Laura Jansen: Ich bin gespannt, ob ich mich beim Ironman Hawaii wieder überraschen kann

Harald Eggebrecht für tri2b.com | 13.10.2023 um 13:46
Die Heidelbergerin Laura Jansen gehört am Samstag im Feld der 55 Profifrauen zu den Kona-Rookies. Die 29-Jährige war Anfang Juli die Überraschung der Ironman European Championship in Frankfurt, als sie bei ihrer ersten Langdistanz mit einer klugen Renneinteilung im Marathon noch bis auf Rang vier nach vorne lief und dabei einige bekannte Namen der Ironman-Szene hinter sich ließ. Auf Big Island ist Laura Jansen wieder alles Neuland. Wie es ihr damit bisher erging und mit welchen Erwartungen am Samstag früh am Pier von Kailua-Kona in den Ironman Hawaii startet erzählt sie im Interivew.

tri2b.com: Du bist eine gute Woche vor dem Rennen hier auf Big Island angereist. Wie sind die Eindrücke für dich als Kona-Rookie. Ist der vielzitierte Hawaii-Mythos spürbar?
Laura Jansen (L.J.): Als ich hier in Kona angekommen bin, hat sich das schon ganz besonders angefühlt. Auch zum ersten Mal hier aus dem Flugzeug zu steigen und zu spüren, wie einem diese warme feuchtmodrige tropische Meeresluft um die Nase weht, war ein spezieller Moment. Jetzt, wo ich hier auf den Strecken unterwegs war, bekommt man ein ganz anderes Gefühl und den Einblick, wie es hier wirklich ist. Was als Zuschauer aus dem Fernsehen definitiv nicht vergleichbar ist. Und ich finde schon, dass der Mythos, der sich um den Ironman Hawaii über die Jahre aufgebaut hat, hier spürbar ist. Es ist einfach ein besonderes Rennen aufgrund der Insel, den Bedingungen und dem Umstand, dass es die Weltmeisterschaft ist und jeder bestmöglich vorbereitet ins Rennen geht. Von daher hoffe ich, dass uns dies auch in Zukunft so erhalten bleibt.

tri2b.com: Wie sehr hat dich die Diskussion um die Aufteilung auf die zwei Veranstaltungsorte und die Trennung von Frauen- und Männerrennen beschäftigt?
L.J.: Ich find es sehr schade, dass das Männer- und Frauenrennen dieses Jahr getrennt wurde, auch wenn ich es selbst nie erlebt habe, wie es war, als beim Ironman Hawaii beide Geschlechter zusammen gestartet sind. Meiner Meinung nach wäre es schöner, wenn Männer und Frauen zusammen in einem Rennen starten, da es für den Triathlonsport insgesamt und die Atmosphäre vor Ort sicher besser wäre. Ich glaube auch nicht, dass die Aufmerksamkeit für uns Frauen deshalb höher ist, wenn wir hier alleine starten. Auch wenn es im Vorfeld von Ironman sehr oft so kommuniziert wurde. Für mich selbst ist es auf jeden Fall etwas Besonderes hier zu, egal ob getrennt oder nicht.

tri2b.com: Letzten Sonntag warst du beim Ho´ala Swim dabei. Du bist glatt eine Stunde geschwommen. Warst du damit zufrieden und wie liegen dir die Bedingungen im Wasser?
L.J.:  Der Ho´ala Swim war sicher eine sehr gute Übung für das Rennen und ich bin sehr froh, dass ich daran teilgenommen habe. Auch wenn es kein Wasserstart war, war es trotzdem gut, mal mit anderen Athletinnen zusammen in einer Gruppe schwimmen, die ein ähnliches Niveau haben. Ich hoffe, dass das Schwimmen am Samstag vielleicht noch ein bisschen schneller wird, einfach weil dann auch die Gruppe größer ist und es ein richtiger Wettkampf und kein Testschwimmen ist. Hier im Pazifik ist es auch bei guten Bedingungen mit weniger Wellengang anspruchsvoller als in einem See. Der Salzgehalt ist hoch und der Geschmack des Wassers daher nicht so angenehm. Trotzdem ist es ist einfach wunderschön hier in diesem superklaren Wasser des Pazifiks zu schwimmen. Jetzt bin sehr gespannt, wie an Samstag der Wasserstart am Pier verläuft.

