Ironman Texas: Mexikanischer Sensationssieger, Patrick Lange rennt noch auf Rang zwei

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 27.04.2024 um 21:15
Tomas Rodriguez Hernandez ist der Überraschungssieger der Ironman Texas North American Championship 2024. Der 25-jährige Mexikaner triumphierte nach 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen in der schwülen Hitze der Woodlands in 7:42:38 Stunden. Patrick Lange (7:44:14) gelang nach einen großen Radrückstand wieder einmal eine sensationelle Aufholjagd im Marathon, die mit Rang zwei belohnt wurde. Rang drei erkämpfte sich der Franzose Clement Mignon (7:48:37). Ein superstarkes Comeback gelang auch dem Darmstädter Paul Schuster, der auf Rang sechs ins Ziel kam. In der Frauenkonkurrenz wiederholte die Britin Kat Matthews trotz einer 5-Minuten-Zeitstrafe wegen Windschattenfahren ihren Vorjahreserfolg.

Noch in der Morgendämmerung fiel der Startschuss für die Pros, die aufgrund der warmen Wassertemperaturen auf den Wetsuit verzichten mussten. Schnell zog sich das Feld auseinander und schon bei der Zwischenzeitabnahme nach 1,8 km hatte sich eine Fünfergruppe mit Florian Angert leicht abgesetzt. Auf dem Rückweg durch den flussähnlichen Seitenarm des Lake Woodlands zur T1 baute das Spitzenquartett den Vorsprung leicht aus. Nach 48:08 min war es der Niederländer Menno Koolhaas, der als Leader aus dem Wasser kam, mit Angert an den Fersen. Der Weinheimer wechselte schnell und eröffnete zusammen mit dem US-Amerikaner Matthew Marquardt das Radfahren. Patrick Lange war ebenfalls gut geschwommen und ging als Siebter, mit 0:50 min Rückstand, auf die Verfolgung. Gut in sein Comeback-Rennen war auch der Darmstädter Paul Schuster gestartet, der nur wenige Sekunden hinter Lange auf die 180 Radkilometer ging. Etwas mehr Rückstand handelte sich Jonas Hoffmann ein, der an Position 18 (+3:22 min) die Verfolgung aufnahm.

Marquardt versucht es allein

Marquardt legte sofort im Highspeed-Modus los und erarbeitete sich auf den ersten 40 km eine gut einminütige Führung vor einer Dreiergruppe mit dem Schweden Robert Kallin, dem Aussie Nick Thompson und Flo Angert. Die massive Verfolgergruppe, in der Patrick Lange und Paul Schuster vertreten waren, büßte Zeit ein und lag 4 min zurück.

Nach der ersten der zwei Radrunden war Marquardts Ausreißversuch schon fast zum Scheitern verurteilt. Die drei Verfolger um Angert waren wieder bis auf 20 sec dran. Wie hoch das Tempo an der Spitze war, zeigte sich im Abstand der Verfolger. Clement Mignon fuhr allein an Position 5 mit +4:24 min Rückstand. Dahinter die Gruppe mit Lange und Schuster (+6:00). Ebenfalls dort mit dabei: Der Mexikaner Thomas Rodriguez Hernandez, dessen Zeit noch kommen sollte.

Kallin will es wissen – Angert kann nicht mitgehen

Anfangs der zweiten Radrunde setzte Kallin eine Attacke und machte allein den Rückstand zu Marquart wett, während Angert und sein Mitstreiter Thompson zunächst nur etwas Boden einbüßten und 1 min zurücklangen. Wenige Kilometer später gab es den großen Knall, als Angert und Thompson im äußerst böigen Gegenwind schnell fiel Zeit auf die beiden Leader verloren und gleichzeitig Mignon allein auf Rang drei nach vorne fuhr. An dieser Konstellation sollte sich bis in die T2 von den Platzierungen nicht mehr viel ändern, anders sah es bei den Zeitabständen aus.

Marquart schüttelte im Radfinale auch noch Kallin ab und wechselte mit 1:36 min Vorsprung in die Laufschuhe. Satte 7:34 min dauerte es, bis Mignon sein TT-Bike abstellte. Angert (+9:38 min) hatte fast 10 min Rückstand, bereits verfolgt von Rodriguez Hernandez. Vier Minuten dahinter lagen Lange, und Schuster (+13:36).

Mexikanischer „Speedy Gonzalez“ fliegt durchs Feld 

Nach der ersten der drei Laufrunden hatte Marquardt seinen Vorsprung auf Kallin auf fast zwei Minuten ausgebaut. Die Überraschung des Tages war der Mexikaner Rodriguez Hernandez, der hinter Angert in den Marathon gewechselt war, nun aber bereits an Position drei lag. Im Rückwärtsgang war hingegen Angert unterwegs, der auch Lange, Schuster und den US-Amerikaner Chris Leiferman ziehen lassen musste.

