Nina Kraft: "Ich will wissen, wo ich stehe"

von H.-D.Schlawis,Braunschw.Zeitg. für tri2b.com | 30.04.2004 um 15:01
Am Sonntag startet Nina Kraft beim Mitteltriathlon in St. Croix auf den Virgin Islands. Für die 30-Jährige eine wichtige Standortbestimmung ...

Braunschweig. - Es stürmt, es regnet, es ist empfindlich kühl – ein Wetter, bei dem man selbst eine hartgesottene Triathletin nicht vor die Tür jagt. "Anfang April habe ich mal einen solchen Tag gehabt, an dem ich die Beine habe baumeln lassen. Das müsste aber der einzige in diesem Jahr gewesen sein", sagt Nina Kraft, eine der weltbesten Triathletinnen auf der Langdistanz. Um ihr großes Ziel zu erreichen, endlich einmal den legendären Hawaii-Ironman zu gewinnen, hat die Braunschweigerin dann am nächsten Tag aber erst recht losgelegt: eine Stunde geschwommen im Wolfsburger Badeland, danach 90 Kilometer Rad gefahren ("ein bisschen zügiger") und zum Ausklang noch einmal 50 Minuten gelaufen – alles in allem fünf Stunden Plackerei. Dass das bei Wärme und Sonnenschein mehr Spaß macht und leichter gelingt, ist klar. Deshalb hat Nina Kraft in den ersten Monaten Trainingslager in Florida, auf Lanzarote und auf Mallorca bezogen. "Ich fühle mich schon ein wenig müde", gibt die 30-Jährige zu, "jetzt muss endlich ein Wettkampf her." Und da sucht sich die weltweite Triathlon-Elite nicht gerade ein verschlafenes Örtchen im Bayerischen Wald aus. Am Sonntag geht es in St. Croix auf den Virgin Islands in der Karibik auf einen Mitteldistanz-Triathlon: 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und zum Abschluss einen halben Marathon, also 21 Kilometer Laufen. "Das wird für mich die erste richtige Standortüberprüfung, gleichzeitig eine Herausforderung. Ich will jetzt wissen, wo ich stehe", freut sich die 30-Jährige auf den zweiwöchigen Auslandsaufenthalt. "Starke Konkurrentinnen haben sich angemeldet." Damit ist vor allem Heather Fuhr aus Kanada gemeint, die voriges Jahr in Hawaii Zweite wurde, Nina Kraft wurde Dritte. Nach der Flugreise, die in eine vom Trainingsplan her als Erholung vorgesehene Zeit fällt – Erholung auf dem Niveau einer Leistungssportlerin versteht sich, was nichts mit Beine baumeln lassen zu tun hat – folgt ein dreiwöchiger harter Trainingsblock in Deutschland und dann geht es auf die Wettkämpfe hierzulande. Über Dortmund, Bonn und Bocholt soll es für Nina Kraft nach Frankfurt gehen, wo sie am 11. Juli ihren Titel beim Opel Ironman Germany verteidigen will. "Das wird der einzige Ironman neben Hawaii in diesem Jahr sein", sagt sie. Vielleicht dünnt sie vor Frankfurt den Wettkampfkalender noch etwas aus. "Ich muss noch besser lernen, meine Kräfte einzuteilen", sagt die Braunschweigerin. Denn eins ist klar: Im Oktober auf Kailua-Kona müssen bei der WM die Leistungsspeicher prall gefüllt sein. Dann gilt es. Erst danach beginnen für Nina Kraft die wirklich faulen Tage.