Reinhold Hemker: Wir befinden uns auf einem Friedensweg

H. Eggebrecht für tri2b.com | 08.11.2010 um 16:56
Seit dem Verbandstag der Deutschen Triathlon-Union am 6. November in Worms steht Dr. Reinhold Hemker an der Spitze des Triathlon-Dachverbandes. Der langjährige Bundestagsabgeordnete, der im westfälischen Rheine lebt, tritt die Nachfolge von Claudia Wisser an. Seinen Slogan „Nah bei den Menschen“ möchte Hemker gerne auch auf den Triathlonsport in Deutschland übertragen. Denn wenn es nach dem Wunsch des 66-jährigen Theologen geht, dann sollten in Zukunft Grabenkämpfe innerhalb der DTU der Vergangenheit angehören. tri2b.com-Redakteur Harald Eggebrecht hat mit Reinhold Hemker zwei Tage nach der Wahl gesprochen.

tri2b.com: Erst einmal Gratulation zur Wahl zum DTU-Präsidenten. Waren Sie überrascht, dass das alte Präsidium um Claudia Wisser vor der Wahl freiwillig den Rückzug antrat? 
Reinhold Hemker (R. H.) Ich war ehrlich gesagt nicht überrascht, denn direkt im Vorfeld gab es auch Hinweise, dass es so kommen könnte. Ein Hinweis sei erlaubt: Aus dem alten Präsidium wurde Dierk Brandewinter und Bernd Rennies als Vizepräsidenten mit ihren Aufgabenbereichen, in denen sie sich bewährt haben, wiedergewählt. 

tri2b.com: Allerdings haben ihnen Baden-Württemberg und Bayern nicht das Votum gegeben. Beide Verbände sind ihren Absprachen treu geblieben, dem alten Präsidium die Treue zu halten. Gibt es schon Pläne wie Sie die „Südstaaten“ mit in ihre „Triathlon-Familie“ holen wollen, schließlich sind dort eine Großzahl der deutschen Topveranstaltungen beheimatet. 
R.H.: Ich habe noch am gleichen Tag, also am vergangenen Samstag in Worms, mit Björn Steinmetz (Björn Steinmetz ist Präsident des baden-württembergischen Triathlon-Verbands und Veranstalter der Challenge Kraichgau, Anmerk. der Redaktion)gesprochen. Und natürlich auch mit dem Präsidenten des bayerischen Verbandes Peter Pfaff, der offen und ehrlich seine Position gerade auch im Blick auf das menschliche Miteinander vertreten hat. Noch vor der ersten konstituierenden Sitzung des Präsidiums am 17. November werden weitere Gespräche folgen. Da sind wir auf einem guten Weg. Ich bin mir auch sicher, dass ich mit Peter Pfaff gut zusammenarbeiten kann. Ich habe auch mit Claudia Wisser gesprochen. Sie möchte ihre Arbeit im Executive Board der Europäischen Triathlon Union (ETU) fortführen. Der ETU-Präsident hat das während der Feier zum 25-jährigen Verbandsjubiläum begrüßt. Ich hoffe, dass es dabei bleibt. 

tri2b.com: In Ihrem Vorstellungsschreiben ist ein Aktionspunkt, die innere Kommunikation der DTU zu verbessern. Die Kommunikationsplattform zu den Mitgliedern ist neben der Website das Magazin TRITIME, dessen Vertrag noch unter Claudia Wisser verlängert wurde, es aber auch harsche Kritik gab. Haben Sie sich hier schon erste Einblicke verschaffen können? 
R.H.: Von harscher Kritik habe ich keine Kenntnis. Deswegen möchte ich eine gute Zusammenarbeit und natürlich eine Weiterentwicklung. Ich habe auch schon kurz mit dem Redakteur Klaus Arendt gesprochen und einige Vorschläge gemacht. Ich würde mir zum Beispiel mehr Stories über Menschen wünschen, die mit ihrem Engagement den Triathlonsport fördern. Unser langjähriger verdienter Bundeskampfrichter Norbert Kehl wäre ein Beispiel dafür. 

tri2b.com: Ein Hauptthema Ihrer Arbeit wird sicher die Veranstaltungspolitik sein. Es gilt einen Spagat zu schaffen, zwischen den großen kommerziellen Veranstaltern, ein Teil der gerade stetig anwächst, und den vielen kleineren auf Vereinsbasis organisierten Veranstaltungen. In einigen Bundesländern gibt es hinsichtlich der Genehmigungen hohe bürokratische Hürden. Wo sehen sie hier Ansatzpunkte? 
R.H.: Wir – da gehören die Medien wie tri2b auch dazu - müssen den Triathlon noch selbstbewusster darstellen und auf die große gesellschaftliche Bedeutung dieses tollen Sports hinweisen. Ich meine da nicht nur den Gesundheits-Aspekt. Überspitzt gesagt: „Wer Triathlon betreibt, bringt schon mal keinen anderen um“. Also gibt es auch erzieherische Aspekte wie Gewaltprävention neben der Gesundheitsprävention. Und unsere Veranstaltungen sind meistens touristische Highlights. Das müssen die Verantwortlichen bei Genehmigungsverfahren begreifen. Dazu müssen alle Freundinnen und Freunde unseres Dreiklangsportes Bewusstsein bildende Arbeit leisten. Ich bin gerne bereit in Fällen von Schwierigkeiten bei Genehmigungen auch mit den entsprechenden Wahlkreis-Vertretern im Bundestag oder den Landtagen Kontakt aufzunehmen. Natürlich auch mit Bürgermeistern, Landräten bzw. Oberbürgermeistern. Einige kenne ich noch aus meiner Zeit als Abgeordneter. Wer da Probleme hat, der soll sich bei uns bzw. bei mir melden. 

tri2b.com: Das andere Thema sind die Abgaben der Großen. 
R.H.: Hier müssen alle Verhandlungspartner Farbe bekennen. Ich werde mit Challenge Kraichgau und Ironman sprechen. Kai Walter als Organisator der deutschen Ironman-Rennen hatte ja erklärt, dass sie einen Beitrag leisten wollen. Momentan kann ich mir vorstellen, dass wir klar geregelte Einzelverträge machen. 

tri2b.com: Wie sieht es mit den nun nicht abgestimmten Anträgen aus, die noch das Präsidium Wisser vorgelegt hatte? 
R.H.: Ein Großteil, insbesondere die die Satzung betreffenden Anträge, wurde zurückgezogen. Klärung bedarf es noch beim Thema Bundesliga. Hier wird wohl ein ordentlicher Vertrag zwischen der Bundesliga GmbH und der DTU das Verhältnis regeln. Auch bedarf es noch einiger kleiner Nacharbeiten beim bestehenden Haushaltsplan. Dort müssen einige Positionen klarer ausgewiesen werden. 

tri2b.com: Sie sind haben sich sehr kurzfristig für das Amt des DTU-Präsidenten zur Verfügung gestellt. Sehen Sie sich als Interims-Präsident oder gibt es einen langfristigen Plan? 
R.H.: Ich bin für vier Jahre gewählt. Der Weg dahin soll ein Friedensweg sein, den hat die DTU nötig. Der nächste ordentliche Verbandstag wird deshalb auf meinen Wunsch hin in der „Friedensstadt“ Osnabrück stattfinden. Dann sehen wir weiter. 

tri2b.com: Vielen Dank für das kurzfristige Interview. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer Ziele.