Josh Amberger: Kurze Kaltwasser-Workouts helfen, um im Rennen keinen Kälteschock zu bekommen

Harald Eggebrecht für tri2b.com | 15.04.2024 um 23:04
Josh Amberger ist beim Schwimmen eigentlich immer für die erste Schwimmgruppe gesetzt. Der 35-jährige Australier zählt seit über einem Jahrzehnt zu den besten Schwimmern auf der Triathlon Mittel- und Langdistanz. Für den Ehemann von Ashleigh Gentle, der in der Jugend vom Schwimmsport zum Triathlon kam, zählt Freiwasserschwimmen zum regelmäßigen Trainingsrepertoire. Trotz all seiner Erfahrung hat auch Amberger immer noch Respekt vor dem Sprung in ein unbekanntes Gewässer.

tri2b.com: Wie sieht deine bevorzugte Schwimmeinheit im Freiwasser aus Wie lang bist du unterwegs und mit welchen Trainingsinhalten?
Josh Amberger (J.A.): Es gibt zwei Freiwasser-Workouts, die ich sehr mag. Eine im Süßwasser und eine im Salzwasser. Die Süßwasser-Session habe ich im Elk Lake in Zentral-Oregon absolviert, der etwa 1.500 m hoch liegt. Es war eine 4,5 km lange Einheit, und ich schwamm einfach zum Ende des Sees (etwa 1.000 m) und habe dabei die Intensität schrittweise gesteigert. Die letzte Wiederholung endete mit einem All-Out-Intervall bis ans Ufer. Dann ging es zum Schluss noch einmal locker durch den See zum Ausschwimmen.


Triathlonpro Josh Amberger vertraut beim Schwimmen mit Wetsuit auf den Orca Apex Flex. Dieser Triathlon-Neoprenanzug ist der flexibelste des gesamten Orca-Sortiments. Ideal für Schwimmerinnen und Schwimmer, die aufgrund ihrer guten Technik und Wasserlage keinen zusätzlichen Auftrieb benötigen.

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Das Salzwassertraining findet im Brunswick River nördlich von Byron Bay in Australien statt. Ich schwimme mich knapp 2 km im Meer ein, in der Brandung und an der Flussmündung. Dann schwimme ich flussaufwärts gegen die Strömung. Lange Intervalle mit 3x 800 m, unterbrochen von 200 m locker. Ich mache die Intervalle zur besseren Orientierung zwischen zwei kleinen Brücken. Das Training ist dort nur bei Flut möglich, sonst ist das Wasser zu seicht. Das Gute daran ist, dass es auch bei Flut immer seicht genug ist, um während des Workouts mit den Füßen am Grund stehen zu können. Die Einheit ist in Summe so 5 km lang.

© Korupt Vision

tri2b.com: Wie oft schwimmst du in der Frühjahrs- bzw. Sommersaison im Freiwasser?
J.A.: Ich versuche, mindestens einmal alle zwei Wochen im Freiwasser zu schwimmen. Manchmal ist es auch regelmäßiger. Ich muss dazu sagen, dass ich in einer großen Stadt wohne und es für mich deshalb etwas mehr Aufwand ist, um im Freiwasser schwimmen zu können. Aber die Vorteile sind den Aufwand normalerweise wert.

tri2b.com: Welche Sicherheitsvorkehrungen triffst du beim Schwimmen im offenen Gewässer?
J.A.: Ich vergewissere mich immer, dass ich jemandem sage, wohin ich gehe. Außerdem trage ich eine hochwertige Schwimmbrille, um meine Umgebung genau wahrnehmen zu können.

Vor dem Schwimmen nehme ich mir einen Moment Zeit, um alle Bereiche des Gewässers zu identifizieren, in denen es möglicherweise Schiffsverkehr gibt, Strömungen ein Problem werden können oder sich freilebende Tiere aufhalten. Ich sehe viele Schwimmer, die zur besseren Sichtbarkeit Bojen hinter sich herziehen. Das ist etwas, mit dem ich mich vielleicht irgendwann einmal beschäftigen muss.

tri2b.com: Hast du spezielle Tipps, um sich besser vor kaltem Wasser zu schützen?
J.A.: Da ich Australier bin, schwimme ich daheim fast nie in kaltem Wasser und muss mich deshalb damit glücklicherweise nicht so sehr damit befassen. Aber ich habe festgestellt, dass ich, wenn ich zu Rennen reise, bei denen das Wasser kälter als 13 oder 14 Grad Celsius ist (ein Wert, den ich als "kalt" bezeichnen würde), finde ich, dass zuvor zwei oder drei kurze Workouts im kalten Wasser wirklich helfenden Körper darauf vorzubereiten und der Kälteschock im Rennen dann nicht so heftig ist. Am Anfang ist es sehr schwierig, aber ich gewöhne mich dann schnell an das kalte Wasser.

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tri2b.com: Ab welcher Wassertemperatur trägst du beim Freiwassertraining keinen Neoprenanzug mehr?
J.A.: Wenn die Sonne auf den See scheint, dann finde ich, dass 24° Wassertemperatur ein angenehmer Punkt ist, um den Neo auszuziehen. Wobei es wirklich komisch ist, denn wenn ich im Pool schwimme, dann brauche ich mindestens 27°, damit ich mich mit der Badehose wohl fühle.

tri2b.com: Und wo ist für dich die Temperaturuntergrenze, bis zu der du zum Training ins Freiwasser gehst und wie lange schwimmst du dann?
J.A.: Das kälteste Wasser, in dem ich je geschwommen bin, waren 8 oder 9 Grad Celsius in Vancouver, Kanada. Ich war damals 19 Jahre alt und nahm an den ITU-Weltmeisterschaften 2008 teil. Ich habe versucht, nicht daran zu denken und einfach meinen Job zu erledigen. Ich denke heutzutage würde ich mit solchen Wassertemperaturen wirklich extrem kämpfen, da ich älter bin und wohl auch schon etwas verweichlicht …

tri2b.com: Hattest du jemals Angst im offenen Wasser zu schwimmen?
J.A.: Die ganze Zeit. Es ist eine Umgebung, die wir oft nicht kontrollieren können. Die Möglichkeiten Gefahren wahrzunehmen sind sehr eingeschränkt. Es hilft sehr zusammen mit einem Partner oder einer Gruppe zu schwimmen. Manchmal fühle ich mich sogar wohler, wenn ein paar Surfer oder Angler in der Nähe sind. Es ist wichtig, etwas für sich zu finden, was einem die Angst nimmt. Das Erlebnis beim Schwimmen im offenen Gewässer ist es immer wert.