Das ABC der deutschen Kurzstrecke - mit Schwung ins neue Schuljahr

von Frank Ketterer für tri2b.com für tri2b.com | 02.12.2002 um 08:00
So lange ist es noch gar nicht her, da gehörten die deutschen Kurzstrecken-Triathleten international gesehen doch eher zu den Lernenden, man könnte auch sagen: Sie waren eben noch Schüler - ABC-Schüler. Ganz offenbar aber haben sie die Lektionen begriffen, die Versetzung jedenfalls war nie gefährdet ...

So lange ist es noch gar nicht her, da gehörten die deutschen Kurzstrecken-Triathleten international gesehen doch eher zu den Lernenden, man könnte auch sagen: Sie waren eben noch Schüler - ABC-Schüler. Ganz offenbar aber haben sie die Lektionen begriffen, die Versetzung jedenfalls war nie gefährdet, ganz im Gegenteil: Die meisten erreichten das Klassenziel mit Bravour, was sich am Ende des Jahres in etwa so ins Klassenbuch eintragen lässt: Zwei Bronzemedaillen bei der EM, zwei sechste Ränge bei der WM, dazu 14 Top-Ten-Platzierungen im Weltcup. Fazit daraus: Die DTU-Athleten sind, Männlein wie Weiblein, der Weltspitze auf den Pelz gerückt, manche haben sie sogar schon oder auch endlich wieder erreicht. "Wir haben die gestellten Ziele nicht nur erreicht, sondern sie sogar übertroffen", sagt Bundestrainer Ralf Ebli, der DTU-Klassenlehrer, denn auch im großen tri2b-Interview. Dass er damit nicht ganz daneben liegt, beweist das tri2b-ABC zum Saisonende, ein Notenbuch der etwas anderen Art. A wie A-Kader – oder Athen: Genau davon träumt Maik Petzold bisweilen heute schon. "Edelmetall bei den Olympischen Spielen", sagt er kurzerhand, wenn er nach seinem sportlichen Traum befragt wird. Was ihm bis vor kurzem noch als gnadenlose Selbstüberschätzung hätte ausgelegt werden können, muss nach dieser Saison doch zumindest als prinzipiell nicht unerreichbar gesehen werden. Zwei Mal landete der 24-jährige Zeitsoldat, der am Olympiastützpunkt Saarbrücken lebt und trainiert, im Weltcup unter den ersten Zehn, vor allem aber bei den Saisonhöhepunkten zeigte er als jeweils bester Deutscher, dass er es versteht, sich auf den Punkt in Form zu bringen: Dritter war Petzold bei der EM in Györ, Sechster bei der WM in Cancun. Darauf lässt sich aufbauen, zumal der geborene Bautzener schon auch selbst weiß, dass er noch eine Schippe drauflegen muss, was er ab dem kommenden Jahr als A-Kader, wohlgemerkt dem einzig männlichen in der DTU, auch zu tun gedenkt. "Beim Laufen fehlen mir noch so 20 bis 40 Sekunden bis zu einer WM-Medaille", sagt Petzold. Das klingt selbstkritisch. Und Selbstkritik ist der erste Weg zur weiteren (Ver-)Besserung. Eine solche hat Christiane Pilz schon in dieser Saison hingelegt – und das auf eindrucksvolle Weise. Anders ausgedrückt: Die 27-Jährige hat sich mittlerweile endgültig als deutsche Nummer eins etabliert, und das nicht nur, weil sie in Frankfurt ihren deutschen Meistertitel erfolgreich verteidigen konnte, sondern auch gemessen an ihren internationalen Erfolgen. Drei Mal war die gebürtige Chemnitzerin, die für die SG FIKO Rostock startet, bei Weltcups unter den besten Zehn vertreten, bei der EM in Ungarn durfte sie sich zudem mit Bronze schmücken lassen. Lediglich die WM in Cancun fiel da aus dem Rahmen, mit Platz 18 verkaufte sich Christiane Pilz da deutlich unter Wert. Dennoch: Die Sportsoldatin, die unter Anleitung von Tobias Kofferschläger trainiert, ist in den letzten beiden Jahren mit ihren roten Laufschuhen mitten hinein gestürmt in die Weltspitze der Frauen; bedenkt man, dass sich die 27-Jährige erst seit sechs Jahren so richtig ernsthaft dem Dreikampf widmet, lässt das nach wie vor noch weiterhin ausschöpfbares Potenzial vermuten. "Ich will zu den Olympischen Spielen nach Athen", sagt Christiane Pilz. tri2b sagt: Sie ist auf dem besten Weg dorthin. Schon einmal dort, nämlich bei den Spielen vor zwei Jahren in Sydney, war Anja Dittmer. Ihre größten Freuden bereiteten ihr damals allerdings andere: Zuerst gewann ihr Freund Stephan Vuckovic aus ziemlich heiterem Himmel Silber im Triathlon, dann ihr Bruder Andreas Gold im Einer-Kanadier, schon sein zweites übrigens. Nur mit dem eigenen Abschneiden war die eher ruhige Neubrandenburgerin nicht so zufrieden, irgendwie hatte sie mehr von sich erwartet als Rang 18. Was Dittmer damals noch nicht wusste: Sydney war irgendwie auch der Beginn einer Phase, in der es für sie nicht mehr ganz so optimal laufen sollte wie noch zuvor. Hineingereicht hat diese Zeitspanne bis in die gerade zu Ende gegangene Saison. Auch das Jahr 2002 war, in seiner Gesamtheit gesehen, für Anja Dittmer nicht das Gelbe vom Ei. Dass sie sich kurz vor der WM von Thomas Springstein, dem Leichtathletik-Coach, bei dem sie in Magdeburg trainierte, getrennt hat, darf durchaus als Beleg gelten, dass sie das ganz ähnlich sieht. Vor allem die springstein'sche Trainingsintensität scheint der 26-jährigen nie richtig bekommen zu sein, zumindest konnte sie die bei Wettkämpfen nie in eine adäquate Leistung umsetzen. Dass sie ihr bestes Saisonresultat, den beachtlichen sechsten Platz bei der WM in Cancun, nach der Trennung erzielte, unterstreicht dies nur. Zusammen mit den beiden Top-Ten-Platzierungen im Weltcup lässt das zumindest für die Zukunft wieder hoffen, zumal Anja Dittmer ab sofort ebenfalls als Sportsoldatin ihren dreikämpfenden Dienst am Olympiastützpunkt in Saarbrücken versieht. Wer A sagt muss auch B sagen ...(im ABC, Teil zwei)