Stimmen vor dem Ironman Hawaii: Es wird das härteste Rennen werden, das wir je in Kona hatten

von tri2b.com | 13.10.2023 um 11:02
Der Donnerstagvormittag gehört in der Kona-Raceweek zunächst den Läuferinnen und Läufern beim legendären Unterpants Run, bevor sich später die Toppros bei der Prerace-Pressekonferenz noch die letzten Statements vor dem nahenden Raceday entlocken lassen. Zur PK im Luau Garden des King Kamehameha Beach Hotels waren insgesamt zehn Athletinnen geladen, darunter natürlich die Titelverteidigerin Chelsea Sodaro, die fünfmalige Ironman-Weltmeisterin Daniela Ryf und auch die beiden Deutschen Anne Haug und Laura Philipp. Hier sind die Stimmen aus Kona

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Die wichtigsten Infos zum Ironman Hawaii 2023:

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Sarah True (USA, Siegerin der Ironman EM 2023 in Frankfurt): Ich würde sagen der Sieg beim Ironman Frankfurt im Sommer hat meine Zuversicht gestärkt für Kona. Die Ironman-EM ist aber ein ganz anderes Rennen, mit anderen Bedingungen als hier in Kona. Ich bin in dieses Jahr gegangen, ohne zu wissen, wie ich die Dinge außerhalb des Sports ausbalancieren kann, es ist wie eine Forschungsarbeit, wo man nicht weiß was rauskommt. Deshalb ist es einfach schön, in diesem WM-Rennen dabei zu sein. Ich habe ein zweijähriges Kind und muss dies irgendwie unter einen Hut bringen. Aber ich würde keine Triathlon-Rennen mehr bestreiten, wenn ich diesen Sport nicht so sehr lieben würde. Es genial hier gegen die besten Triathletinnen der Welt antreten zu können.

Kat Matthews (GBR, 2. Ironman 70.3 WM Lahti 2023): Mein Rennen in Lathi hat mir viel Selbstvertrauen gegeben. Ein großartiges Schwimmen, ein solides Radfahren und eine persönliche Bestleistung beim Laufen. Das war eine schöne Belohnung für mein Training in diesem Sommer. Es war gerade ein großer Moment meinen Namen auf die Startliste zwischen all diesen Athletinnen hier schreiben zu dürfen. Es war mein großes Ziel dies in diesem Jahr zu tun, da ich im letzten Jahr die Einzige war die dort nach meinem Unfall nicht unterschreiben konnte. Deshalb wird es auch im Rennen sicher sehr emotional werden.

Sarah Crowley (AUS): Nach meinem Radunfall habe ich es zusammen mit meinem Team geschafft mich gegen alles Widerstände durchzusetzen und jetzt hier zu sein. Die vergangenen acht Wochen verliefen sehr positiv vom Training. Gerade in den letzten Wochen habe ich gemerkt, wie es deutlich vorwärts geht und sich die Form aufbaut. Die zurückliegende Zeit war sicher eine der schwierigsten Phasen in meiner Karriere. Jetzt bin ich einfach sehr stolz hier am Samstag in diesem reinen Frauenrennen dabei zu sein. Ich war hier schon zweimal auf dem Podium, aber das Niveau ist in den vergangenen zwei, drei Jahren stark angestiegen. Vor allem das Niveau beim Schwimmen hat sich dramatisch verbessert. Es wird wohl ähnlich sein, wie bei den Männern sein, dass sich vorne eine Gruppe bildet, in der man dabei sein sollte. Nach dem Radfahren kommt es dann auf den Mut und die Entschlossenheit an, dann kann bei diesen Bedingungen hier alles passieren.

