Ironman Switzerland: Schildknecht holt neunten Sieg, Ryf gewinnt mit Streckenrekord

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 24.07.2016 um 16:08
Gleich zwei Heimsiege konnten die Schweizer bei der 20. Auflage des Ironman Zürich feiern. Ronnie Schildknecht setzte seine unglaubliche Siegesserie fort und gewann in 8:17:04 Stunden zum neunten Mal an der Landiwiese. Der 36-Jährige darf mit den 2.000 Punkten im Kona-Proranking nun auch für den Ironman Hawaii am 8. Oktober planen. Gleiches gilt für Daniela Ryf, die bei ihrem überlegenen Sieg (8:51:50) auch noch den Streckenrekord um 8:14 Minuten verbesserte. Bei den Männern gingen die weiteren Podiumsplätze an Timo Bracht (8:24:13) und Jan van Berkel (8:29:12). Bei den Frauen durften sich Emma Bilham (9:21:48) und Michi Herlbauer (9:28:12) über einen Ironman-Podiumsplatz freuen.

Beim Schwimmen im Zürichsee mussten die Profis wieder ohne Neos ran, während die Agegrouper mit den wärmenden Wetsuits auf die 3,8 Kilometer geschickt wurden. Der Ungar Balazs Csoke war als Erster nach 49:43 Minuten wieder an Land. Die Topfavoriten folgten innerhalb von fünf Minuten auf die 180 Radkilometer. Csokes Führung hielt nur auf den ersten Kilometern, dann führte der Schweizer Manuel Küng das Feld an, als es nach 30 Kilometern vom See weg in den hügeligen Teil der Radstrecke ging. Erster Verfolger war zu diesem Zeitpunkt Jan van Berkel, die weiteren Mitfavoriten Schildknecht und Bracht folgten in einer siebenköpfigen Gruppe mit knapp drei Minuten Rückstand. Mit dabei war auch der Ausburger Roman Deisenhofer, der später noch ins Rampenlicht rücken sollte.

 

Roman Deisenhofer unterbricht die Schildknecht-Show

 

Als es zurück in Richtung Zürichsee ging, war die Flucht von Küng zu Ende und Schildknecht führte das Feld an. Kurz vor Ende der ersten Radrunde, bei der ersten Überfahrt des Heart Break Hills, führte immer noch Rekordsieger Schildknecht, der seine sieben Verfolger allerdings direkt im Nacken spürte. Als es dann abermals in die Hügel an der Nordostseite des Zürichsees ging, attackierte Roman Deisenhofer. Zunächst waren es nur ein paar Sekunden Abstand zu Schildknecht und Co., im weiteren Verlauf sollten daraus mehrere Minuten werden. Der Augsburger, Achter im Mai beim Ironman Lanzarote,   stellte mit 4:41 Minuten Vorsprung sein Rad an der Landiwiese vor Jan van Berkel ab. Der Schweizer Vorjahreszweite führte dort eine Vierergruppe mit seinen Landsmännern Schildknecht und Philipp Koutny sowie Bracht an. Markus Fachbach, der lange auch in der Verfolgergruppe dabei war, musste kurz vor dem Radziel am Heart Break Hill abreißen lassen.

 

Schildknecht im Marathon nicht zu halten, Bracht läuft taktisch klug

 

Auf der neu gestalteten Laufstrecke, die auf den vier Runden jeweils einen Abstecher in die Züricher Innenstadt macht,  schlug Schildknecht von Beginn an ein sehr hohes Tempo an. Deisenhofers Vorsprung schmolz in der schwülheißen Mittagssonne schnell zusammen.  In der zweiten Laufrunde war die Flucht des Schwaben beendet und Schildknecht übernahm in seinem "Wohnzimmer" wieder die Führung.  Dahinter pirschte sich auch Timo Bracht immer näher an Deisenhofer heran, der kurz vor der 30 Kilometer-Marke dann auch den Eberbacher an sich vorbei ziehen lassen musste. Schildknecht war an der Spitze nicht mehr zu halten und durfte sich nach 8:17:04 Stunden zum neunten Mal als Ironman Switzerland-Sieger feiern lassen.  Timo Bracht lief ebenfalls sehr konstant weiter und hat als Tageszweiter (8:24:13) nun auch den Sprung in die Top 40 der Kona-Qualiränge geschafft. Jan van Berkel wurde Dritter (8:29:12), nachdem er sich von seiner Schwächephase in der Marathonmitte erholt hatte und Roman Deisenhofer damit noch vom fast schon sicheren Podestplatz verwies. Einen weiteren deutschen Top Ten Platz gab es durch Christian Brader (8:49:07), der Siebter wurde.

 

Alleinunterhalterin Ryf mischt in der Männer Top Ten mit

 

Spätestens nach den ersten beiden Rennstunden war klar, dass Daniela Ryf eine Woche nach ihrer Rother-Fabelzeit auch in Zürich alles andere als im Schongang unterwegs sein wird. Im Zürichsee konnte sich noch die starke Schwimmerin Celine Schärer (53:14 Minuten) knapp vor Ryf setzen.  Auf dem Rad nutzte die Topfavoritin dann schon die ersten flachen Radkilometer entlang des Sees, um mit fast drei Minuten Vorsprung auf Schärer in die Steigungen bei Hombrechtikon zu fahren. Ryf zeigte nun auch auf den schwereren Teil der Radstrecke keinerlei Roth-Ermüdungserscheinungen. Die Solothurnerin biss sich am Ende der Männer Top Ten fest. Der Rückstand der weiblichen Konkurrenz, Emma Bilham hatte sich mittlerweile an die zweite Position gesetzt, wuchs schnell auf über zehn Minuten an. Nach den 180 Radkilometern, die Ryf in 4:46:30 Stunden absolvierte, sollte der Vorsprung sogar über 20 Minuten betragen.

Auch im Marathon ließ Ryf nicht wirklich locker. Bei der Halbmarathon-Marke wurden 1:30:49 Stunden gestoppt, im zweiten Teil wurde es zwar etwas langsamer und die Uhren blieben bei 1:36:42 Stunden stehen. Trotzdem unterbot Daniela Ryf mit ihrer Siegerzeit von 8:51:50 Stunden als Gesamtzehnte den sechs Jahre alten Streckenrekord von Karin Thürig um 8:14 Minuten. Emma Bilham (9:21:48) folgt auf Rang zwei mit einer halben Stunde Rückstand. Die Österreicherin Michi Herlbauer (9:28:12) wurde Dritte, nachdem sie sich mit einem guten Marathon von Rang sechs nach dem Radfahren nach vorne arbeiten konnte.