Besser werden im Schlaf? So schlafen die Deutschen

von WHOOP/tri2b-Redaktion für tri2b.com | 14.03.2024 um 22:29
Wer im Sport erfolgreich sein will, der muss auf seinen Schlaf achten. Genügend und qualitativ guter Schlaf ist der Schlüssel für eine gute Regenerationsfähigkeit. Während des Schlafes erholt sich der Körper, neu Gelerntes wird verarbeitet, Wachstumshormone werden ausgeschüttet und sorgen für die Wiederherstellung und den Aufbau der Muskelkraft. Kurzum – ohne Schlaf keine Leistung bzw. im Umkehrschluss: Wer zu wenig und schlecht schläft, der wird im Training keine dauerhaften Fortschritte machen setzt sich einem erhöhten Verletzungs- und Erkrankungsrisiko aus. Anlässlich des Internationalen Tages des Schlafes am 15. März hat der US-amerikanische Fitness Tracker-Anbieter WHOOP die Schlafdaten seiner deutschen Mitglieder analysiert. Hier gibts eine Auswahl der interessantesten Ergebnisse, sowie Tipps für eine verbesserte Schlafqualität.

Der bzw. die Durchschnitts-Deutsche kommt auf eine Schlafleistung von 80,2%, schläft um 23:32 Uhr ein und wacht um 07:29 auf. Von diesen knapp acht Stunden werden jedoch nur etwa 6:47 Stunden im eigentlichen Schlaf verbracht. Die fehlenden 1:10 Stunden sind die natürlichen und meist unbemerkten Wachphasen, die jeder Mensch durchläuft. Acht Stunden im Bett ergeben also nicht automatisch acht Stunden Schlaf.

Einordung der Schlafleistung: Optimale Dauer des Schlafes (individuell unterschiedlich, abhängig u.A. von Alter, persönlicher Fitness, körperlicher und mentaler Verausgabung am jeweiligen Tag sowie weiteren Faktoren). Als Faustregel kann man sagen: 70%-84% ausreichend, 85%+ gut, 100% optimal.

 
Bonn ist Deutschlands Schlafhauptstadt

 
Bonn ist zwar nicht mehr Deutschlands Hauptstadt, doch mit einer durchschnittlichen Schlafleistung von 77,5% ist Bonn zumindest die inoffizielle Schlafhauptstadt von Deutschland, knapp gefolgt von Aachen und Leipzig mit 77,46% bzw. 77,33% Schlafleistung. Schlusslicht unter den deutschen Städten ist Karlsruhe mit 74,13%, gefolgt von Hannover mit 74,38% und Köln mit 74,82% Schlafleistung.
 
Eine Auswahl deutscher Großstädte im Vergleich:

  • Frankfurt – 76,24% Schlafleistung
  • Hamburg – 75,74% Schlafleistung
  • Düsseldorf – 75,46% Schlafleistung
  • München – 75,33% Schlafleistung
  • Stuttgart – 75,32% Schlafleistung
  • Berlin – 75,11% Schlafleistung
  • Köln – 74,82% Schlafleistung

Auffällig, doch derzeit nicht mit genug Daten für eine abschließende Aussage belegt, ist, dass die betrachteten deutschen Großstädte allesamt 4-6 Prozentpunkte unter dem deutschen Durchschnitt von 80,2% liegen. Die Vermutung, dass in kleineren Städten und auf dem Land besser geschlafen wird, liegt also Nahe, kann aber mit der derzeitigen statistischen Erhebung nicht abschließend untermauert werden.
 

Island ist Schlafweltmeister, Deutschland auf Platz 8

 
Ob’s am langen Winter liegt, die Isländer bessere Betten haben oder einfach bessere Schlafgewohnheiten? Mit Durchschnittlich 7 Stunden Schlaf pro Tag bzw. Nacht ist Island knapp vor Finnland und den Niederlanden Schlafweltmeister. Auffällig ist, dass mit der Ausnahme von Neuseeland alle Nationen der Top 10 in Europa liegen.
 
Die Top Ten der erfassten Schlafnationen:

  1. Island – 7 Stunden
  2. Finnland – 6:59 Stunden
  3. Niederlande – 6:55 Stunden
  4. Ungarn – 6:54 Stunden
  5. Neuseeland – 6:52 Stunden
  6. Österreich – 6:50 Stunden
  7. Belgien – 6:49 Stunden
  8. Deutschland – 6:47 Stunden
  9. Schweden – 6:47 Stunden
  10. Tschechien – 6:45 Stunden

 
Die 5 erfassten Länder mit der geringsten Schlafleistung

  1. Philippinen – 5:36 Stunden
  2. Malaysia – 5:47 Stunden
  3. Indien – 5:50 Stunden
  4. Südkorea – 5:52 Stunden
  5. Qatar – 5:53 Stunden

Bessere Schlafleistung im Winter und am Wochenende?

