Michael Göhner: Man lernt, was wirklich zählt

H. Eggebrecht für tri2b.com | 28.06.2008 um 19:15
Der Reutlinger Michael Göhner hat sich in den letzten zwei Jahren Schritt für Schritt in den erweiterten Favoritenkreis beim IRONMAN Germany geschoben. Platz fünf im Jahr 2006 folgte im letzten Jahr Rang zwei. Trotzdem wird auch diesmal das Trio der Hawaii-Sieger McCormack, Al-Sultan und Stadler genannt, wenn es um die ersten Sieganwärter in Frankfurt geht. Im Interview erzählt Göhner, wie er mit dieser Situation umgeht.

tri2b.com: Mit welchem Ziel fährst du als Vorjahreszweiter diesmal nach Frankfurt? 
Michael Göhner (M.G.): Ich weiß für mich, dass ich in den letzten Wochen sehr gut trainiert habe und eigentlich noch etwas besser sein müsste, als im letzten Jahr. Ein Ironman ist sehr, sehr lang, da kann soviel passieren. Chris McCormack ist für mich mit seinem taktischen Gespür und seiner Ausgeglichenheit der Favorit. Und auch Normann Stadler ist natürlich mit seiner Radstärke immer ein Sieganwärter. Aber auch für die gilt, sie müssen erst ihre Leistung bringen. 

tri2b.com: Wie wichtig ist für dich der Start in Frankfurt? 
M.G.: Für mich persönlich ist Frankfurt fast wichtiger als Hawaii. Meine Sponsoren haben ihr Hauptaugenmerk in Deutschland und Europa, deshalb ist Frankfurt im Fokus. In Hawaii ist eine Platzierung wie hier in Frankfurt im letzten Jahr auch sehr schwierig, da hier meine Schwimmleistung, obwohl ich mich noch einmal verbessert habe, noch nicht gut genug ist. Eine Top Ten-Platzierung ist aber auch so in Hawaii allemal drin. 

tri2b.com: Seit dem April bist du Familienvater. Bedeutet das emotionalen Rückenwind oder schläft man schlechter? 
M.G.: Gott sei dank lässt er mich noch sehr, sehr gut schlafen. Von dem her gibt das eher Rückenwind. Es ist schon motivierend. Man lernt auch die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu schätzen. Sport ist auch nicht alles. Ich sehe jetzt vielleicht auch die eine oder andere Sache gelassener. 

tri2b.com: Gehst du mit der gleichen Risikobereitschaft in die Rennen? 
M.G.: Maximilian Tim ist gut zwei Monate alt und ich hab in dieser Zeit auch schon einige Rennen gemacht, die sehr gut waren. Ich bin auch nicht langsamer bergab gefahren als vorher. Der Wettkampfeifer ist ganz genauso wie vorher. 

tri2b.com: Wie schaut die letzte Phase jetzt im Training aus? 
M.G.: Erholung steht an erster Stelle. Ich bin nach dem vielen Training jetzt schon sehr müde. Ich freu mich jetzt auf die Zeit, wenn die Kraft in die Beine zurückkommt und vertrau auf meine bewährten Programme. 

tri2b.com: Hast du die Fußball-EM verfolgt? 
M.G.: Klar, und ich drücke bei so einem Turnier auch immer den Deutschen fest die Daumen. Ich sehe es aber eher neutral. Diese Mentalität – einmal Himmelhoch jauchzend und dann wieder am Boden zerstört – finde ich nicht gut. Mir gefällt es, wenn eine Mannschaft auch mal das Gegenteil beweisen kann und ihren Kritikern Lügen straft.