Ironman Switzerland: Jan van Berkel verabschiedet sich mit einem Sieg von der Triathlon-Bühne

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 09.07.2023 um 15:29
So stellt man sich ein Abschiedsrennen vor – einen triumphalen Sieg vor heimischer Kulisse. Genau das ist dem Schweizer Jan van Berkel beim Ironman Switzerland 2023 in Thun gelungen. Der 37-Jährige Bülacher gewann nach 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen in 8:05:02 Stunden vor dem Leipziger Langdistanz-Rookie Leonard Arnold (8:07:14) und seinem Landsmann Andrea Salvisberg (8:10:25) und feierte dabei den vierten Ironman Switzerland-Sieg in seiner nun endenden Triathlon-Profikarriere. Das Frauenrennen wurde als reine Altersklassenkonkurrenz ausgetragen.

Das Schwimmen im Thuner See bestimmte Andrew Horsfall-Turner. Der Brite führte nach 51:57 min. eine sechsköpfige Spitzengruppe mit den Schweizern Andrea und Florin Salvisberg, dem Dänen Mathias Petersen und den beiden Deutschen Maurice Clavel und Ruben Zepuntke an. Die erste langgezogene Verfolgergruppe führte der Schweizer Samuel Hürzeler (+1:47 min) an, gefolgt von seinem Landsmann Jan van Berkel (+2:07), der sich viel für sein Abschiedsrennen vorgenommen hatte.

Nach einem eher langsamen Wechsel hatte Zepuntke anfangs einige Sekunden Rückstand auf die Spitze, die er nach ca. 30 Radkilometern übernahm und nun schnell einen Vorsprung herausfuhr. Als es im zweiten schwierigeren Teil der ersten Radrunde in die längeren Anstiege ging, wuchs der Vorsprung schon bis auf über 2 min auf die Verfolger an. Dort war es vor allem Maurice Clavel, der sich ums Tempo sorgte und dabei die Salvisberg-Brüder, Petersen und auch noch Horsfall-Thurner durch die Hügellandschaft des Berner Oberlands zog.

Ruben Zepunkte auf dem Rad nicht zu halten

Zepuntke machte nun auf dem mit 2200 Höhenmetern gespickten Radkurs sein Ding. Der ehemalige Radprofi drückte weiter aufs Tempo und fuhr immer mehr Vorsprung heraus. Bei der Durchfahrt in Thun zum Beginn der zweiten Runde war die Lücke bereits auf vier Minuten angewachsen. Eine neue Situation gab es bei den Verfolgern. Hier schafften nach gut 100 km auch van Berkel, Hürzeler, der Australier Nick Thompson und der deutsche Ironman-Rookie Leonhard Arnold den Anschluss, so dass neun Athleten in der Verfolgergruppe fuhren.

Bis auf gut 9 Minuten konnte der 30-jährige Düsseldorfer (Radbezeit: 4:17:20) seinen Vorsprung auf der zweiten Radrunde ausbauen und wechselte vor der neunköpfigen Verfolgergruppe in den Marathon, die geschlossen in der zweiten Wechselzone ankam. Dort hatte auch noch der Schwede Rasmus Svenningsson mit der zweitbesten Radzeit des Tages (4:18:20) den Anschluss geschafft, während sich Horsfall-Turner endgültig nach hinten verabschiedete.

Jan van Berkel läuft mit einem 2:40er Marathon zum vierten Ironman Schwitzerland-Sieg

Bei Temperaturen an der 30 Grad-Marke gingen Andrea und Florin Salvisberg den Marathon am offensivsten an, gefolgt von Titelverteidiger van Berkel. Etwas zurückhaltender starteten Clavel, Arnold und Petersen in den Marathon. Auf den ersten 5 Laufkilometern büßte Zepuntke so bereits knapp zwei Minuten seines Vorsprungs ein. Andrea und Florin Salvisberg liefen weiterhin an der Spitze der Verfolger, van Berkel, Arnold, Clavel und Petersen folgten innerhalb einer guten halben Minute. Anschließend war es der Leipziger Leonard Arnold, der sich an die Spitze von Zepuntkes Verfolgern setzte und die Lücke bis zur Halbmarathonmarke schließen konnte. Zepuntke hatte nichts entgegenzusetzen, der kurze Zeit später auch van Berkel vorbeiziehen lassen musste und bis auf Rang 11 durchgereicht wurde. Der Schweizer lief jetzt wie entfesselt und hatte bald auch Arnold im Blick. Jan van Berkel flog regelrecht am mittlerweile von der Hitze gezeichneten deutschen Senkrechtstarter vorbei und war endgültig auf dem Weg zum Sieg bei seinem Abschiedsrennen. „Es war so schön. Jeder war hier an der Strecke, das hat mich so motiviert. Dann auch noch zu gewinnen ist einfach nur perfekt,“ so der sichtlich gerührte Jan van Berkel im Zielinterview.

Leonard Arnold: Mit dem Rad der Freundin aufs Ironman-Podium

Genauso überwältigt war der zweitplatzierte Leonard Arnold nach seinem sensationellen Ironman-Debüt: „Es war so hart. Die letzten Wochen waren vom Kopf extrem schwer. Ich hatte einen Radunfall und mein Rad ging dabei kaputt. Deshalb bin ich heute mit dem Rad meiner Freundin gefahren. Mir fehlen jetzt echt die Worte … .“

Rang drei sicherte sich Andrea Salvisberg vor seinem Landsmann Samuel Hürzeler, dem Norweger Jon Saeveras Breivold und Rasmus Svenningsson, die sich allesamt noch an Maurice Clavel vorbeischieben konnten, der Siebter wurde.