 
Der Monat und der Wochentag haben einen bedeutenden Einfluss auf den Schlaf. Gemäß dem natürlichen zirkadianen Rhythmus orientiert sich das Schlafbedürfnis des Menschen stark an Jahreszeit, Tageslicht, Tagesbelastung und Wetter. Auch in Deutschland schlägt sich dies statistisch nieder. So schlafen die Deutschen im Herbst und Winter deutlich mehr als im Frühjahr und Sommer. Dezember und Januar sind mit 82,2% bzw. 81,8% Schlafleistung die schläfrigsten Monate, während der Juni mit seinen langen, hellen und warmen Tagen die Schlafleistung der Deutschen auf durchschnittlich 77,6% drückt.
 
Betrachtet man die Schlafleistung der Deutschen nach Wochentagen, überrascht es nicht, dass am Wochenende mehr geschlafen wird. Generell gesehen startet der Durchschnitts-Montag mit einer Schlafleistung von 81,1%. Dieser Wert sinkt im Verlauf der Woche Tag für Tag kontinuierlich bis auf 78.9% am Freitagmorgen. Ganz im Sinne des Klischees „die Batterien am Wochenende aufladen“ steigt die Schlafleistung am Wochenende wieder sprunghaft an und beträgt Samstagmorgens schon wieder 81,1%. Die Nacht von Samstag auf Sonntag ist die Erholsamste mit durchschnittlich 82,4% Schlafleistung.
 
Durchschnittliche Schlafleistung der deutschen WHOOP Mitglieder nach Wochentag (am Morgen des jeweiligen Tages):

Montag – 81,1%
Dienstag – 80,1%
Mittwoch – 79,2%
Donnerstag – 79%
Freitag – 78,9%
Samstag – 81,1%
Sonntag – 82,4%

 

Mittagschlaf, Geschlechtsunterschiede und Haustiere

 
Obwohl ein guter Mittagsschlaf ein mögliches Schlafdefizit teilweise ausgleichen sowie die Erholung und damit die Leistungsbereitschaft deutlich verbessern kann, ist Deutschland keine Nap-Nation. Im Durchschnitt machen die Deutschen lediglich 2,7-mal im Monat bzw. grob alle 10 Tage einen Mittagsschlaf.
 
Mit einer durchschnittlichen Schlafleistung von 83,5% bzw. einer durchschnittlichen Schlaflänge von 7:05 Stunden schlafen Frauen weltweit pro Nacht fast 20 Minuten länger als Männer (76,8% / 6:45 Stunden).

Unsere pelzigen Freunde können weit mehr, als nur Freude schenken – sie helfen uns sogar im Schlaf. Ein Hund im Schlafzimmer führt bei der weltweiten WHOOP-Community zu einer dreiprozentigen Verbesserung der Erholung (Qualitativ) und verlängert den erholsamen Schlaf um fast 10 Minuten pro Nacht. Bei Katzen beträgt die Verbesserung immerhin noch 1,6%. Die Gründe hierfür sind wissenschaftlich noch nicht abschließend erforscht, die wahrscheinlichste Vermutung ist allerdings, dass wir Menschen evolutionsbiologisch gerne in der Nähe anderer Lebewesen schlafen.
 

Was ist Schlaf und wie lässt er sich beeinflussen?

 
Aber was ist Schlaf eigentlich und was hat guter Schlaf mit effektivem Training und einem besseren Alltag zu tun? Schlaf ist ein dynamischer Prozess. Ein gesunder Erwachsener durchläuft durchschnittlich drei bis fünf Schlafzyklen pro Nacht. Innerhalb dieser Zyklen gibt es vier unterschiedliche Schlafphasen: Leichter Schlaf, Tiefschlaf/Slow-Wave-Schlaf (SWS), REM-Schlaf (Rapid Eye Movement) und Wachphasen. Der Schlaf beginnt mit leichtem Schlaf, geht innerhalb von etwa 10 Minuten in den Slow-Wave-Schlaf über, bevor ungefähr 90 Minuten nach dem Einschlafen der REM-Schlaf beginnt. Nach einer anschließenden Wachphase wiederholt sich der Zyklus.