Lisa Norden (SWE, 5. Ironman Hawaii 2022/Sieger des Ironman Kalmar 2023): Der Sieg in Kalmar war ein ganz besonderer Moment, da man diese Gelegenheit als Triathletin in Schweden nicht so oft bekommt daheim auf so einem Niveau zu racen. Da war mal der Weltcup in Stockholm und jetzt Kalmar, da lagen wahrscheinlich 10 Jahre dazwischen. Deshalb habe ich diesen Moment sehr genossen. Jeder hat mir vorhergesagt, dass Kalmar ein ganz besonderer Ironman ist. Und es war ein ganz besonderes Rennen, die Emotionen und die Unterstützung hat mich regelrecht umgehauen.Im Vorjahr war Kona meine vierte Langdistanz, jetzt ist es meine achte. Ich habe im vergangenen Jahr viel Erfahrung gesammelt und auch ein neues Trainerteam um mich herauf aufgestellt, das aus Schweden kommt. Im Winter habe ich versucht meinen Körper wieder aufzubauen und dafür die Umfänge reduziert. Ich habe gelernt, was ich tun muss, damit ich im höheren Athletinnen-Alter die Rennbelastung am besten adaptieren kann. Das klingt jetzt nicht so ehrgeizig, aber es war cool zu sehen, wie sich der Körper entwickelt. Ich fühle mich jetzt stärker und fitter als im Vorjahr.

Laura Philipp (GER, 4. Ironman Hawaii 2022/Siegerin Ironman Südafrika 2023): Es ist natürlich mein größter Traum hier in Kona einmal ganz oben zu stehen. Es wäre die große Belohnung für all die harte Arbeit, die ich Tag für Tag im Training investiere. Aber wenn ich hier in der Runde mit all den Weltklasseathletinnen sitze, dann fühlt sich dieser Traum definitiv etwas unwirklich an. Es ist großartig mit so vielen Powerfrauen ein eigenes Rennen zu haben, auch wenn wir es im Triathlon so bisher nicht gewohnt waren. Auch im Training werden wir oft von Männern begleitet, sie helfen uns auch sehr besser zu werden und an uns zu glauben. Aber ich denke wir Frauen haben es verdient jetzt hier die volle Aufmerksamkeit zu bekommen. Deshalb freue ich mich sehr mit den über 2000 herausragenden Triathletinnen aus aller Welt diesen mystischen Kurs zu teilen.

Taylor Knibb (USA, zweimalige Ironman 70.3 Weltmeisterin, Ironman- und Kona-Rookie): Es fühlt sich einfach richtig an hier zu sein. Dieses Rennen ist mit der Grund, warum ich mit dem Triathlonsport begonnen habe, den ich so liebe. Ich weiß ehrlich nicht, was am Samstag auf mich zukommt. Man kann in einem Ironman nicht vorhersagen, welche Herausforderungen konkret auftreten werden. Ich habe die Bilder von Normann Stadler gesehen. 2004 und 2006 dominierte er. 2005 hatte er einen Platten und war raus. Es gibt hier so viele Dinge, die man nicht kontrollieren kann. Es ist was ganz Besonderes zusammen mit meiner Mutter im Rennen zu sein. Sie ist mehr nervös wegen mir. Sie hat mir das Versprechen abgerungen, sie nicht als schlechte Mutter anzusehen, wenn mir was passiert und ich nicht ins Ziel komme, sie aber ihr Rennen trotzdem beendet. Für meine Mutter soll es ja der letzte Ironman sein und bei mir der erste, von daher ist es fast so eine Staffelübergabe.

Daniela Ryf (SUI, fünfmalige Ironman-Weltmeisterin, Kona-Kursrekordhalter und Langdistanz-Weltbestzeithalterin): Meine Erfahrung kann am Samstag in so einem starken Feld natürlich hilfreich sein. Aber ich weiß auch, wie ich hier das erste Mal dabei war und ich denke, manchmal ist es auch gut, einfach nicht zu viel nachzudenken. Ich versuche immer noch, mich an dieses erste Rennen zu erinnern und habe definitiv das Gefühl, dass seitdem viel gelernt habe. Zu Taylor Knibb will ich sagen, dass gerade der erste Ironman hier in Kona was ganz Besonderes ist. In diesem Zusammenhang ist es lustig zu erwähnen, dass sie hofft ein Bild mit mir im Rennen zu bekommen. In den beiden Rennen, in denen wir bisher aufeinander getroffen sind hat sie mich haushoch geschlagen. Ich hoffe also, dass ich ein Foto mir ihr machen kann. Sollte ich den sechsten Ironman WM-Titel wirklich schaffen, dann wäre das unglaublich und es wäre eine große Ehre diesem Club mit Dave Scott, Mark Allen und Natascha Badmann beitreten zu dürfen. Aber ich will drüber gar nicht so viel nachdenken. Es geht nicht um die Zahl der Titel, sondern um das besondere Gefühl. Für mich ist es wichtiger hier wieder ein Rennen zu machen, in dem ich stolz auf meine Leistung sein kann, was mir bei den beiden letzten Kona-Aufritten leider nicht gelungen ist. Jedes Rennen ist für mich wie ein Bild mit ganz besonderen Emotionen. Am Ende meiner Karriere möchte ich möglichst viele unterschiedliche Bilder in meinem Album haben.

