Wie performe ich bei Zwift-Rennen am besten?

von Sven Weidner für tri2b.com | 15.01.2024 um 19:42
Während Zwift-Rennen zweifellos eine wichtige Rolle im Triathlon-Training spielen können, hegt so manche Triathletin und mancher Triathlet nicht nur den Wunsch in der virtuellen Welt zu trainieren, sondern dort auch erfolgreich zu sein. Die Plattform von Zwift bietet nicht nur die Möglichkeit, effektiv zu trainieren, sondern eröffnet auch eine einzigartige Wettkampfarena. In diesem Artikel werden wir einige clevere Tricks und bewährte Strategien vorstellen, um Triathletinnen und Triathleten dabei zu unterstützen, nicht nur an Zwift-Rennen teilzunehmen, sondern auch die vorderen Plätze zu erobern. Von taktischen Überlegungen bis hin zu spezifischen Trainingsansätzen – hier erfährt ihr, wie man das Beste aus einem Zwift-Rennen herausholt.

Bei Zwift-Rennen gilt das Prinzip "First Come, First Serve", daher lohnt es sich frühzeitig in ein Rennen einzuloggen, um einen Startplatz weit vorne zu ergattern. Diese Vorgehensweise ermöglicht es, von Anfang an in einer vorteilhaften Position zu sein und das Renngeschehen aktiv mitzugestalten.

Serie: Radtraining im Winter:

>> Teil 1: Grundlagen Winterradtraining: Auf der Rolle, dem Spinningbike oder Outdoor durch die kalte Jahreszeit?

>> Teil 2: Training mit Zwift: Am Anfang steht der Leistungstest

>> Teil 3: Wie trainiere ich auf Zwift in der richtigen Trainingszone?

>> Teil 4: Wie setze ich Zwift-Workouts sinnvoll in meinem Triathlon-Trainingsplan um?

>> Teil 5: Mit Zwift-Rennen an der Form feilen

 

 

Von Null auf Hundert: Hochintensive Startphase


Zudem empfiehlt es sich, mindestens 10 Minuten vor dem offiziellen Start auf dem Renngerät zu sitzen. Dies bietet nicht nur die Gelegenheit, die Beine aufzuwärmen und den Kreislauf in Schwung zu bringen, sondern ermöglicht auch eine mentale Fokussierung auf die bevorstehende Herausforderung. Dabei sollte die Intensität klassischerweise im Verlauf des Warm-Ups steigen. Gerne könnt ihr auch kurze Steigerungen oder Sprints in eure Routine einbauen. Besonders wichtig ist es, bereits 5 Sekunden vor dem Start die Leistung auf das geplante Wettkampfniveau zu bringen, da viele Rennen mit sprintartigen Starts beginnen. Frühzeitige Vorbereitung und eine kluge Taktik beim Start können somit den entscheidenden Unterschied ausmachen und den Grundstein für ein erfolgreiches Rennen legen.

Lange Rennen: Kühlung, sowie Flüssigkeits- und Energiezufuhr vorab planen

Eine kluge Renntaktik ist entscheidend für den Erfolg auf Zwift. Vor dem Rennen ist es ratsam, sich die Strecke genau anzuschauen, um taktische Punkte für mögliche Attacken zu identifizieren. Ein Beispiel dafür ist das Rennen KISS 100, bei der man sich auf eine Attacke am Box Hill in jeder Runde vorbereiten kann. Während des Rennens ist es darüber hinaus wichtig, die Kräfte gut zu dosieren und nicht alle Reserven direkt zu verbrauchen. Der Windschatten sollte dabei so effizient wie möglich genutzt werden, um Energie zu sparen. Bei längeren Rennen ist Überhitzung ein zu vermeidendes Risiko, daher sollte für ausreichende Kühlung gesorgt werden. Dies betrifft nicht nur die Raumtemperatur, sondern auch die eigene Körpertemperatur. Zusätzlich spielt die Ernährung eine zentrale Rolle, wobei die Energiezufuhr ähnlich wie bei Straßenrennen geplant werden sollte. Ein wichtiger Aspekt ist der Flüssigkeitsbedarf, der durch die erhöhte Schweißflussrate im Vergleich zu Outdoor-Events erhöht sein kann. Daher ist eine sorgfältige Planung von Kühlung und Ernährung entscheidend, um die bestmögliche Leistung auf Zwift zu erzielen.

Vollgas von vorne? Auch in der virtuellen Cycling-Welt von Zwift nicht ungedingt die beste Taktik - © Zwift

 

Taktische Spielchen: Die Power-Ups richtig einsetzen

Neben den zuvor beschriebenen Vorbereitungen bietet Zwift den Sportlern eine zusätzliche taktische Dimension durch sogenannte "Power-Ups". Diese speziellen Bonusobjekte verleihen den Fahrern unterschiedliche Fähigkeiten und taktische Vorteile während des Rennens. Diese sollten jedoch nicht wahllos eingesetzt werden, sondern erfordern eine überlegte Strategie, um ihre maximale Wirkung zu entfalten. Ein falscher Einsatz könnte dazu führen, dass der Effekt verpufft und die beabsichtigte taktische Unterstützung nicht vollständig genutzt werden kann. Daher ist eine kluge Handhabung der Power-Ups entscheidend, um sie effektiv in das Renngeschehen zu integrieren und einen strategischen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu erzielen. Folgende Power-Ups sind im Spiel integriert:

 

