WTS-Finale: Gwen Jorgensen macht es spannend

von René Penno für tri2b.com | 30.08.2014 um 23:12
Gwen Jorgensen ist die neue Weltmeisterin auf der Olympischen Distanz. Beim Grand Final der ITU World Triathlon Series in Edmonton (Kanada) feierte die Amerikanerin ihren fünften Sieg und verwies die beiden Neuseeländerinnen Andrea Hewitt und Nicky Samuels auf die Plätze zwei und drei. Beste Deutsche war Rebecca Robisch auf Platz 21.

Gwen Jorgensen hat es zum Schluss noch einmal spannend gemacht. Die Chancen für die Konkurrenz, ihr den Titel auf der Zielgeraden noch zu entreißen, tendierten in Richtung Null. Zu souverän waren die Auftritte der Amerikanerin, die es nun auf fünf Siege bei sieben Starts bringt. Aber manchmal kommt es eben anders: Beim Schwimmen verpasste Gwen Jorgensen den Anschluss an die Besten. Das ist nichts Neues und war auch nicht weiter dramatisch. 14 Sekunden Abstand zur schnellsten Schwimmerin, Caroline Routier aus Frankreich, das war nicht mehr als einmal Luft holen. Doch Jorgensen tat sich von jetzt an schwer. Auf dem Rad verlor sie die Spitzenreiterinnen aus den Augen, und nach wenigen Metern wurde Erinnerungen wach an das vergangene Jahr, als sie in London stürzte. Diesmal kam ihr ein Kameramotorrad fast in die Quere. Fast kam es zu Sturz. Diese Situation aber war nicht ausschlaggebend dafür, dass Jorgensen Zeit auf die 18-köpfige Spitzengruppe verlor.


Jorgensens Aufholjagd

Dort vertreten waren unter anderem Sarah Groff, die sich insgeheim schon Hoffnungen machte, Nicky Samuels und die beiden Deutschen, Anja Knapp und Rebecca Robisch. Die große Führungsgruppe harmonierte, auch deshalb, weil die Britin Lucy Hall viel für das Tempo und die Zusammenarbeit tat. In den beiden Anstiegen auf den ersten zwei großen, elf Kilometer langen, Radrunden musste Jorgensen gar ihre Mitstreiterinnen in der Verfolgergruppe zeitweilig ziehen lassen. Der Abstand wurde immer größer, maximal waren es 1:10 Minuten, ein paar Sekunden davon holte Gwen Jorgensen bis zum zweiten Wechsel noch heraus. Und 1:07 Minuten sind nun wirklich nicht die Welt - wenn man Gwen Jorgensen heißt. Zu diesem Zeitpunkt war sie den WM-Titel - virtuell - los. Sie lag auf Rang 21 und startete ihre Aufholjagd. Nach wenigen Laufkilometern war sie wieder im Rennen um die WM-Krone. Da war sie gerade an Anja Knapp vorbeigerannt und war 16. Genau diese Platzierung hätte ausgereicht, sollte Sarah Groff das Rennen gewinnen.

Jorgensen aber wollte mehr, holte eine nach der anderen ein. Bald tauchte auch Sarah Groff, die die beiden Neuseeländerinnen Hewitt und Samuels ziehen lassen musste, vor ihr auf, ein Klaps auf den Hintern, es ging weiter nach vorn. Nach sieben Kilometern war Jorgensen am Kiwi-Duo dran. Kurz ausruhen, verschnaufen, Luft holen und los ging’s. Jorgensen siegte mit 16 Sekunden Vorsprung vor Hewitt und Samuels, alle Zweifel waren beseitigt. Sie ist die erste Amerikanerin auf dem WM-Thron. Hinter folgt Sarah Groff vor Andrea Hewitt. Die Neuseeländerin verdrängte am Ende noch die Britin Jodie Stimpson, die wie Jorgensen zunächst schwer ins Rennen fand und 13. wurde. Das reichte nicht aus, um den Platz auf dem Podium zu behaupten.


Teuer verkauft

Für die beiden deutschen Starterinnen reichte es im Finale zu Rang 21 für Rebecca Robisch und Rang 30 für Anja Knapp. Beide gingen gesundheitlich angeschlagen ins Rennen, machten aber das beste draus. Knapp kam mit der Spitze aus dem Wasser, Robisch folgte mit etwas Abstand. Beide fanden sich schnell in der ersten großen Radgruppe wieder, fielen beim Laufen aber zurück. Rebecca Robisch konnte in der Gesamtwertung trotzdem noch Plätze gutmachen und machte einen Sprung von Rang 26 auf 22, Anja Knapp beendet die WM-Serie als 27., Anne Haug, die verletzungsbedingt fehlte beim Grand Final in Edmonton, klassierte sich als 32. „Es ist wirklich sehr schade, dass die Zwei mit einem Infekt hier angereist sind, denn sie sind definitiv in guter Form“, sagte nach dem Rennen DTU-Cheftrainer Ralf Ebli. „Beide waren ja auch vorne dabei, aber im Laufen hat man gemerkt, dass schlicht die Kraft nicht vorhanden war. Trotzdem haben beide super gekämpft, aber jeder hat gesehen, dass es nicht so ging, wie die Form es zugelassen hätte. Unser Glückwunsch nichtsdestoweniger an die neue Weltmeisterin, die eine tolle Saison hatte und verdient den Titel gewinnen konnte.“