  • Leichter Schlaf: Der leichte Schlaf macht durchschnittlich um die 50% des gesamten nächtlichen Schlafs aus und ist der physiologische Prozess, der für den Übergang zum Tiefschlaf erforderlich ist. Diese Phase weist einige der Erholungsmerkmale des Tiefschlafs auf, allerdings mit geringerer Häufigkeit, da der Körper im leichten Schlaf stärker auf seine Umgebung reagiert.
  • Der Slow-Wave-Schlaf (SWS), auch Tiefschlaf genannt, macht durchschnittlich etwa 23% des nächtlichen Schlafes aus und ist die Phase, in der sich die Muskeln regenerieren und wachsen. In dieser Phase produziert der Körper 95 % seines täglichen Vorrats an Wachstumshormonen. Sportler bauen während ihrer Trainingseinheiten Muskelgewebe ab, damit es im Slow-Wave-Schlaf (SWS) wieder aufgebaut werden und wachsen kann.

  • REM-Schlaf: Der REM-Schlaf macht durchschnittlich etwa 22% des nächtlichen Schlafes aus und ist die Phase, in der sich das Gehirn erholt. In dieser Phase werden Einsichten und Fertigkeiten, die während des Tages erworben wurden, als Erinnerungen konsolidiert. Wenn Sportler also eine Technik üben oder Studenten auf ihr Examen lernen, findet die eigentliche Konsolidierung und Speicherung des Gelernten im REM-Schlaf statt.

  • Wachphasen: Auch Wachphasen werden zu den Schlafphasen gezählt, da es ganz natürlich ist, mehrmals in der Nacht für kurze Zeit aufzuwachen. Diese Phasen machen durchschnittlich etwa 5% des nächtlichen Schlafes aus. 10–20 dieser kurzen Wachphasen sind normal. Auch wenn sie nur ein paar Minuten dauern und meist nicht bewusst wahrgenommen werden, kann durch die störungsbedingten Wachphasen insgesamt mehr als eine Stunde Schlaf pro Nacht verloren gehen.  

 

Allgemeine Tipps für einen besseren und erholsameren Schlaf

 
Auch wenn es keine einfache und allgemeingültige Formel gibt, mit der die Zeit in einzelnen Schlafphasen für eine effektivere Regeneration verlängert werden kann, gibt es doch einige generelle Verhaltensweisen, mit denen man sich selbst die beste Chance auf einen effizienten Schlaf gibt. Hier sind einige Erkenntnisse aus den führenden Studien der Schlafforschung, die auch im Sleep-Coach der WHOOP Coaching Plattform berücksichtig werden:

  • Dunkelheit: Licht beeinflusst die Wachphasen des Schlafs. Je dunkler das Zimmer ist, desto mehr Zeit verbringt man in den erholsamen Phasen. Bei Zimmern, die sich nicht genug abdunkeln lassen, kann ein Schlafmaske helfen.
  • Temperatur: Eine (Schlaf-)Zimmertemperatur von 20 Grad oder weniger lässt einen nachweislich schneller einschlafen. Für die meisten Menschen liegt der Sweetspot bei 16 bis 18 Grad.
  • Bett: Ein Bett sollte kein Mehrzweckbereich sein. Je mehr der Körper darauf trainiert ist, das Bett mit Schlaf zu assoziieren, desto besser und schneller schläft man darin ein. Das Arbeiten, Fernsehen oder anderweitig viel Zeit im Bett Verbringen, sollte also, wenn möglich, vermieden werden.
  • Bildschirme: Das Nutzen von Handy oder Computer abends im Bett erschwert das Einschlafen. Die Bildschirme von Laptops, Smartphones und TV-Geräten geben Blaulicht ab, das stimulierend wirkt, wachhält und den zirkadianen Rhythmus stören kann. Gleiches gilt für Leuchtstoffröhren und das helle, bläulich-weiße Licht mancher LED-Leuchten. Zu viel Blaulicht kann zudem trockene oder gereizte Augen, Kopfschmerzen und andere Symptome hervorrufen. Eine Brille mit Blaulichtfilter kann hier Abhilfe schaffen und den Schlaf sowie die Erholung verbessern.
  • Koffein: Koffein wirkt noch viele Stunden nach dem Konsum. Um effizienter zu schlafen, sollte mindestens 4 Stunden vor dem Schlafengehen bewusst auf Koffein verzichtet werden.
  • Alkohol: Genau wie Koffein, beeinflusst auch Alkohol den Körper noch Stunden nach dem Konsum. Damit die Schlafleistung nicht leidet, sollte man diese Tatsache beim Ausgehen oder dem Glas Wein am Abend im Kopf behalten und gegebenenfalls früher auf nicht-alkoholische Getränke umsteigen.
  • Rhythmus: Studien haben gezeigt, dass sich die Qualität und Effizienz der Zeit im Bett mit einem guten Schlafrhythmus (zirkadianer Rhythmus), also dem Einschlafen und Aufwachen zu ähnlichen Zeiten, deutlich verbessern kann.