HP NORSEMAN 2004: Mountainbike-Star Hoeydal gewinnt Extremtriathlon

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 08.08.2004 um 17:27
Mit einem beeindruckenden Solo gewann der Norweger Rune Hoeydal die zweite Auflage des härtesten Langtriathlon der Welt ...

Es war ein Triathlon-Debüt der Extraklasse: Mit einem beeindruckenden Solo gewann der Norweger Rune Hoeydal die zweite Auflage des härtesten Langtriathlon der Welt, des NORSEMAN XTREME Triathlon in Südnorwegen. Bereits zur Halbzeit des anspruchsvollen 180 Kilometer langen Radkurses über rund 3.500 Höhenmeter übernahm der zehnfache MTB-Weltcupsieger und WM-Zweite von 1996 die Spitze und krönte seinen Ausflug in den Dreikampf überraschend mit dem schnellsten Marathon des Tages. Die Sonderprämie für die beste Laufzeit über 42 Kilometer von 200 Metern Höhe hinauf auf den Gaustatoppen in 1.850 Metern heimste sich allerdings die Frauensiegerin Trude Andersen (NOR) ein, die mit ihrer Klassezeit von 4:53:29 Stunden knapp innerhalb des vom Veranstalter festgelegten zwölfprozentigen Zeitaufschlags auf die Männerbestzeit (4:23:12 Std.) blieb. Damit gelang Andersen die Überraschung des Tages, denn nicht einmal der Veranstalter hatte die 28-Jährige auf der Rechnung: Ihr letztes Triathlonresultat lag über acht Jahre zurück, ihr Comeback beim NORSEMAN gewann sie als erste Frau – im Vorjahr war das "schwache Geschlecht" noch nicht am Start – in famosen 13:15:20 Stunden. Suche nach Extremen Für Hoeydal war es gar der erste Ausflug in den Ausdauerdreikampf überhaupt, ein "Extrempunkt auf der Suche nach neuen sportlichen Herausforderungen", wie der 34-Jährige nach dem Rennen meinte. "Ich wusste, dass die Chancen für einen Radspezialisten durch den anspruchsvollen Kurs steigen. Auch die hochprozentigen Steigungen auf den letzten 17 Laufkilometern sind keine Domäne der Läufer, sondern eine reine Kraftsache." Seinen Kraftakt hatte Hoeydal bereits im knapp 17 Grad kalten Fjordwasser in einem Seitenarm des berühmten Hardangerfjords überzeugend begonnen. Nur 14 Minuten hinter den schnellsten Männern erreichte der MTB-Profi ("Ich schwimme zur Erholung regelmäßig ein paar Meter") an den Füßen Andersens den Pier in Eidfjord und arbeitete sich nach 90 Radkilometern an die Spitze. "Mein Puls lag in den ersten Anstiegen 15 bis 20 Schläge über den Richtwerten, vielleicht eine Folge des Schwimmstresses. Ich dachte, entweder es geht gut oder ich explodiere irgendwann. Als ich dann vorn war, konnte ich endlich einen ökonomischen Rhythmus suchen und etwas Kraft für den Marathon sparen", schilderte der in Norwegen überaus populäre Sportstar seine Sorge vor dem extremen, letzten Teilabschnitt. In der Rad-Hatz viele Körner gelassen Vorjahressieger Christian Houge-Thiis, der nach dem Schwimmen als Zweiter in die malerische Serpentinenstraße hinauf in die norwegische Hochebene gestartet war, versuchte alles, um den Abstand bis zum zweiten Wechsel nicht zu groß werden zu lassen. "Zwanzig Minuten Rückstand auf die Radspezialisten sind in den letzten fünf Kilometern über die Geröllhalden zum Gipfel vielleicht aufzuholen", hatte Houge-Thiis vor dem Rennen geschätzt. Doch die Hatz über den Radkurs hatte ihn selbst entscheidende Körner gekostet – schon in den steilen Asphalt-Serpentinen zum letzten Checkpoint musste der Titelverteidiger Gehpausen einlegen, genau wie alle anderen Mitfavoriten auf den prestigeträchtigen NORSEMAN-Erfolg. Coaching vom Armstrong-Helfer Einzig Hoeydahl, auf der Laufstrecke bestens gecoacht vom kurzfristig abgemeldeten Ex-US-Postal-Profi Steffen Kjaergaard (NOR), hielt den Laufschritt bis zum Eingang in den Steilpfad durch. Rund 100 begeisterte Gipfelstürmer feierten den Sieger, der auf den letzten Metern noch seine zweijährige Tochter schulterte und mit seiner Siegerzeit von 11:30:08 fast achtzig Minuten unter Houge-Thiis' Marke aus dem Vorjahr (12:48:28 Std.) blieb. Der Premierensieger von 2003 wurde trotz einer deutlichen Leistungssteigerung (12:20:28) nur Dritter hinter dem Multisportler (Raid-Series 2004) und früheren Skilangläufer Haarvard Jenssen (12:12:20). Was die These Hoeydals untermauert, dass die kraftraubende Streckenführung des NORSEMAN auch Seiteneinsteigern aus triathlonfremden Ausdauersportarten Chancen eröffnet. Auf der Suche nach neuen Extremen will der Sieger "vielleicht einmal auf einer kürzeren Triathlonstrecke ohne hohe Berge" sein Können testen. "Auch der IRONMAN auf Hawaii wäre ein tolles Ziel", sagt Hoeydal. Viele der Teilnehmer wagten sich im HP NORSEMAN XTREME Triathlon zum ersten Mal an einen Langtriathlon und schöpften die 21 Stunden Zeitlimit auf ihrer Erlebnistour durch die schönsten Landschaften Norwegens voll aus. Nur zehn gaben das Rennen vorzeitig auf. Die kompletten Ergebnisse