Interview Jürgen Zäck: "Es wird heiß und schnell"

Steffen Gerth für tri2b.com | 11.07.2003 um 21:11
Zu alt fürs große Geschäft? Ach was, Jürgen Zäck kennt die ewiggleichen Vorwürfe, und er macht sich einen Spaß daraus, diese zu widerlegen. So will er es auch am Sonntag halten, beim Ironman Germany in Frankfurt.

tri2b.com: Schon einmal in den vergangenen Tagen mit Wolfgang Dittrich telefoniert? 

Jürgen Zäck: Nein, warum? 

tri2b.com: Na weil doch der alte Kollege neulich etwas „Nettes“ über dich gesagt hat: „Es ist Zeit für ihn aufzuhören, sonst wird’s peinlich.“ 

J. Z.: Ach, der Wolfgang, solche Sprüche von ihm darf man nicht persönlich nehmen. Ich bin immer noch imstande, jedes Jahr einen großen Wettkampf zu machen. Im vorigen Jahr bin ich auf Hawaii neun Minuten vor Tim DeBoom und Peter Reid vom Rad gestiegen – so schlecht kann ich also nicht sein. 

tri2b.com: Warum glauben denn alle, dass du mit bald 38 Jahren und 20 Jahren in der Wettkampfszene zu alt bist für das Geschäft? 

J. Z.: Vielleicht, weil die meisten Athleten über 30 sich nicht vorstellen können, dass man auch in meinem Alter noch etwas reißen kann. Seit 1995 heißt es doch: Alle gegen Zäck, der ist ohnehin bald weg. Und? Dann kam 1997 mit der 7:51:42 in Roth und Platz zwei auf Hawaii. Aber so ist das eben in der Ironman-Szene: Lässt man sich ein halbes Jahr nicht blicken, dann ist man anscheinend weg vom Fenster. Im Dezember 1999 hat mir ein Neurologe empfohlen, sofort mit dem Leistungssport aufzuhören, weil die Muskeln in den Beinen nicht mehr gehorchen wollten. Im Mai 2000 habe ich dann beim Wildflower-Triathlon einen neuen Streckenredkord aufgestellt. Noch Fragen? 

tri2b.com: Ja. Lässt sich dieser ewige Kampf gegen die Kritiker nicht auch ganz gut kultivieren? 

J. Z.: Ich kultiviere ja nicht, dass ich totgesagt werde. Ich bringe nur meine Leistung – Ende. 

tri2b.com: Der Name Zäck steht auch immer für eine nette Show. So gesehen, ist doch die Bühne des Hochglanz-Ironman Frankfurt wie geschaffen für dich. 

J. Z.: Also, dass der Georg Hackl als Stargast kommt, juckt mich überhaupt nicht. Für mich ist es viel wichtiger, dass die Mädels aus dem „Golden Gate“ (das bekannteste Frankfurter Lokal für Table Dance, d. Red.) an der Strecke stehen. Das motiviert mich, bei solchen Schönheiten fühle ich mich wohl. Da bin ich ja auch nur Mann. Eine gute Show war in Roth früher auch, Frankfurt ist ja jetzt nicht unbedingt ein Quantensprung. 
Zu den besten Rother Zeiten war das Medieninteresse dort auch nicht schlecht, und zu den Zuschauern muss ich ja nicht viel sagen, das war extrem fachkundig. In Frankfurt steht eher ein Eventpublikum an der Strecke, das sind Schaulustige, die sich mal für den Triathlon interessieren. Mir gefällt das auch. 

tri2b.com: Aber die Gräben zwischen den Rothern und dir sind tief nach dem Jahr 2000 mit dem Streit um die gelockerte Schraube an der Sattelstütze … 

J. Z.: … ja, das lässt sich sagen. Ich habe danach nie wieder ein Angebot bekommen, dort zu starten. Ich würde aber gerne nochmal dort antreten. Allerdings steht jetzt Frankfurt bei mir auf Platz eins, wenn es um Ironman geht. Das ist einfach eine Terminfrage. Für mich, und den gesamten deutschen Triathlon wäre es das Beste, in Frankfurt würde Anfang Juli der Ironman ausgetragen, Roth würde Mitte, Ende August eine Langdistanz wie in Nizza veranstalten. Dann könnte dort auch die ITU-Weltmeisterschaft stattfinden, und in Deutschland hätten wir zwei Triathlon-Highlights. Wie es jetzt läuft, ist doch blöd. Sollte in Frankfurt ein Deutscher gewinnen, dann sagen doch alle, Lothar Leder war ja nicht dabei. Und Lothar hat vor einer Woche in Roth gewonnen, und seinen Marktwert gesteigert, weil sein einziger richtiger Gegner (Chris McCormack, der Zweitplatzierte, d. Red.) nicht konsequent genug war. 

tri2b.com: Wenn man die Ironman-Zeiten von heute mit denen von vor ein paar Jahren vergleicht fällt auf, dass die Rennen nicht schneller werden. Ein Mark Allen in den frühen Neunzigern würde heute auch noch vorne sein. Warum ist das so? 

J. Z.: Weil wir Alten eben gut sind. Ein schnelles Rennen ist immer davon abhängig, wie groß der Wille der Athleten ist, auf dem Rad energisch zu fahren. Aber heute wird mit einem 39er Schnitt geradelt – damit schafft keiner eine Weltklassezeit. Es wird vielmehr taktiert. Außerdem war früher das Niveau bei den Rennen besser – weil es einfach weniger Ironmen gab. 

tri2b.com: Was dürfen wir denn vom Rennen am Sonntag erwarten? 

J. Z.: Es wird heiß und schnell. Das letztere hoffe ich zumindest. Denn man kann ja nie wissen, ob unsere starken Radler sich nicht doch bei der Bummelei von Brown und Reid beteiligen werden, um dann von beiden beim Laufen geschlagen zu werden. Wir Deutsche müssen versuchen, das Rennen auseinander zu reißen, denn wir sind gute Radfahrer. Aber viele Triathleten sind ja Hasenfüße, und deswegen kommt oft alles anders. 

tri2b.com: Du bist kein Hasenfuß, sondern gehst selbstbewusst in den Wettkampf. 

J. Z.: Natürlich, ich bin der einzige der Favoriten, der die Strecke kennt. Und ich bin der einzige von denen, der schon einmal in Deutschland einen Ironman gewonnen hat. Ich werde mich jetzt hier nicht hinstellen und sagen, dass ich gewinne. Aber ich sage, dass ich mich so gut fühle, wie 1997. Vielleicht gibt es ja am Sonntag im Ziel ein paar lange Gesichter – hoffentlich gehört meines nicht dazu. 

tri2b.com: Und dein Rad wird wie im vorigen Jahr in einer eigens gezimmerten Box übernachten, aus Angst vor Sabotageakten? 

J. Z.: Nein, das hat man mir verboten. Aber Kurt Denk (der Renndirektor, d. Red.) hat mir 100%ige Sicherheit garantiert.