Peter Sauerland: "Bei der Kurzdistanz die Härte holen"

von René Penno für tri2b.com für tri2b.com | 24.03.2006 um 16:23
Mit seiner langjährigen Erfahrung im Triathlon-Zirkus zählt Peter Sauerland zu den Experten, wenn es darum geht, die Szene zu analysieren. Es gäbe mittlerweile zu viele Ironman-Rennen, sagt er und führt die Nachteile auf ...

Peter Sauerland ist erfolgreicher Trainer vieler Triathleten und seit Jahren im Geschäft. Er kennt die Winde auf Hawaii genauso gut wie die Strecken der zum Teil unbedeutenden kleineren Rennen in Deutschland. Das Fachwissen und der Erfolg sind dem Solinger nicht abzusprechen. Und für Peter Sauerland gehören Athleten wie Lothar Leder oder Thomas Hellriegel noch längst nicht zum alten Eisen. Es gibt sicher einige, die sich im Triathlon, und dort insbesondere auf der Langdistanz, gut bis sehr gut auskennen. Aber nur wenige gehören zu den echten Experten, die beispielsweise schon jetzt voraussagen können, dass der nächste IRONMAN auf Hawaii ein ganz schwerer werden wird. „Durch die Verschiebung um eine Woche nach hinten werden auf Hawaii in diesem Jahr andere Wetterbedingungen herrschen“, beruft sich Peter Sauerland auf seine langjährige Erfahrung. „Das war in der Vergangenheit oft so, dass sich die Bedingungen änderten, wenn der Termin später war, als Mitte Oktober.“ Junge Leute werden nachrücken Als hawaiianischer Wetterfachmann will Peter Sauerland aber nicht durchgehen. Vielmehr verweist er darauf, dass sich der Sport im Laufe der Zeit geändert hat. „Es werden sich ganz neue Athleten in der Spitze zeigen“, sagt der Solinger. Damit meint er aber nicht nur die jungen Athleten, die sich schon mit Erfolg auf der Langstrecke probieren. Peter Sauerland spielt dabei auf Athleten wie Stephan Vuckovic an. „Er ist zwar auch keiner mehr der ganz jungen, aber er ist auf der Langdistanz noch unverbraucht. Von ihm werden wir sicher noch viel hören“, weiß Peter Sauerland. Auch von denjenigen, die momentan auf der Kurzstrecke erfolgreich sind, erwartet er in geraumer Zeit auch Ergebnisse auf der Langdistanz. „Da werden sicher noch einige hochkommen. Faris Al-Sultan hat schließlich auch auf der Kurzstrecke angefangen.“ Die „alten Hasen“, wie Peter Sauerland die Athleten wie Lothar Leder, Thomas Hellriegel oder Alex Taubert nennt, die dürfe man aber keinesfalls abschreiben. Denn was zählt auf der Ironman-Strecke, ist die Erfahrung. „Und die kann denen keiner nehmen. Es wäre auch nicht korrekt, den Lothar Leder schon abzuschreiben.“ Früher gab es nur Hawaii Als Kenner der Szene sieht Peter Sauerland die Vielzahl der Ironman-Wettkämpfe, die mittlerweile im Kalender stehen, mit einer gewissen Skepsis. „Das führt dazu, dass die Athleten noch mehr reisen müssen. Die Top-Leute müssen ja mittlerweile bei mindestens einem Ironman am Start stehen“, sagt Sauerland. Und bei den vielen Wettkämpfen führe das auch dazu, dass einige Wettbewerbe automatisch auf einem schlechteren Niveau seien. „Früher gab es nur Hawaii“, erinnert er sich, „jetzt müssen die Athleten erst quer durch die Welt reisen, um sich für Hawaii zu qualifizieren.“ Weniger wäre mehr.

Was auch auf die Wettkampfzahl eines Athleten, der auf der Langdistanz unterwegs ist, zutrifft. „Da kommt es schnell zu einer Verzettelung“, erzählt Peter Sauerland. Er will seine Athleten künftig vermehrt auf die Kurzdistanz schicken. „Die Härte und Schnelligkeit dieser Wettkämpfe kommt am Ende auch den langen Distanzen zu Gute“, hat Peter Sauerland das Training seiner Athleten umgestellt und baut dabei auf Erfahrungen, die auch andere damit machen konnten. „Chris McCormack beispielsweise hat auf Hawaii im letzten Jahr nicht mehr dafür bezahlt, weil er vorher zu viele Wettkämpfe über die Langdistanz gemacht hat. Er ist mehr auf die kurzen Strecken gegangen und hat sich damit die notwendige Härte angeeignet“, sieht Sauerland damit ein neues Konzept. „Wer auf Hawaii vorn sein will, der kann im Jahr nicht so viele Ironman-Wettkämpfe machen“, ist sich der Solinger sicher. Ein gutes Beispiel dafür sei Alex Taubert. „Der ist seit 16 Jahren dabei und in Hawaii mit Ausnahme des Vorjahres immer in den Top-Rängen. Er macht eben nur zwei Langstrecken-Wettkämpfe, einschließlich Hawaii.“ Auch zum Thema Doping hat Peter Sauerland seine Meinung. Da müsse es auf jeden Fall weitere Verbesserungen geben, so Sauerland. „Das System, so wie es hier in Deutschland praktiziert wird, sollte man einfach weltweit übernehmen“, lobt er das Kontrollsystem hierzulande. „Es muss eben einheitlich sein. Es nützt ja nichts, wenn unsere Athleten zu Hause mehrmals kontrolliert werden und die Dinge außerhalb Deutschlands ganz unterschiedlich sind“, kritisiert er die aktuelle Situation auf internationaler Ebene. Die WADA bräuchte sich einfach nur an dem deutschen System orientieren. „Dann wäre alles in Ordnung.“