Und die Aufholjagd des 25-jährigen Mexikaners war noch nicht zu Ende. Erst überrannte er Kallin und an der 27 km-Marke den mittlerweile müde wirkenden Marquardt. Mit seinen nur 61 kg Körpergewicht flog Tomas Rodriguez Hernandez nun dem Ziel entgegen. Nach 7:42:38 Stunden war die Sensation perfekt – erstmals gewinnt ein Mexikaner ein Ironman-Rennen.

Lange mit dem besten Marathonfinale – Schuster sensationell, Hoffmann und Angert enttäuschen

Ähnlich schnell war auch Patrick Lange unterwegs, der nach der 30-km Marke endgültig auf der Überholspur angekommen war und sich noch bis auf Rang zwei nach vorne katapultierte. Am Ende fehlten dem Wahlsalzburger keine zwei Minuten, um seinen Ironman Texas-Sieg von 2016 zu wiederholen. Dahinter lief Clement Mignon seinen nach der 35-km-Marke erkämpften dritten Platz nach Hause. Hinter dem lange führenden Matthew Marquardt und Robert Kallin kam Paul Schuster auf Rang sechs ins Ziel. Dem Darmstädter gelang dort, wo er sich im finalen Vorbereitungscamp auf den Ironman Hawaii 2022 das Handgelenk brach und das WM-Aus nach sich zog, ein sensationelles Comeback, inklusive der Quali für die WM in Kona.

Wenig zu jubeln gab es für Jonas Hoffmann, der auf Rang 17 das Ziel einer frühen WM-Quali deutlich verpasste. Ebenso enttäuschend verlief der Marathon für Florian Angert, der noch weiter durchgereicht wurde und auf Rang 24 finishte, direkt gefolgt von Timo Schaffeld.

Brandon die frühe Leaderin

Bei den Frauen bildete sich im Lake Woodlands ebenfalls eine fünfköpfige Spitzengruppe. Die US-Amerikanerin Lauren Brandon ließ es sich nicht nehmen, nach 51:46 min den Etappenerfolg für sich zu verbuchen. Die zum Kreis der Mitfavoritinnen zählenden Lotte Wilms,  Fenella Langridge und Rebecca Clarke folgten im Sekundenabstand. Auf die Topfavoritinnen mussten die zahlreich vorhandenen Zuschauer gut vier Minuten warten: Maja Stage Nielsen (8./+4:11 min) führte das Trio mit Joycelin McCauley und Kat Matthews an.

Matthews von Windschatten-Penalty ausgebremst

Auf dem Rad diktierte anschließend eine Viererspitze mit Wilms, Brandon, Langridge und Clarke den Rennverlauf. Nach gut 30 km betrug die Lücke zu den Verfolgerinnen um McCauley, Matthews, Stage Nielsen und Hannah Berry 3:30 min. In der Liveübertragung sah man u.a. in der Gruppe der Verfolgerinnen immer wieder den Race-Ranger-Abstandsmesser in Rot aufblinken. Ein Zeichen, dass der 12 m-Abstand nicht korrekt eingehalten wird. Kat Matthews und Maja Stage Nielsen erwischte es dann – 5 min Penalty wegen Windschattenfahrens.

Dadurch war die Spitzengruppe so gut wie durch. Nachdem zunächst wie erwartet Branden und dann auch Clarke zurückfielen, fuhr an der Spitze nur noch ein Duo mit Langridge und Wilms. Gemeinsam ging es über die zweite Radrunde. Knapp 5 min Vorsprung nahmen die
beiden vor den ersten Verfolgerinnen McCauley, Berry und Matthews mit in den Marathon.

Langridge und Wilms träumen vom Sieg – Mathews kommt zurück und gewinnt

Dort hatte Langridge den besten Start und lief etwas Vorsprung auf Wilms heraus. Nach der ersten Laufrunde kam die Niederländerin aber zurück und auch Matthews war fast bis auf Sichtweite herangelaufen. Wenig später kam es zum Führungswechsel. Zunächst lief Wilms für kurz Zeit an der Spitze, bevor Matthews übernahm. Die Britin war trotz der Zeitstrafe auf Sieg- und Titelverteidigungskurs. Allerdings war der erneute Sieg alles andere als geschenkt. Matthews wechselte zwischenzeitlich sogar in den Gehmodus und von hinten kam auf den finalen Kilometern die äußerst stark laufende Australierin Penny Slater immer näher heran, die dafür mit Rang zwei belohnt wurde. Dahinter beendete Lotte Wilms ihren starken Auftritt auf Rang drei.

Auf Rang 11 kam die einzige Schweizer Prostarterin Joanna Ryter ins Ziel, die mit einem 3:06er Marathon von Position 18 nach vorne lief. Knapp hinter Ryter belegte die einzige deutsche Proathletin Jana Uderstadt Platz 12.