Lucy Charles-Barclay (viermalige Zweite des Ironman Hawaii): Nachdem ich meine Verletzung mit dem Mittelfußbruch überwunden hatte, gab es einen wirklich guten Trainingsblock. Ich hatte mich für eine Vorbereitung daheim in Großbritannien entschieden und es war schön in der gewohnten Umgebung trainieren zu können. Jetzt fühle ich mich sehr zuversichtlich für das Rennen hier auf Hawaii. Durch die unheimliche Leistungsdichte wird es wohl das definitiv härteste Rennen werden, dass wir je hier auf der Insel hatten. Natürlich sind dafür auch die Bedingungen verantwortlich, aber das herausragende Feld wird meiner Meinung nach der größte Faktor an diesem Tag sein. Ich versuche nicht zu viel darüber nachzudenken, dass ich hier schon viermal Zweite war und noch nie gewinnen konnte. Jedes einzelne Rennen war völlig anders und ich war wirklich stolz auf jedes der Ergebnisse, die ich auf der Insel erzielt habe. Und ich musste mich gegen Ende immer sehr anstrengen, um den zweiten Platz zu erreichen. Ich weiß also nicht, was dieses Jahr passieren wird. Ich versuche, nicht über eine Position oder ein Ergebnisziel nachzudenken. Ich habe mich im Training so gut geschlagen und hoffe nur, dass ich das am Renntag zeigen kann.

Anne Haug (Ironman Hawaii-Siegerin 2019): Es wäre ein Traum, wenn ich hier noch einmal gewinnen könnte. Aber jedes Rennen hier in Kona ist anders und wir sehen gerade, wie rasant sich der Triathlonsport entwickelt. Es gibt so viele potenzielle Sieganwärterinnen, dass man es nur an mit einem absolut perfekten Rennen schaffen kann. Außerdem müssten die hawaiianischen Lavagötter dafür nett zu einem sein. Im Triathlon hat jede Disziplin einen Einfluss auf die andere. Vor allem einem WM-Rennen wie hier in Kona, bei dem auch eine Menge Taktik im Spiel ist. Die Qualität des Feldes ist so stark, dass man vielleicht etwas härter Radfahren muss, um in der Gruppe zu bleiben oder überhaupt dorthin zu kommen. Dies hat am Ende definitiv ihren Einfluss auf die Laufleistung. Man muss sich schlau verhalten, da die Bedingungen einfach brutal sind und hintenraus der Marathon sehr lang werden kann.

Chelsea Sodaro (USA, Queen of Kona 2022): Es ist das erste Mal, dass ich zur Pressekonferenz der Ironman-Weltmeisterschaft eingeladen wurde, also bin ich ziemlich glücklich hier zu sein. Mir war bewusst, dass so ein WM-Titel eine große Sache ist, aber ich wusste vorher nicht wie viele Leute sich dafür wirklich interessieren. Die ganze Raceweek habe ich jetzt darüber sprechen dürfen. Natürlich ist es ein zusätzlicher Druck, wenn man einen Titel verteidigt, aber ich habe mich darauf eingelassen, weil ich mich selbst testen wollte und sehen wollte, was für meinen Körper und meinen Geist möglich ist. Und natürlich macht das Gewinnen wirklich Spaß, aber das ist eher eine persönliche Herausforderung für mich. Mein Team haben so viel Arbeit in meine Vorbereitung gesteckt und es geht wirklich nur darum jetzt rauszugehen und mein Bestes zu geben.


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