Ironman Germany - furioser Börsengang im olympischen Windschatten

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 30.11.2002 um 21:00
Es ging alles so schnell! Als Roth sich vor gut einem Jahr vom Ironman-Label trennte, fiel fast im selben Atemzug der Name Frankfurt. Die Finanzmetropole als Austragungsort eines stadtnahen Ironman Germany &#8211; mit nicht einmal einem Jahr Zeit für die Planung? Nun, wir haben es erlebt: so etwas geht tatsächlich! Der dritte Teil unseres Special: <b>2002 &#8211; Die Arenen und die Stars</b> ...

Herr Leder hat sich entschieden. Nicht der Ironman Frankfurt, sondern die WORLD's BEST-Serie in Bayern bekam die feste Startzusage für das kommende Jahr. Das kam überraschend, da Leder erstens Olympiabotschafter der Hessen ist und zweitens in Frankfurt am 18. August einen seiner wertvollsten, weil mühsamsten Siege feierte. Der Darmstädter findet seine jüngste Entscheidung aber viel zu hoch gehängt und will sie ausdrücklich nur sportlich bewertet wissen. Und so zollt er den Frankfurter Renn-Organisatoren größten Respekt: "Die Stimmung an der Rennstrecke war genauso toll wie in Roth. Das war eine Meisterleistung der Frankfurter. Und wer dabei war, der weiß das auch." Genug Druck für Leder "Als Sportler bin ich nun mal in Roth gewachsen und das verbindet mich sehr mit deren Rennen". Doch gewachsen ist Lothar Leder auch an jenem Sommertag, dem 18. August, in Frankfurt. Selten hatte man den Darmstädter auf europäischem Boden so leiden sehen – unter der unglaublichen Belastung eines vierten Ironman-Rennens, unter der Hitze, unter zu warmen Getränken, aber vielleicht vor allem unter dem Druck eines gut vorbereiteten Jürgen Zäck, dem ein Sieg in der Mainmetropole so viel gegeben hätte ... "Zäck hat mich extrem gefordert, auch wenn das vielleicht von außen leicht aussah. Und dass in Frankfurt sonst keine Konkurrenz gewesen wäre, kann man auch nicht behaupten. Ohne seinen Plattfuß wäre auch Uwe Widmann ein schwerer Gegner gewesen und Respekt vor Jan Sibbersen!" – Über die Radzeiten hinter Widmann und Sibbersen und über den Wert mancher Hawaii-Qualifikation wurde allerdings noch wochenlang lebhaft diskutiert, wohin man auch hörte: Die Drafting-Seuche hätte diesmal beinahe den großen Sport dahingerafft! Beinahe ... Alles anders, als geplant ... Der Dreikampf der Frauen an der Spitze litt ebenfalls sehr unter dem Gedränge. Aber man konnte so etwas ja vorher nicht wissen. Konnte man nicht? Rechnete man mit einem fairen Duell zwischen zwei Protagonisten, die sich im monatelangen, gemeinsamen Training in Südkalifornien abgeglichen hatten? Man würde Nina Fischer also wohl den Schwimmsieg gönnen, aber die Entscheidung um den Titel müsste, spät im Marathon, zwischen Katja Schumacher und Paula Newby-Fraser fallen. Was wäre wohl passiert, wenn die Kurzstrecken-Spezialistin aus Kiel nach dem Radfahren dichter dran gewesen wäre und nicht so müde Beine von der einsamen Verfolgung gehabt hätte? Niemand hatte der Kielerin, der Freundin des erfahrenen Ralf Eggert, diesen Marathon zugetraut, sie selbst sich am allerwenigsten. Und hätte sie das geahnt – wäre sie dann mit einer anderen Renntaktik vielleicht auch in der Penalty-Box gelandet, wie Katja Schumacher? – Die kameralechzenden Geschwader mit dem unnützen Aerolenker kreisten um die Top-Ladies herum wie Satelliten und schlossen jedes Loch mit einem beherzten Antritt, sobald die Sportordnung eingehalten zu werden drohte. Dabeisein ist alles! Am Römerberg wurden dann irgendwie alle gleich Die Heidelbergerin nutzte ihre sechs Minuten Zwangspause zum Fokussieren – und rannte dann so scharf los, dass sie im Vorbeistürmen die Queen of Kona überhaupt nicht mehr wahrnahm. Jene kämpfte zu der Zeit ganz unköniglich mit Magenproblemen und gewann viel später am Abend ein weiteres Mal die Achtung der Szene nach einem Marathon-Walk jenseits der sechs Stunden-Marke. – Nina Fischers zweiter Platz im ersten Ironman könnte zur Neuorientierung der Kaderathletin führen, aber dazu ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Genauso wenig, wie über die kommenden Ziele des Jürgen Zäck, der sich für seinen zweiten Platz in Frankfurt bis zur totalen Erschöpfung 'reinhängte. Er musste im Ziel nach kurzer Pose, genau wie Leder, die Catcher in ungewohnt intensiver Weise in Anspruch nehmen und erholte sich erst in der "Athletenversorgung" wieder zu gutgelaunten Interviews. Diese Athletenversorgung – sie war in Frankfurt ein besonderes und deshalb auch erwähnenswertes Highlight, das bei vielen First-Timern die Begeisterung noch steigerte. Manchem Qualifikanten, der sich zurecht von anderen um seine faire Hawaii-Chance betrogen wähnte, mag sie die Erholung am Römerberg erleichtert haben ... Dazu unten das aktuelle Interview mit IMG-Chef Kurt Denk ...