Doping: Bour nennt "Erkältungsmittel" als Grund

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 15.09.2004 um 08:21
Der wegen Dopings gesperrte Duathlet André Bour erklärt die Herkunft des bei ihm gefundenen Ephedrins mit der Einnahme eines Erkältungsmittels am Abend vor dem Rennen. An der Darstellung sind Zweifel angebracht ...

In einer Pressemitteilung vom Dienstag erklärt der wegen Dopings gesperrte Duathlet André Bour die Herkunft des in seiner A-Probe gefundenen Ephedrins mit der Einnahme eines Erkältungsmittels am Vorabend des POWERMAN Italy. Die Höhe des gemessenen Wertes von 31,2 Mikrogramm pro Milliliter, dem mehr als Dreifachen des Dopinggrenzwertes, erklärt dies sicher nicht. In Italien feierte Bour Anfang Juni seinen bisher einzigen Sieg in dieser Wettkampfserie. Den positiven Dopingbefund, schreibt Bour in seiner Erklärung, habe er zwei Monate nach dem Rennen per Post erfahren: "Als ich das Schreiben las, fiel ich aus allen Wolken, da ich dieses Mittel (das Stimulans Ephedrin, d. Red.) nicht zu mir genommen hatte." Später sei ihm jedoch eingefallen, "dass ich wegen einer Erkältung Wick Medinait genommen hatte, um besser schlafen zu können." Das Präparat enthält unter anderem den als Dopingsubstanz klassifizierten Wirkstoff Ephedrin, der in vielen Erkältungsmitteln zur Behandlung von Schleimhautschwellungen der oberen Atemwege eingesetzt wird. Alarmierende Modellrechnung Der bestimmungsgemäße Gebrauch des genannten Medikaments, so die Auskunft des von Bour selbst bemühten Pharmakologen der Herstellerfirma, könne "für kurze Zeit" eine Überschreitung des auf 10 Mikrogramm pro Milliliter festgelegten Doping-Grenzwertes erklären. Ephedrin wird fast vollständig über die Nieren ausgeschieden, nach etwa 3-5 Stunden ist bereits die Hälfte der aufgenommenen Wirkstoffmenge aus der Blutbahn verschwunden. Bei seinen "näherungsweisen und modellmäßigen" Berechnungen ging der Experte vom Dreifachen der empfohlenen Einzeldosis von 30 ml aus. Um bei einer Dopingkontrolle im Ziel Werte jenseits der 30 Mikrogramm zu produzieren, wie sie bei Bour gefunden wurden, müsste ein Sportler demnach am Vorabend ein Vielfaches der Erwachsenendosis des 18 Volumenprozent Alkohol enthaltenden Kombinationspräparates zu sich nehmen. Neben Alkohol enthält der Saft das Schlafmittel Doxylamin, den dem Morphium verwandten Hustenstiller Dextrometorphan sowie das Schmerzmittel Paracetamol, das in hohen Dosen schwere Leberschäden verursachen kann. Übelkeit, Erbrechen und Herzrhythmusstörungen sind die häufigsten Nebenwirkungen, die schon in normaler Dosierung auftreten können. Bours "Saft-Modell" wird damit als Erklärung der Ephedrin-Werte weniger wahrscheinlich. Zweifelhafte Unschuldsversion Keine "böse Absicht, sondern Fahrlässigkeit und Unvorsichtigkeit" machte André Bour aber wohl auch der Disziplinarkommission der Deutschen Triathlon Union glaubhaft. Diese belegte den Kaiserslauterner am 8. September mit einer neunmonatigen Wettkampfsperre, drei Monate weniger als das in der veralteten Anti-Doping-Ordnung vorgesehene Höchststrafmaß. International werden Dopingvergehen mit dem Wirkstoff Ephedrin üblicherweise als weniger schwerwiegend eingestuft. In seiner am Dienstag lancierten Unschulds-Erklärung hofft Bour, "dass ich nicht auch noch mit Anfeindungen in der Öffentlichkeit für eine Sache bestraft werde, die ich wirklich nicht mit Absicht getan habe". Eine zweifelhafte Version.