oder strukturelle Veränderungen an den Gelenkflächen oder im Weichteilmantel gegeneinander. Dabei können eine oder mehrere Bewegungsrichtungen eines Gelenkes bzw. Bewegungssegmentes betroffen sein. Auch verursachen Fehlhaltungen durch Schmerzen in den Beinen oder lang anhaltende Zwangshaltungen, Muskelverspannungen und unterschiedlich lange Beine eine ISG-Reizung.

Therapiemöglichkeiten im Überblick:
- Rückenübungen und Krankengymnastik
- wärmende Maßnahmen (warme Bäder, Wärmflaschen, Kirschkernkissen)
- Mobilisations –und Manipulationsgriffe, die durch den Arzt erfolgen
- Einspritzen von Medikamenten in das betroffene Gelenk

Plantarfasziitis (Fersensporn)

Symptome und Diagnose: Beim Auftreten erfolgt ein stechender Schmerz. Dumpfe, unregelmäßige Schmerzen können selbst im Ruhezustand im Fersenbereich entstehen. Besonders am Morgen sind Anlaufschmerzen typisch. Gelegentlich kommt es zu Schwellungen im Knöchelbereich. Ein unterer Fersensporn verursacht starke Druckempfindlichkeit am Sehnenansatz, der seitlich im unteren Fersenbereich liegt. Beim oberen Fersensporn ist die Achillessehne – etwa auf Knöchelhöhe - druckempfindlich.

Ursache: Ein Fersensporn entsteht durch eine permanente Überbelastung des Fußes, wodurch es wiederholt zu Rissen und Entzündungen des Gewebes am Ansatz der Sehne kommt. An den überbeanspruchten Stellen der Sehnen entstehen winzige Verletzungen, die der Körper durch natürliche Verkalkung versucht zu reparieren. Entlang der Sehnen bildet sich daraus allmählich der Fersensporn. Neben schlechtem Schuhwerk und zu intensivem Training ist häufig die übermäßige Pronation - die Abflachung des Fußlängsgewölbes und das nach Innenverkanten der Füße und Knöchel (Senkfuß) - verantwortlich.

Therapiemöglichkeiten im Überblick:
- Orthopädische Einlagen
- Krankengymnastik
- Cortisonspritzen

Stress-Fraktur (Ermüdungsbruch)

Symptome und Diagnose: Meist unspezifische Schmerzen des Fußskeletts oder der Ober- und Unterschenkelknochen, die unter Belastung auftreten und im Ruhezustand nicht mehr zu spüren sind. Es kann an der Bruchstelle zu einer Schwellung kommen, die sich auch nach längerer Zeit nicht zurück bildet. Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen verschwinden die Schmerzen nach der Aufwärmphase nicht wieder.

Ursache:Ermüdungsbrüche entstehen durch immer wiederkehrende Belastungen. Wird die Belastungsgrenze eines Knochens überschritten, baut sich das Knochengewebe abwechselnd auf und ab. Es bildet sich ein Riss, wodurch die Fraktur entsteht. Ermüdungsbrüche treten bei Sportlerinnen häufiger als bei Sportlern auf, da der Östrogenspiegel durch die Anstrengung stark sinken kann. Die Folge ist Osteoporose, die das Entstehen einer Stressfraktur begünstigt.

Therapiemöglichkeiten im Überblick:
- Längere Trainingspause (ca. vier Wochen)
- entzündungshemmende Medikamente (um Schmerzen zu lindern)
- Kalzium- und Vitaminpräparate
- lokale Kältebehandlung
- Bewegungstherapie