Normann Stadler im Interview: Gehe an den Start um zu gewinnen
Frank Wechsel (FW): Herr Stadler, in wenigen Tagen startet der Ironman Europe inRoth 2001, bei dem sie zweimal hintereinander in guter Ausgangsposition aufgeben mussten – 1999 durch einen Radunfall, 2000 durch Schmerzen beim Laufen. Haben Sie mit der Veranstaltung nun eine Rechnung offen?
Normann Stadler (NS): Ich gehe mit der gleichen Motivation wie in den vergangenen Jahren an den Start. Ich möchte sehr gut abschneiden, vorne mit dabei sein. Ich hatte viel Pech in den letzten beiden Jahren, in diesem Jahr müsste es aber mal passen. Mein Ziel ist ein Treppchenplatz.
FW: Ist die zweimalige Aufgabe eine Belastung für Sie?
NS: Nein, überhaupt nicht. Auch andere Athleten steigen bei wichtigen Rennen aus. Ein Ralf Eggert zum Beispiel kommt nicht mir zur Olympiade, obwohl er jahrelang der beste Deutsche war. Das ist kein Problem für mich.
FW: Wer kommt in Roth in diesem Jahr für den Sieg in Frage?
NS: Peter Reid kommt natürlich als Topfavorit nach Deutschland. Er kommt sicher bestens vorbereitet und hat als Hawaii-Sieger in Europa viel zu verlieren. Lothar Leder ist mit der schwierigste Konkurrent. Er gestaltet sich sein Rennen und zieht sich Jungs ran, die für ihn arbeiten. Es gibt aber noch viele weitere: Einen Thomas Hellriegel darf man nie unterschätzen. Dann der Neue, dieser Faris Al-Sultan, ein guter Schwimmer und Radfahrer – da muss man aufpassen! Und Niedrig & Co. sind auch wieder am Start.
FW: Haben Sie sich speziell vorbereitet oder andere Schwerpunkte gesetzt als in den Vorjahren?
NS: Ich habe nicht mehr und nicht weniger gemacht als sonst auch schon. In den letzten Jahren war ich auch gut vorbereitet. Jetzt bin ich allerdings sicherer geworden im Kopf. Ich weiß, was ich kann! Ich kann mich auch im Wettkampf immer besser motivieren. In Australien wollte ich schon mit Rückenproblemen aussteigen und war sogar schon abgestiegen. Doch dann habe ich mir gesagt: Das kann nicht sein, ich reise doch nicht um die halbe Welt um auszusteigen. Dann bin ich weitergefahren und habe mit großem Vorsprung gewonnen. Früher habe ich das nicht gemacht, habe zu früh aufgegeben und mich hängen lassen, habe mir gesagt, dass auch der fünfte oder sechste Platz ausreiche. Jetzt gehe ich an den Start, um zu gewinnen.
FW: Wo haben Sie sich auf die Saison vorbereitet?
NS: Ich war hier in Pforzheim. Ich bin nicht unbedingt der Typ, der gerne reist. Ich fühle mich daheim in meinem Umfeld sehr wohl, in meiner Wohnung, bei meiner Freundin. Stellen Sie sich vor, Sie trainieren im Warmen und kommen dann nach Roth, wo es nur sechs Grad kalt ist. Da ist es schon ein Vorteil, wenn man hier trainiert hat und die Bedingungen gewohnt ist. Eigentlich liebe ich auch die Kälte: Vor ein paar Jahren wurde ich Zweiter bei einer Duathlon-WM – im Schnee!
NORMANN STADLERS IRONMAN-RENNEN
1997
Ironman Switzerland - DNF
1998
Ironman Switzerland - 5. Platz 8:42:51
1999
Ironman Switzerland - 4. Platz 8:50:04
Ironman Europe - DNF
Ironman Hawaii - 15. Platz 8:45:57
2000
Ironman Australia - 1. Platz 8:30:37
Ironman Europe - DNF
Ironman Hawaii - 3. Platz 8:26:45
2001
Ironman Australia - 1. Platz 8:30:22