Kurzmeldung


Ironman 70.3 Wiesbaden: Frodeno glänzt als Zweiter beim Halb-Ironman-Debüt

von H. Eggebrecht für tri2b.com | 11.08.2013 um 15:59
Der Brite Ritchie Nicholls hat den Ironman 70.3 Wiesbaden gewonnen und dabei in 3:56:55 Stunden einen neuen Streckenrekord aufgestellt. Jan Frodeno überzeugte bei seiner Premiere über die halbe Ironman-Distanz (1, 9 km Schwimmen, 90 km Radfahren, 21,1 km Laufen) und rannte mit Laufbestzeit im Halbmarathon noch auf Rang zwei und zu EM-Silber. Dritter wurde der Italiener Alessandro Degasperi. Bei den Frauen setzte sich Daniela Ryf aus der Schweiz durch, die auf den letzten Kilometern die lange führende Australierin Annabel Luxford noch abfangen konnte. Bei der stark besetzten siebten Auflage in der hessischen Landeshauptstadt konnten sich mit Boris Stein (5.), Sebastian Kienle (.6.) und Andreas Dreitz (7.) drei weitere Deutsche in den Top Ten platzieren.

Mit Spannung wurde sie erwartet, die Ironman 70.3-Premiere von Olympiasieger Jan Frodeno. Und „Frodo“ legte gleich beim Schwimmen im Raunheimer Waldsee richtig los. Nach 20:39 Minuten verließ er als Führender das Wasser, gefolgt von den Kurzdistanz-Spezialisten Ivan Vassiliev und Josh Amberger. Das schnelle Schwimmen sorgte auch dafür, dass Mitfavorit Sebastian Kienle mit drei Minuten Rückstand in seine Lieblingsdisziplin auf dem Rad starten musste.

Anders als vor fünf Wochen beim Ironman in Frankfurt, als Kienle sich auf dem Rad zurückhielt, war diesmal für den Ironman 70.3-Weltmeister von Anfang an Attacke angesagt. Bei Kilometer 40, am Beginn des langen Anstiegs in den Taunus, führte noch eine Fünfergruppe mit Frodeno, den Amerikanern Amberger und Matt Chrabot sowie den russischen Vassiliev-Brüdern. Doch der „Kienle-Express“ hatte dort nur noch gut 40 Sekunden Rückstand, die wenig später zugefahren waren. Der Knittlinger war allerdings nicht allein nach vorne an die Spitze unterwegs. 14 Mann stark war die Spitzengruppe nach Dreiviertel der Radstrecke, unter anderem mit dem starken Franzosen Sylvain Sudrie, dem späteren Sieger Nicholls und auch Andreas Dreitz war dort dabei. Auf dem Rückweg in Richtung Wiesbaden blieb diese Konstellation unverändert. Die Topgruppe drückte weiter mächtig auf das Tempo, so dass die weiteren Verfolger, wie der Vorjahresdritte Boris Stein, trotz größter Kraftanstrengungen nicht mehr aufschließen konnten.



Nicholls im Laufen nicht zu bremsen


Die Entscheidung musste auf den vier Laufrunden durch den Wiesbadener Kurpark fallen. Dreitz und Kienle legten einen Blitzwechsel hin, ebenso Nicholls. Anders sah es bei Frodeno aus, der sich dort über eine Minute Rückstand einhandelte, weil der Wechselbeutel erst nicht auffindbar war. Doch schon nach einer Laufrunde war klar, wer für den EM-Titel in Frage kommt. Ritchie Nicholls, unter den Fittichen von Erfolgstrainer Brett Sutton, hatte mit einem Höllentempo die Spitze übernommen und nur Frodeno konnte im Gleichschritt, mit einer knappen Minute Rückstand, folgen. Wer nun glaubte, der Brite würde irgendwann einbrechen, sah sich getäuscht. Das Tempo wurde bei Nicholls, der im Juni den Ironman 70.3 UK gewann und im Juli im norwegischen Hagesund über die gleiche Distanz Zweiter wurde, nur geringfügig langsamer. Nach 3:56:55 Stunden lief der Neuzugang des Team TBB über den Zielstrich vor dem Wiesbadener Kurhaus. So schnell wie keiner zuvor auf der neuen Wiesbadener Strecke, die so seit 2011 absolviert wird.

Sowohl Michael Raelert als auch Andi Böcherer blieben bei ihren Siegen in den Vorjahren deutlich über der Vier-Stunden-Marke. Mit Nicholls Triumph endete zudem eine deutsche Serie. Seit 2008 blieb die Sieg immer in Deutschland bei der seit 2007 ausgetragenen Ironman 70.3-EM. Die meiste Aufmerksamkeit wurde aber Jan Frodeno zu Teil, der sich nach seinem gelungenen Umstieg auf die längeren Distanzen beeindruckt zeigte: „Es war ein faszinierendes Rennen. Die Zuschauer haben mich förmlich über die Strecke geschoben.“ Eher positiv dürfte auch das Resümee bei dem deutschen Top-Ten-Trio Stein, Kienle und Dreitz ausfallen. Stein gelang wieder einmal eine beeindruckende Aufholjagd beim Laufen, Kienle legte die Tagesbestzeit auf dem Rad vor und Dreitz büßte in den Laufschuhen nur geringfügig an Boden ein.



Ryf mit dem besseren Finale


Bei den Frauen sollte sich der Rennverlauf schon früh zu einem Duell zwischen der Schweizerin Daniela Ryf und Annabel Luxford aus Australien entwickeln. Luxford war schon nach dem Schwimmen in Führung und nur Ryf konnte ihr auf dem Weg durch den Taunus folgen. Nur gut 20 Sekunden trennten die beiden beim Wechsel in die Laufschuhe. Lange sah es dann so aus als ob Luxford ihren Vorsprung verteidige könnte. Doch bei Kilometer 17 war es dann passiert: Die 26-jährige Ryf zog an der Australiern vorbei und lief in 4:31:34 Stunden zum Sieg und zur neuen Streckenbestzeit. Die Australierin (4:31:34) wurde mit einer guten Minute Rückstand Zweite. Rang drei ging an die lange verletzte Schottin Catriona Morrison (4:36:27), die im Halbmarathon ihre direkten Kontrahentinnen Tamsin Lewis und Lisa Hütthaler noch deutlich abhängen konnte.

Anja Dittmer wurde bei ihrer Halb-Ironman-Premiere auf Rang acht die Ehre der besten Deutschen zuteil. Im Radfahren musste die viermalige Olympia-Teilnehmerin allerdings einen deutlichen Rückstand hinnehmen. Natascha Schmitt (9.) und Juliane Straub (10.) komplettierten die besten Zehn. Schon frühzeitig war das Rennen für Mitfavoritin Svenja Bazlen beendet. Die Freiburgerin lag nach dem Schwimmen auf Rang drei, bevor sie beim Radfahren nach 26 Kilometern aufgrund eines technischen Problems an der Schaltung das Rennen enttäuscht aufgeben musste.