Stimmen zur den Dopingoffenbarungen

von tri2b.com | 30.05.2007 um 10:45
Am Rande des Stadt Triathlon in München hat <i>tri2b.com</i> Stimmen zu den derzeitigen Dopingenthüllungen im Radsport eingeholt ...

Am Rande des Stadt Triathlon in München hat tri2b.com Stimmen zu den derzeitigen Dopingenthüllungen im Radsport eingeholt. Auch Olaf Sabatschus hat nach seinem IM-Rennen in Brasilien zu den derzeitigen Entwicklungen Stellung bezogen. Uli Nieper (Arzt und vielfacher Ironman-Hawaii Teilnehmer): Endlich ist es soweit, dass ausgepackt wird. Es war nur eine Frage der Zeit bis das Geld die Athleten knackt. Da wird jetzt einer nach dem anderen auf den Zug aufspringen. Das wird sich wahrscheinlich auch auf die Mediziner ausdehnen. Problematisch ist es für diejenigen, die eidesstattliche Erklärungen abgeben haben, nie gedopt zu haben. Für die Zukunft denke ich, dass jetzt in der nächsten Zeit in Deutschland ein positiver Trend zum Neuanfang bestehen wird. Im Ausland wie in Spanien, Italien oder Amerika wird munter weitergedopt. Das interessiert die überhaupt nicht. Die Deutschen werden dann hinterherfahren. Übertragen auf den Triathlonsport: Hier wird bestimmt auch gedopt. Allerdings basiert erfolgreiches Doping auf jahrelanger Erfahrung, wie die Medikamente und Dosierungen richtig wirken. Das ist ohne das entsprechende Umfeld an Betreuern, die dieses Know How besitzen, sehr schwierig. Deshalb ist der Triathlonsport sicher noch nicht so vom Doping verseucht. Peter Maisenbacher (DLV-A-Trainer, Sprecher auf großen Lauf- und Triathlonveranstaltungen): Jetzt sind die Radsportler einmal mehr aufgeflogen. Aber es sind sicher alle Ausdauersportarten gefährdet. In der Leichtathletik ist dabei der Bereich, in dem Kraft eine große Rolle spielt, sicher besonders gut manipulierbar. Der moralische Druck allein wird sicher nicht dazu führen, dass noch mehr Athleten auspacken. Vielmehr muss der wirtschaftliche Druck gesteigert werden. So wie der finanzielle Anreiz auch mit der Hauptgrund für das Doping ist. Josef Zeller (Jugendtrainer Triathlon Team Schongau): Die Dopingsituation wird bei uns mit den Jugendlichen stark thematisiert. Einerseits war es ja zu erwarten, was jetzt ans Licht kommt. Der Triathlonsport liegt, was die jüngere Vergangenheit gezeigt hat, im Spitzenbereich nicht so weit vom Radsport entfernt. Man muss jetzt schauen, dass diese Problematik entsprechend gelöst wird, damit es für den Nachwuchs eine sauberen Neuanfang gibt. Willi Brabender (Organisator Stadt Triathlon München): Leistungssport ist auf der einen Seite Showbusiness und da zählt nur der Sieger. Der Zweite ist schon der erste Verlierer. Da ist es logisch, jede Möglichkeit zu nutzen, um einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu haben, oder zumindest gleichstark zu sein. Schlecht ist, dass dadurch jetzt der Eindruck entsteht, dass jede sportlich hochklassige Leistung nur mit Unterstützung von Dopingmitteln zustande kam. Olaf Sabatschus: Im Laufe der letzten Jahre wurde auch ohne Geständnisse offensichtlich, dass in vielen Sportarten die wenigsten Weltklasseathleten ohne Doping auszukommen scheinen. Mit Dopingkontrollen alleine ist augenscheinlich nur eine kleine Zahl der Vergehen aufzuspüren; zumal die finanzielle und personelle Ausstattung der Antidopingagenturen deutlich zu wünschen übrig lässt. Nun sind die aktuellen Geständnisse auf jeden Fall zu begrüßen, obwohl auf der einen Seite vielleicht eine Vorwegnahme von Erkenntnissen kriminologischer Art. Sofern sie allerdings durch ein schlechtes Gewissen der Sportler bedingt sind, ist das eine prima Kehrtwende und es bleibt zu hoffen, dass diese Moral ansteckend ist. Letztlich bleibt jedoch der Zweifel und eines bestehen: Ohne die Einrichtung von strengeren Gesetzen in allen Ländern und Möglichkeiten des multinationalen Eingreifens und der Bestrafung aller beteiligten Personen wird dem Betrug kein Riegel vorzuschieben sein.