Kurzmeldung


Sehnenschmerz ist schallsensibel

von Jens Richter für tri2b.com | 12.01.2003 um 22:00
Sehnen und Bänder sind oftmals die „Achillesferse“ des Sportlers, seine schwache Stelle. Der Begriff ist ein treffendes Bild, denn die Verletzlichkeit des stoffwechselträgen Bandes zwischen Wadenmuskel und Fersenbein ist groß. Die Achillessehne ist mit dem gesamten Körpergewicht belastet und vermittelt ziemlich ungeschützt die große Kraft der Wadenmuskulatur auf die Rückseite des Fersenbeines. Nun hat eine in Frankfurt durchgeführte Studie gezeigt, dass sich Schmerzen an dieser Sehne, aber auch an Patellaspitze und unterem Fersensporn, unter einer Radialen Stoßwellen-Therapie (RSWT) schnell bessern können.

 

Überzeugende Ergebnisse


Bei der Pilotstudie des Sportmedizinischen Instituts in Frankfurt untersuchte Dr. Heinz Lohrer Sportler mit chronischen Beschwerden und degenerativen Schäden an Achillessehne und Patellaspitze. Mindestens sechs Monate lang bestanden die Einschränkungen bei den insgesamt 85 leistungssportlich aktiven Probanden. Sie unterzogen sich drei bis fünf Einzelbehandlungen mit dem Swiss DolorClast® - Gerät. Innerhalb einer Woche nach Therapieende hatten sich die Beschwerden bei den meisten bereits deutlich gebessert, eine weitere Verbesserung zeigte die Kontrolle nach einem Jahr: Bei 60 Prozent der zur Nachuntersuchung erschienenen Patienten mit Achillodynie und 40 Prozent jener mit Patellaspitzensyndrom konnte eine komplette Beschwerdefreiheit konstatiert werden. Insgesamt waren die Symptome sogar bei zwei Dritteln der Probanden deutlich gebessert.


Kurzfristig schmerzhafte Behandlung



Dagegen sind die Beschwerden, die eine solche Behandlung kurzzeitig verursachen kann, ausgesprochen gut zu ertragen. Während und bis einige Tage nach der Therapiesitzung können verstärkte Beschwerden auftreten, die sich dann aber rasch bessern. Die Injektion eines Lokalanästhetikums kann den Behandlungsschmerz blockieren, falls nötig. Bei der in der Schweiz entwickelten Methode werden ausgesprochen energiereiche Schallwellen mit einem Handgerät direkt in das erkrankte Gewebe eingebracht – die genaue Zielrichtung wird zuvor ertastet oder mit einem Ultraschallgerät geortet.


Zehnkämpfer Nool gab einen wichtigen Hinweis



Die pneumatisch erzeugten Schallwellen, die sich radial vom Schallapplikator im Gewebe ausbreiten, aktivieren die Stoffwechselvorgänge der derart „lärmgeschüttelten“ Bindegewebsstrukturen. Für verschiedene Schmerzsyndrome, zum Beispiel den so genannten Tennisellbogen (Epicondylitis humeri radialis) war die Wirksamkeit der RSWT-Behandlung bereits in kontrollierten Studien nachgewiesen worden. Für die bei Radsportlern, Läufern und Triathleten verbreiteten Schmerzsyndrome an Kniescheibe und Achillessehne müssen die Frankfurter Ergebnisse nun ebenfalls mit kontrollierten Untersuchungen erhärtet werden. Prominentester „Behandlungserfolg“ ist bisher die Olympische Goldmedaille des Zehnkämpfers Erki Nool (EST), dessen Aussichten auf einen Sieg in Sydney wegen einer hartnäckigen Achillodynie zunächst nicht glänzten.
Zaehler