Das Beutel-Schema vom Challenge Kraichgau

Daniela Pezenburg für tri2b.com | 26.05.2012 um 00:00
Wenn die Pfadfinder von Langebrücken mit dem Schachklub Karlsdorf gemeinsame Sache machen, verbinden sich Organisationstalent mit der nötigen Ruhe, die man für die Planung des Transports der knapp 9.000 Teilnehmer-Beutel beim Challenge Kraichgau benötigt.

tri2b.com: Wie lange seid ihr schon für den Beuteltransport in Kraichgau verantwortlich?
Frank Kleinlagel (F.K.): „Der Veranstalter Björn Steinmetz und ich kennen uns schon lange. 2008 fragte er mich, ob ich auf die logistische Planung der Beutel Lust hätte. Und da mich Triathlon schon immer sehr begeistert hat, hab ich sofort zugesagt.“

tri2b.com: Was braucht man alles dafür?
F.K.: „Neben einem gut organisiertem mitdenkendem Team bewältigen wir den gesamten Transport mit zwei LKW und zwei Sprintern. Denn es ist ja nicht nur der Transport für die Teilnehmer der Challenge, sondern auch für die S-Distanz und die Staffeln. Alle geben ihre Beutel zu unterschiedlichen Zeiten ab und benötigen sie zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten.“

tri2b.com: Wie groß ist euer Organisationsteam?
F.K.: „Mit den Helfern vom Schachklub sind wir knapp 30 Leute im Team. Dabei gibt es keine Zeiteinteilung. Jeder hilft immer mit. Das fördert die Teambildung und alle kennen sich mit dem gesamten Ablaufplan aus.“

tri2b.com: Habt ihr in den drei Jahren den Transport optimieren können?
F.K.: „Ja, bei einigen Dingen konnten wir noch effizienter werden. Zum Beispiel haben die Athleten im ersten Jahr den Laufbeutel beim Rad Check-In einfach abgegeben. Das war natürlich ein riesiger Aufwand. Zuerst mussten wir alle Beutel einzeln nach Nummern sortieren und dann im LKW zur zweiten Wechselzone bringen. Jetzt legt jeder Athlet beim Check-In seinen Beutel neben sein Rad, so dass wir sie nur noch einsammeln müssen. Damit die Beutel im LKW nicht durcheinander kommen, packen wir immer zehn Stück auf einen Karabiner. Das erleichtert die Sache nochmal enorm.“

tri2b.com: Wie sieht eure Planung genau aus?
F.K.: „Sechs Wochen vor dem Rennen treffen wir uns mit dem Veranstalter und gehen nochmal alles durch. Vor allem die Änderungen zum letzten Jahr. Im Grunde steht danach die Planung. Los geht es dann für uns am Samstag. Bis 20 Uhr checken die Leute ihr Rad in der ersten Wechselzone am Hardtsee ein. Erst dann sammeln wir die Beutel alle ein, laden sie auf den LKW und fahren damit nach Bad Schönborn. Dort steht der LKW bis zum nächsten Tag verschlossen und bewacht in der zweiten Wechselzone.

Am morgen des Wettkampfes geben die Teilnehmer ihre After Race Beutel im Startbereich ab. Wenn sie dann aus dem Wasser kommen, werden die Beutel mit den Neos und die After Race Beutel in den LKW geladen und zum Ziel gebracht.

An dem Tag ist ja auch die S-Distanz, die um 14 Uhr startet. Bis kurz vor dem Start können die Teilnehmer ihre Lauf- und After Race Beutel abgeben, die auch noch in die zweite Wechselzone gebracht werden müssen. Da kann man sich ja vorstellen, dass bei knapp 3.000 Teilnehmern einiges zusammen kommt. Vor allem die nassen Neoprenanzüge haben ein Gewicht von mehreren Tonnen. Insgesamt macht das am Ende des Tages um die 9.000 Beutel, die wir den Teilnehmern zurück geben müssen.“

tri2b.com: Kommen nicht auch mal Sachen durcheinander?
F.K.: „Eigentlich nicht. Genau deshalb sind wir ja da. Es kam schon mal vor, dass die Startnummer auf dem Beutel weggeknickt war, so dass aus einer 1100 eine 100 wurde. Da haben wir dann schon gegrübelt, warum es zwei Beutel mit der Startnummer 100 gibt. So etwas sind aber Kleinigkeiten, die schnell geklärt werden können. Auch wenn die Teilnehmer versehentlich im Eifer des Gefechts einen falschen Beutel greifen, ist das mittlerweile kein Beinbruch mehr. Auf solche Situationen sind wir eingestellt und können den Teilnehmern schnell den richtigen Beutel bringen.

Was auch mal vorkommt, dass gerade die Triathleten, bei denen es um etwas geht, ihre ausgezogenen Neos nicht in ihren Beutel packen, sondern einfach daneben werfen. Damit wir später nicht hunderte herrenloser Neos zuordnen müssen, packen wir sie sofort in Plastiksäcke und schreiben die Startnummer per Hand rauf.“

tri2b.com: Was passiert mit den Sachen, die die Teilnehmer nicht abholen?
F.K.: „Dafür haben wir ein Fundbüro eingerichtet. Die Teilnehmer lassen wirklich alles liegen, was man sich vorstellen kann. Vom Handtuch über die Fahrradbrille, Handys bis hin zu ganzen Fahrrädern, die nach dem Wettkampf nicht aus der Wechselzone abgeholt werden. Und natürlich ganze Beutel, die vergessen werden. Die meisten Sachen holen die Teilnehmer selbst ab. Und wenn doch noch was bei uns bleibt, finden wir eigentlich immer heraus, wem es gehört und schicken es ihm nach Hause.“

tri2b.com: Was ist das Schönste an der Aufgabe?
F.K.: „Man bekommt direkten Kontakt zu den Triathleten. Und so viel positives Feedback. Das schönste Erlebnis für mich war, als, lange nachdem der Wettkampf vorbei war, ein knapp 8.000 Euro Rad einsam in der Wechselzone stand. Wir haben es mit ins Fundbüro genommen. Den Tränen nahe und mit den Nerven völlig runter kam die Besitzerin zu uns. Du kannst dir sicher denken, was das für eine Freunde war, als sie ihr Bike wiedersah. Viele freuen sich auch einfach über die super Organisation und sind erstaunt, wie man so einen logistischen Aufwand bewältigen kann.“

Vielen Dank für das Interview.