© Zwift

  • Großer Bonus: +250 Erfahrungspunkte oder die Äquivalenz von 12,5 Kilometern Fahrt.
  • Kleiner Bonus: +10 Erfahrungspunkte oder die Äquivalenz von 0,5 Kilometern Fahrt.
  • Leichtgewicht (Feder): reduziert dein Gewicht für 30 Sekunden um 10%. Verwende es bei Anstiegen, wenn das Gewicht am meisten zählt.
  • Windschatten-Boost (Van): erhöht den Windschatten-Effekt, den du erlebst, für 40 Sekunden. Verwende es bei höheren Geschwindigkeiten (Geraden und Abfahrten), wenn du bereits den Windschatten eines anderen Fahrers nutzt (da dieser Power-Up nur hilft, wenn du im Windschatten fährst).
  • Aero-Boost (Helm): macht dich aerodynamischer (reduziert deinen Luftwiderstandsbeiwert um 25%) für 15 Sekunden. Verwende es bei höheren Geschwindigkeiten (Geraden und Abfahrten), besonders wenn kein Windschatten verfügbar ist (obwohl es auch nützlich ist, wenn du im Windschatten fährst).
  • Burrito: schaltet den Windschatten-Effekt für Fahrer in einem kegelförmigen Fenster hinter dir für 20 Sekunden aus. Nur für Veranstaltungen.Verwende es, wenn du vorne angreifst, damit Gegner härter arbeiten müssen, um dir zu folgen, oder im Peloton, um andere härter arbeiten zu lassen.
  • Tarnung (Geist): macht dich für 15 Sekunden für andere Fahrer unsichtbar. Nur für Veranstaltungen. Deaktiviert innerhalb von 400 m vor der Ziellinie.Verwende es, wenn du dich von einem oder mehreren Fahrern absetzen möchtest. Setze es ein und trete kräftig in die Pedale, in der Hoffnung, dass du genug Abstand schaffst, damit deine Gegner nicht deinem Hinterrad folgen können.
  • Dampfwalze: reduziert den Rollwiderstand für 30 Sekunden, sodass du so schnell rollst wie ein Rennreifen auf Asphalt, unabhängig von Reifen oder Fahrbahnbelag. Nur für Veranstaltungen. Wenn du ein Rennrad fährst, verwende dies, wenn du auf einen Schotterabschnitt triffst. (Es bietet auch einen Vorteil auf Kopfsteinpflaster, Ziegelsteinen, Eis/Schnee usw.) Wenn du mit einem Mountainbike im Dschungel unterwegs bist, setze es ein, wenn du die Holzbrücken oder den festen Boden am unteren Ende des Jungle Circuit erreichst.
  • Amboss: macht dich für bis zu 15 Sekunden schwerer, damit du schneller abfahren kannst. Die zugefügte Gewichtsmenge basiert auf einem Prozentsatz deines Körpergewichts, und dieser Prozentsatz erhöht sich, je leichter die Fahrer sind. Es schadet dir nicht, da es nur Gewicht hinzufügt, wenn die Straße mit einer Neigung von -1,5% oder mehr abwärts verläuft. Nur für Veranstaltungen.Verwende dies bei Abfahrten. Kombiniere es mit einem Supertuck, um extra schnell und ohne Anstrengung zu fahren!

 

So wirst du die Sprintkönigin bzw. der Sprintkönig

 

Sollte es zu einem Sprint kommen, heißt es zunächst einmal Ruhe bewahren. Etwa 1 km vor dem Ziel ist es ratsam, sich im vorderen Teil des Pelotons (20-30. Rad) zu positionieren und die Konkurrenz im Feld aufmerksam zu beobachten. Es ist wichtig, die Position zu halten, ohne zu weit nach vorne abzudriften. Anders als im realen Leben muss man nicht wie in einer realen Sprintentscheidung 250 Meter vor dem Ziel hinter dem zweiten bis dritten Rad am Hinterrad hängen. In Zwift kann man problemlos durch das Peloton fahren, ohne um andere Fahrerinnen und Fahrer herumzuschwenken. Daher kann man in weniger als 100 Metern noch vom 15. auf den 1. Platz vorstoßen – vorausgesetzt die explosive Power ist in den Beinen. Hinsichtlich des Sprinttimings ist der beste Zeitpunkt für einen flachen, vollen Sprint etwa 200-250 Meter vor dem Ziel. Bei Änderungen der Steigung - in einem Bergansprint - oder wenn die Fahrbahnoberfläche aus Schotter anstatt Asphalt besteht, sollte man mit dem Sprinten warten, da die Endgeschwindigkeit deutlich niedriger sein wird.

Hier sind die Siegchancen groß: Ein Zielsprint aus einer kleinen Führungsgruppe - © Zwift

Zudem beeinflusst die Größe des Pelotons das Sprinttiming. Je größer das Peloton, desto früher sollte man den Sprint starten, da das Tempo hoch ist und es wahrscheinlich „last-minute“-Attacken aus dem Feld geben wird. In einem kleineren Peloton kann man durchaus pokern und bis zu den letzten 200 Metern mit der Sprinteröffnung warten. Alternative Taktik - die Konkurrenz überrumpeln: Selbst an der „Flamme Rouge“ einen 1 km vor dem Ziel angreifen und mit einem finalen Solo zum Sieg fahren. Scheue nicht davor zurück, auch mal was Neues auszuprobieren – insbesondere, wenn du dir noch unsicher über deine Stärken in der virtuellen Cycling-Welt bist. Viel Spaß und gute Beine!

Serie: Radtraining im Winter:

>> Teil 1: Grundlagen Winterradtraining: Auf der Rolle, dem Spinningbike oder Outdoor durch die kalte Jahreszeit?

>> Teil 2: Training mit Zwift: Am Anfang steht der Leistungstest

>> Teil 3: Wie trainiere ich auf Zwift in der richtigen Trainingszone?

>> Teil 4: Wie setze ich Zwift-Workouts sinnvoll in meinem Triathlon-Trainingsplan um?

>> Teil 5: Mit Zwift-Rennen an der Form feilen