Int. Deutsche Meisterschaft: Petzold und Dittmer siegen souverän

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 07.06.2003 um 14:59
Maik Petzold und Anja Dittmer sind die neuen Deutschen Meister im Olympischen Triathlon. Dittmer darf sich sogar mit dem Zusatz „international“ schmücken – sie siegte auch in der Gesamtwertung ...

Maik Petzold und Anja Dittmer sind die neuen Deutschen Meister im Olympischen Triathlon. Für den Tagesdritten Petzold, auf internationaler Ebene schon im vergangenen Jahr stärkster Deutscher, ist es der erste nationale Titel. Dittmer darf sich sogar mit dem Zusatz „international“ schmücken, denn sie siegte auch in der Gesamtwertung. Titel-Taktik mit Spielraum Tatsächlich lieferte Maik Petzold am Breitenauer See eine taktische Meisterleistung ab. Im Sog von Ex-Schwimmer Jan Sibbersen erarbeitete sich der Adelsberger einen Vorsprung von rund zwanzig Sekunden vor seinen Verfolgern. Statt aber in einem vermutlich aussichtslosen Alleingang kostbare Körner zu verpulvern, sparte Petzold seine Kraft und kontrollierte die nationale Konkurrenz in der schnell entstehenden 16-köpfigen Spitzengruppe. „Wäre ein Deutscher aus der Gruppe herausgefahren, hätte man sicher versucht dran zu bleiben“, machte Petzold nachher deutlich, wie sehr seine taktischen Entscheidungen auf den nationalen Titel ausgerichtet waren. So zuckte Petzold auch nicht, als der für das Bundesligateam Hansgrohe Schramberg startende Neuseeländer Shane Reed in der letzten Radrunde ausbrach und nicht mehr eingeholt wurde. Reed siegte mit einer Minute Vorsprung. Eksteen mit zwei Pässen ohne Titel Spannend wurde es danach, weil sich Obergünzburgs Claude Eksteen noch im Sprint an Petzold vorbeischob und Zweiter wurde. Während Petzold drei Sekunden später euphorisch seinen ersten nationalen Erfolg feierte, reklamierte der mit einem südafrikanischen und einem deutschen Pass ausgestattete Eksteen die Titelehren zunächst für sich. Er war jedoch in der laufenden Saison schon für Südafrika international angetreten – in einem solchen Fall verhindert das Reglement eine Aufnahme in die deutsche Wertung. Hinter Petzold nur Überraschungen Überraschend konnte sich das Rostocker Talent Andreas Raelert, wegen seiner großen Formschwankungen zuletzt ein wenig das Sorgenkind des Deutschen Kaders, den Vizerang sichern. Mit den bis zu 18 Prozent steilen Anstiegen der Radstrecke kam Raelert so gut zurecht, dass er im Lauf sogar noch den Australier Richie Cunningham (5. der Gesamtwertung) distanzierte. Dahinter unterstrich der kletterstarke Amerika-Rückkehrer Dirk Bockel auf dem deutschen Bronzerang seine olympischen Ambitionen und löste ebenfalls das EM-Ticket. Stephan Vuckovic fand nach einem missglückten Schwimmen zu alter Stärke zurück und lief mit einer der besten Laufszeiten noch vor auf den fünften DM-Rang. Sollte er sich doch noch zu einer Rückkehr nach Karlsbad entscheiden, jenen Ort seiner lebensbedrohlichen Infektionskrankheit vor zwei Jahren, dürfte er wohl mit einer EM-Nominierung durch Bundestrainer Ralf Ebli rechnen. Zäcks Drafting-Ausflug beeindruckt Die Vorstellung des 37-jährigen Jürgen Zäck, erstmals in seiner zwanzigjährigen Triathlon-Laufbahn „aus Spaß an der sportlichen Herausforderung“ bei einem Draftingrennen am Start, dürfte mit seiner Vorstellung in Obersulm auch routinierten Kurzcracks gehörig Respekt eingeflößt haben. Schon im hektischen Schwimmauftakt schlug sich der einstige Disziplin-Autodidakt beachtlich und erreichte das Ufer mit der zweiten Gruppe – weit vor den Langdistanzkollegen Thomas Hellriegel und Markus Forster. Nach viel Führungsarbeit musste Zäck erst im Lauf einigen tempohärteren Spezialisten den Vortritt lassen und wurde knapp drei Minuten hinter Petzold 17. Derweil kämpfte Titelverteidiger Daniel Unger mit den Folgen eines Infektes und musste nach einem guten Rennen in der Spitzengruppe auf der Laufstrecke Gehpausen einlegen. Er beendete das Rennen für sein Bundesligateam asics Witten kurz hinter Altmeister Zäck. Spiel nach Dittmers Karten Anja Dittmer hat ganz offensichtlich erfolgreich ihre relative Schwimmschwäche vergangener Jahre ausgemerzt. Wie bei ihren jüngsten internationalen Auftritten erreichte sie die erste Wechselzone gemeinsam mit der Spitze, den schwimmstarken Joelle Franzmann, Janine Härtel, Barbara Kösser und Ricarda Lisk. An die gut harmonierende Fünfergruppe kam die Konkurrenz bis zum Laufwechsel nicht mehr heran. Eine Vorentscheidung erzwang die taktisch überlegene Dittmer mit einer Tempoverschärfung nach sieben Laufkilometern. Ihren Antritt konnte keine der Mitfavoritinnen kontern – im Ziel betrug Dittmers Vorsprung so eine ganze Minute vor der zweitplatzierten Joelle Franzmann. Die Plätze drei und vier gingen an die internationalen Bundesligastarterinnen Merija Kiwirante (FIN) und Ewa Dederka (POL). Als Fünfte der Gesamtwertung belegte Ricarda Lisk, die einen zwischenzeitlichen leichten Einbruch überwinden konnte, den dritten Platz in der nationalen Wertung. Titelverteidigerin Christiane Pilz war kurz nach einer Operation am Weisheitszahn nicht am Start.
Zaehler