tri2b.com: Als Kona-Rookie hast du im Vorfeld bestimmt von vielen Seiten allerlei Tipps bekommen. Auf welche Tippgeber bzw. welche Tipps vertraust du?
L.J.: Tipps habe ich schon bekommen und dafür bin ich auch sehr dankbar. Vor allem von Bekannten, die hier vor Ort schon gestartet sind. Am Ende glaube ich ist es das Wichtigste, dass man auf hier sein Gefühl vertraut. Man wird im Rennen vor viele Herausforderungen gestellt, die einfach durch die sehr anspruchsvollen Bedingungen mit dem Wind und der Hitze auf einen zukommen. Da ist es das Wichtigste, dass man bei sich bleibt. Trotzdem bin ich dankbar für Tipps von außen, sei es, wenn es die Anreise angeht, oder einfach um die vielen kleine Dinge, die den Aufenthalt hier erleichtern. Am Ende muss man daraus im Rennen aber ganz allein das Beste machen.

tri2b.com: Direkt nach deinem superstarken vierten Platz beim Ironman in Frankfurt hattest du im hr-Interview die Quali-Annahme ja noch offengelassen. Wie fiel die Entscheidung pro Kona?
L.J.: Ich musste mich ja sehr schnell entscheiden, ob ich hier starten möchte oder nicht. Im Rahmen der Siegerehrung am Montag nach dem Rennen wurden die Slots vergeben. Dort bin ich meinem Bauchgefühl gefolgt und habe den Startplatz angenommen. Ich muss sagen, dass ich sehr froh bin mich so zu entschieden haben. Jetzt fühlt es sich einfach großartig an hier sein zu dürfen und das Rennen zu bestreiten. Natürlich waren auch die Kosten ein Thema. In dem Moment, als ich mich entschieden hab, wusste ich noch nicht genau, wie ich das mit der Finanzierung der Reise schaffe. Ich arbeite als Ärztin in der Sportmedizin und bin mit meinem praktischen Jahr fertig geworden. Von meiner Familie habe ich viel finanzielle Unterstützung erhalten, ohne die ich das hier so ganz sicher nicht machen könnte. Dafür bin ich sehr dankbar.

tri2b.com: Bei der Ironman 70.3 WM in Lahti Ende August warst du 26ste. Trirating sieht dich rein „statisch“ in seinem Kona-Report am kommenden Samstag auf Rang 25. Wo siehst du dich selbst?
L.J.: Die Ironman 70.3 WM in Lahti war an sich ein tolles Erlebnis. Das Rennen selbst war leider für mich nicht so gut. Ich habe mich einfach an diesem Tag nicht so gut gefühlt und konnte da meine Leistung, wie ich sie von mir kenne oder sie auch von mir erwarten würde, leider nicht abrufen. Die Platzierung mit Rang 26 war für mich deshalb nicht wirklich wegweisend. Ich habe keine Ahnung wie ich mich hier in Kona einordnen soll. Der vierte Platz in Frankfurt war für mich eine große Überraschung. Jetzt bin ich sehr gespannt, ob und wie ich mich hier überraschen kann. Ich habe da keine Erwartungen und auch keine feste Platzierung vor Augen, sondern ich wünsche mir, dass ich für mich ein gutes Rennen absolviere und meine Leistung abrufen kann. Ich bin gespannt, wofür es dann reicht. Es ist erst vorbei, wenn man die Ziellinie am Alii Drive überquert hat.

tri2b.com: Gib es ein spezielles Material-Setup für Kona, insbesondere am Rad?
L.J.: Ein außergewöhnliches Setup am Rad habe ich nicht. Ich bin aber mit einer niedrigeren Felgenhöhe als in Frankfurt unterwegs. Über diese Entscheidung bin ich froh, da ich den Wind hier im Training schon sehr gespürt habe.

tri2b.com: Der Ironman Hawaii ist erst deine zweite Langdistanz. Hast du das finale Taperprogramm genauso wie vor Frankfurt gestaltet. Wie sah bisher deine Kona-Raceweek aus?
L.J.: Mein Training und auch das Tapering vor dem Wettkampf ist im Prinzip so ähnlich wie vor Frankfurt verlaufen. Ich habe am letzten Wochenende noch mal einige längere Trainingseinheiten absolviert. Darüber bin ich sehr froh, weil so noch das Gefühl dafür bekommen habe, wie es ist hier bei den Kona-Bedingungen länger auf dem Rad unterwegs zu sein. Ansonsten sind die letzten Tage definitiv im Sinne der aktiven Erholung, damit man frisch an der Startlinie steht. Ich merke jetzt auch so langsam, dass ich mich einfach richtig auf das Rennen freue.