Olympiaqualifikation der DTU: Rückgriff auf die Härteklausel

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 10.05.2004 um 07:15
Um alle drei Frauenstartplätze bei den Olympischen Spielen in Athen zu besetzen, muss DTU-Sportdirektor Rolf Ebeling für Christiane Pilz nun die Härtefallregelung bemühen ...

Bei der WM auf Madeira, so heißt es in der gestrigen Pressemeldung der DTU sinngemäß, habe man einsehen müssen, dass sich zwei Saisonhöhepunkte innerhalb von drei Wochen nicht mit den hohen Ansprüchen des heutigen Elitetriathlon vereinbaren ließen. Ein Erklärungsversuch für das enttäuschende Resultat der deutschen Elite, von der man nach Valencia wohl viel mehr erhofft hatte. Christiane Pilz wurde nur 26ste und auch die Männer landeten lediglich im Mittelfeld. Das schwache Ergebnis wurde allerdings durch die unbeirrbar konstante Joelle Franzmann und den starken Auftritt des Nachwuchs aufgewogen. Es scheint, als ob die Luft vorübergehend ein wenig 'raus, der Fokus abhanden gekommen sei bei den deutschen Elite-Männern, die sich nach einer kurzen Winterpause bei der EM schon wieder in absoluter Topform präsentiert hatten. Präsentieren mussten, weil die Leistungsdichte bei den Elite-Männern groß ist. Die drei Olympiatickets haben sie in Valencia exakt so unter sich aufgeteilt, wie man nach den Weltcup- und WM-Auftritten des vergangenen Herbst erwarten konnte. Pilz per "Härteklausel" Um alle drei Frauenstartplätze bei den Olympischen Spielen in Athen zu besetzen, muss DTU-Sportdirektor Rolf Ebeling nun die Härtefallregelung bemühen. Bereits im Winter hatte die DTU ihre international als ausgesprochen schwer geltenden Qualifikationskriterien nach unten korrigiert, weil sich bei der WM Anfang Dezember in Neuseeland nur Joelle Franzmann das Ticket sichern konnte. NOK muss entscheiden Ein solches Vorgehen - Beispiele im Schwimmsport haben das desöfteren vorexerziert - birgt immer etwas Zündstoff, weil es frühzeitig Athleten vom Qualifikationsweg ausschließt, die am Ende vielleicht ebenfalls noch im Rennen gewesen wären und den gleichen Anspruch auf eine Anwendung der Härteklausel empfunden hätten. Bei den DTU-Männern wäre eine solche Entscheidung sehr schwer zu verargumentieren. Bei den Frauen liegt der Fall allerdings etwas anders: Noch ist die Nachwuchsathletin Ricarda Lisk nicht soweit, ganz vorn in der Weltspitze mitzumischen. Und bei der einzigen verbleibenden Kandidatin deutet alles daraufhin, als ob sie die Verletzungs- und Formprobleme der vergangenen Saison überwunden hätte. Die zweifache Deutsche Meisterin Christiane Pilz ist zurück. Bei den Europameisterschaften Mitte April wurde sie Vierte, und alles andere als eine "Wildcard" für sie wäre unverständlich. Ebeling wird dem NOK Pilz' Nominierung vorschlagen. Zum guten Teil Kopfsache Damit stünde das Olympische Team fest: Neben Pilz gehen Anja Dittmer und Joelle Franzmann an den Start, für beide sind es bereits die zweiten Weltspiele. Bei den Männern erfüllen sich Daniel Unger und Maik Petzold zum ersten Mal den Olympischen Traum, auf einer Strecke, die in ihrer Härte besonders auch dem Dritten im Team, dem "Olympia-Routinier" Andreas Raelert liegen dürfte. Bis dahin sind es noch gut drei Monate, genug Zeit zum fokussieren, viel Platz für den Neuaufbau. Elitetriathlon ist schließlich auch Kopfsache.