Von Scott bis Frodeno: Die Geschichte der Rekordjagd auf der Triathlon-Langdistanz

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 14.07.2021 um 18:20
7:35:39 Stunden. Mit dieser Zeit gewann Jan Frodeno im Jahr 2016 die Challenge Roth und markierte damit zugleich eine neue Weltbestzeit über die Triathlon-Langdistanz, mit 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen. Am Sonntag, 18. Juli 2021, will der 39-jährige Frodeno beim Duell mit dem Kanadier Lionel Sanders nun seine eigene Bestmarke angreifen und möglichst unterbieten. Die Tri Battle Royale in Immenstadt soll dabei mit einer schnellen und stellenweise optimierten Streckenführung die Jagd nach einem neuen Rekord ermöglichen.

Die prestigeträchtige Jagd nach dem Langdistanzrekord ist fast so alt wie der Triathlon selbst, wobei einmal mehr das fränkische Roth eine Schlüsselrolle in der Jagd nach neuen Bestzeiten spielte.

 

1988: Mit Koenders beginnt das Zeitalter der Roth-Rekorde

 

1988 markierte dort der Niederländer Axel Koenders in 8:13:11 Stunden eine neue Langdistanz-Weltbestzeit. Zuvor war die Anzahl an Langdistanzen, die sich an den klassischen 226 Wettkampfkilometern orientierten, äußerst gering. So legte der US-Amerikaner Scott Tinley bereits im Jahr 1985 beim Cape Cod Triathlon im Hyannis (Massachusetts) eine 8:21:34 vor.

Fortan galt es also die Koenders-Zeit zu schlagen. Bereits ein Jahr später war es schon so weit. Dave Scott aus den USA drückte die Bestmarke beim Ironman Japan am Lake Biwa auf 8:01:32 Stunden und im selben Jahr blieb auch Mark Allen in 8:09:15 Stunden auf Hawaii beim legendären „Ironwar“ gegen Dave Scott unter der Rother-Rekordmarke von Koenders.

 

1996: Lothar Leder der erste Mensch unter 8 Stunden

 

Von nun an war die Jagd auf die 8-Stunden-Schallmauer endgültig eröffnet. Es dauerte nun aber sieben Jahre bis ins Jahr 1996, als Lothar Leder für eine neue Zeitrechnung im Langdistanz-Triathlon sorgte. Beim Ironman Europe in Roth drückte der Hesse die Marke auf 7:57:02 Stunden nachdem er auf dem Rad zusammen mit dem Fürther Rainer Müller-Hörner den Topfavoriten und Titelverteidiger Jürgen Zäck früh abgehängt hatte und dieser anschließend entnervt aufgab.

 

1997: Luc Van Lierde zum Rekord vor Jürgen Zäck

 

Ein Jahr später war dann Zäck in Roth auf Rekordkurs. Der Koblenzer fuhr auf dem Rad zusammen mit Thomas Hellriegel alles in Grund und Boden, inklusive Titelverteidiger Lothar Leder und Hawaii-Sieger Luc Van Lierde. Bis zum Rother Ortseingang führte Zäck im Marathon, bevor Van Lierde mit einem 2:36er Marathon noch vorbei flog und in 7:50:27 Stunden die neue Bestmarke markierte. Zäck (2.), Leder (3.) und auch Hellriegel (4.) blieben allesamt unter 8 Stunden und sorgten so für das bis dato schnellste Langdistanz-Rennen aller Zeiten.

In den Folgejahren blieben alle Versuche die Van Lierde-Marke zu unterbieten erfolglos. Chris McCormack versuchte es gleich mehrmals in Roth, scheiterte aber trotz „bestellter Zugpferde,“ die ihn auf dem Rad auf Rekordkurs brachten.

 

2011: Andreas Raelert kontert Marino Vanhoenackers Rekord

 

Die Rekordliste sollte dann erst im Jahr 2011 neu geschrieben werden. Dann allerdings sogar zweimal innerhalb von acht Tagen. Zuerst stellte der Belgier Marino Vanhoenacker beim Ironman Austria in Klagenfurt in 7:45:58 Stunden eine neue Bestmarke auf. Eine Woche später war dann Andreas Raelert in Roth zur Stelle. Aus dem groß angekündigten Duell zwischen dem Rostocker und Sebastian Kienle wurde nur ein „Fernduell“. Raelert heftete sich beim Schwimmen an die Fersen des französischen Schwimmspezialisten Benjamin Sanson und war so vom Start weg bald allein auf Rekordkurs. Zwischenzeitlich sah es sogar so aus, als ob die 7:40er-Marke fallen könnte. Andi Raelert verlor im Marathonfinale dann aber etwas Zeit und so blieben die Uhren bei 7:41:33 Stunden stehen.

 

2016: Jan Frodeno im Solo zum Rekord

 

2016 war dann Jan Frodeno an der Reihe. Obwohl der Olympiasieger von 2008 wenige Wochen zuvor den schweren Ironman Lanzarote für die Hawaii-Quali absolviert hatte, war seine Renntaktik vom Start weg auf den Rekord ausgelegt. Bereits beim Schwimmen war Frodeno allein in Führung und unterbot in allen drei Disziplinen die Raelert-Splitzeiten von 2011. Auch ein glimpflich verlaufener Sturz auf der regennassen Abfahrt nach Obermässing und ein Ausweichmanöver vor einem auf die Radstrecke gekommenen Autos in Hilpoltstein konnten Frodenos-Rekordjagd nicht stoppen. 7:35:39 Stunden sind seit dem 17. Juli 2016 die Benchmark auf der Triathlon Langdistanz.

Fällt nun, genau fünf Jahre und einen Tag später, die Rother-Rekordmarke?

 

Exkurs: Die Bestzeiten der Frauen: Von Thea Sybesma bis Chrissie Wellington

 

Anfang des Jahres gab es die Ankündigung, dass beim sogenannten Pho3nix SUB7 bzw. Pho3nix SUB8 Projekt im Jahr 2022 die 8-Stundenmarke bei den Frauen fallen soll. Bei den Männer soll am Ende die Zielzeit sogar mit einer 6:xx:xx beginnen. Außerwählt sind dafür bei den Frauen Lucy Charles-Barclay und Nicola Spirig.

Aktuell steht die Frauen-Bestmarke über die Triathlon-Langdistanz bei 8:18:13. Aufgestellt von Chrissie Wellington in Roth im Jahr 2011. Schon in den beiden Vorjahren hatte die Britin die Bestmarke zunächst auf 8:31:59 (2009) und 8:19:13 (2010) gedrückt.

Im Jahr davor war der 13. Juli denkwürdig. Mehr oder weniger zeitlich wurde in Roth und Klagenfurt die 14 Jahre alte Bestmarke von Paula Newby-Fraser (Roth 1994: 8:50:53) unterboten. Beim Ironman Klagenfurt legte Sandra Wallenhorst eine 8:47:25 vor, in Roth konterte Yvonne van Vlerken mit einer 8:45:48.

Paula Newby-Fraser hatte den Rekord übrigens bereits seit 1992 inne, als sie in Roth mit einer 8:55:00 gewann und damit Thea Sybesma ablöste. Die Niederländerin hatte als erste Frau an gleicher Stelle im Jahr zuvor in 8:55:29 Stunden die 9-Stundenmarke unterboten.