Lothar Leder: "Im Zweikampf könnten beide platzen"

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 04.07.2003 um 12:01
Das große Duell Lothar Leder gegen Chris McCormack gerät immer mehr zum Topthema der 2. Quelle Challenge Roth. Leder selbst hält diese Einschätzung für gefährlich ...

Das große Duell Lothar Leder gegen Chris McCormack gerät für Fans, Presse und Sponsoren immer mehr zum dominierenden Thema bei der 2. Quelle Challenge Roth. Wie gefährlich so etwas werden kann, brachte der erfahrene Leder in der großen Pre-Race-Pressekonferenz auf den Punkt. Gezwungenermaßen muss Titelverteidiger Lothar Leder nun doch wieder über die Acht-Stunden-Schallmauer reden – wenn es nach seinem größten Herausforderer Chris McCormack ginge, sogar über eine neue Weltbestzeit. Die 7:50:27 des Belgiers Luc van Lierde (Roth 1997) will der selbstbewusste Australier knacken. "Manche nennen mich deshalb arrogant, das bin ich aber nicht", sagt der frühere ITU-Weltmeister und Weltcupsieger auf der Olympischen Triathlondistanz. "Dass der Nachwuchs die Rekorde seiner Vorgänger angreifen möchte und das auch laut sagt, ist im Sport doch ganz normal", bemühte McCormack auf der großen Pre-Race-Pressekonferenz am Donnerstag das Beispiel der 100-Meter-Sprinter in der Leichtathletik. "Und das ewige Gerede, die junge Generation der Langstreckentriathleten könne die Rennen nur noch taktisch, aber nicht durch schnelle Endzeiten gewinnen, ist wirklich Unsinn." Leder beherrscht beides, die taktischen und die schnellen Rennen. 1996 brach er für seinen ersten Sieg in Roth als erster Triathlet der Welt die Acht-Stunden-Marke, für seinen vierten Erfolg im vergangenen Jahr trickste er Thomas "Hell on Wheels"-Hellriegel mit Taktik aus. Roth ist Leders Revier, wer das unterschätzt, könnte am Sonntag dafür bezahlen. Dennoch – die Konstellation will dem Darmstädter diesmal nicht so recht gefallen: McCormack schwimmt deutlich schneller, kann auf dem Rad auch im Alleingang Tempo machen und hat sich als früherer Laufspezialist fest vorgenommen, seine Bestzeit in der letzten Disziplin auf 2:50 Stunden zu drücken. Dann müsste der laufstarke Lothar Leder nämlich reagieren, könnte seiner Konkurrenz nicht mehr sein Rennen aufzwingen. "So etwas ist besonders gefährlich, dabei könnten wir am Ende sogar alle beide platzen." Die Konkurrenz lauert und wartet nur auf einen Fehler der beiden Duellanten: Bryan Rhodes, im letzten Jahr Weltjahresschnellster über die Ironman-Distanz, hat zuletzt mit "Macca" trainiert und will ebenfalls in den exklusiven Club der Sub-Eight-Elite. Der letztjährige Hawaii-Fünfte, "Schattenmann" Alexander Taubert, ist im Marathon brandgefährlich, wenn er gut über die Radstrecke kommt. "Das ist mir bei meinen bisherigen Starts in Roth zwar noch nie so richtig gelungen, aber ich habe mich diesmal besser vorbereitet." Das gleiche behauptet auch der Roth-Vierte des Vorjahres von sich, der Finne Mika Luoto. An guten Tagen fliegt er über die Marathonstrecke. Doch am Ende könnte der Franzose Francois Chabaud alle überraschen. "Ich plane kein taktisches Rennen, ich will auch keinen Radrekord. Ich hoffe einfach auf gute Beine", sagt Dark Horse Chabaud. Vielleicht liegt es in der eher ruhigen Natur des Franzosen, vor einem Rennen nicht wortreich über Taktik und Form zu fabulieren. Vielleicht ist das Wortkarge auch nur Folge seiner eher "basalen" Englischkenntnisse? Chabauds Ironmansieg in Frankreich im vergangenen Jahr und seine Radbestzeit von Hawaii sollten alle Favoriten warnen.
Zaehler