Michael Weiss: Über Podersdorf zur Kona Top Five-Platzierung

Austria Triathlon für tri2b.com | 24.07.2019 um 12:31
Zum 32. Mal lockt von 30. August bis 1. September 2019 der Austria Triathlon in Podersdorf zum Saisonausklang. Auch in diesem Jahr erwarten die Organisatoren an die 2.200 Athleten, die über alle angebotenen Distanzen vom Kids-Aquathlon, über die Sprint-, Olympische-, Mittel- bis hin zur Langdistanz an den Start gehen, in bekannt familiärer Atmosphäre und professionellem Umfeld. Erstmals wird beim österreichischen Triathlon-Klassiker im Burgenland auch Michael Weiss im Wettbewerb über die Mitteldistanz an der Startlinie stehen. Der 38-jährige Niederösterreicher aus Gumpoldskirchen hat in seiner Karriere bisher sieben Ironman-Siege und fünf Siege über die 70.3-Distanz erzielt. Im Vorjahr schaffte Weiss beim Ironman Hawaii als Zehnter erstmals den Sprung in die Top Ten. In einem Interview mit dem Veranstalter gibt Michael Weiss Einblicke in seine Ziele für den Start in Podersdorf und beim Ironman Hawaii, außerdem geht er auch auf seine aus dem Jahr 2011 datierende Dopingsperre ein.

Die Anmeldung für den 32. Austria Triathlon 2019 läuft noch bis zum 5. August. 

 

Austria Triathlon: Michi, nur noch ein guter Monat bis zu deinem ersten Start in Podersdorf und noch gut zwei Monate bis zu deinem Saison-Highlight beim Ironman Hawaii am 12. Oktober: Wie sehen aktuell deine Tage aus? Wie geht es dir in dieser Phase der Saison?
Michael Weiss (M.W.): Profi-Triathlet zu sein, ist ein echter Fulltime-Job. Meine Tage gehen von 6.00 Uhr in der Früh bis 19.00 Uhr, mit ein paar Ruhephasen dazwischen. Mein Training ist voll auf Hawaii ausgerichtet, denn dort möchte ich mein Vorjahresresultat nochmals toppen, als ich auf den letzten 200 Metern noch Javier Gomez überholt habe und damit endlich in Hawaii die Top 10 geknackt habe. Nachdem ich heuer Klagenfurt absagen musste und zuletzt beim 70.3. in St. Pölten Dritter wurde, habe ich mich mit meiner Lebensgefährtin im Baby Moon und beim Nova Rock nochmal richtig ausgetobt, ehe ich mich jetzt voll auf Hawaii und die bevorstehende Geburt unserer Tochter konzentriere. 

Austria Triathlon: Als ultimativen Vorbereitungswettkampf hast du dich heuer für Podersdorf entschieden. Was hat dafür den Ausschlag gegeben?
M.W.: Obwohl Zell am See zeitgleich mit Podersdorf stattfindet und ich dort als Titelverteidiger an den Start gegangen wäre, habe ich mich heuer für Podersdorf entschieden. Das hat private und sportliche Gründe.
Denn einerseits möchte ich kurz nach der Geburt meiner Tochter in der Nähe bleiben und andererseits verspricht die Topografie von Podersdorf eine optimale Vorbereitung auf Hawaii. Die Rad- und Laufstrecke weisen beim Austria Triathlon wenig bis gar keine Höhenmeter auf, dazu ist es in Podersdorf oft windig und der Neusiedler See kann sehr unruhig sein. Wellengang und schwierige Sicht – im Hinblick auf Hawaii genau die Umstände, die ich mir in Podersdorf erhoffe.

Austria Triathlon: Ja, der Neusiedler See ist nur vermeintlich leicht zu schwimmen, dazu die schnelle Radstrecke und eine flache, mitunter aber auch sehr windige und/oder heiße Laufstrecke. Wir haben dem Austria Triathlon nicht umsonst vor ein paar Jahren den Claim FAST. HARD. LEGENDARY. verpasst.
M.W.: Ja, das ist ein Slogan, der mir sehr gut gefällt, ganz allgemein super zu unserer Sportart und speziell zum Austria Triathlon passt. Das ist ein enorm traditionsreiches Rennen und ich werde versuchen, es vor allem auf der Radstrecke so richtig krachen zu lassen und hier den Streckenrekord zu schaffen. Wie schnell das Rennen in Podersdorf insgesamt wird, kann ich nicht sagen, weil das viel von der Witterung beim Schwimmen abhängt. Jedenfalls bin ich sehr stolz als erfolgreichster Langdistanz Triathlet Österreichs auch mal hier am Start zu sein. Ich freue mich wirklich schon sehr auf das Rennen, weil mir Podersdorf schon sehr oft als sehr familiäre, sympathische und gleichzeitig professionelle Veranstaltung beschrieben wurde. Außerdem habe ich ja auch burgenländische Wurzeln weil mein Vater Burgenländer ist und die Sieger sollen hier auch einen super Wein bekommen! 

Austria Triathlon: Das können wir absolut bestätigen. Und hören wir das richtig heraus: Dein Ziel für Podersdorf ist Platz eins?
M.W.: Im August werde ich sehr umfangreiche Wochen haben und der Austria Triathlon dient für mich in erster Linie als optimaler Vorbereitungswettkampf auf Hawaii. Ich werde in Podersdorf daher sicher müde sein, werde aber trotzdem gewinnen wollen. Mein Ziel ist es, mich – vor allem am Rad – gut zu präsentieren, eine Show abzuliefern und den Aloha-Spirit in Podersdorf zu vermitteln.

Austria Triathlon: Stichwort Aloha Spirit. Wie sieht deine Zielsetzung für Hawaii heuer aus?
M.W.: Nachdem ich letztes Jahr eben erstmals den Sprung in die Top Ten geschafft habe, möchte ich heuer nochmals einen draufsetzen und peile ein Top Five Resultat an! 

Austria Triathlon: Das ist mal eine knackige Ansage! Apropos Ansage: Der Austria Triathlon steht für Fairness und sauberen Sport. Du hast im Jahr 2011 eine Doping-Sperre erhalten. Wie gehst du mit diesem Thema um? Und wie begegnen dir Veranstalter, Kollegen und Triathlon-Fans?
M.W.: Das ist ein aktuelles Thema, weil es das Problem Doping in fast jedem Sport gibt und finde es daher super, dass ihr das offen ansprecht. Meine Sperre habe ich damals ausgefasst, ohne dass es eine positive Kontrolle von mir noch Beweise gegen mich gab. Es war einfach aus der damaligen österreichischen sportpolitischen Sicht eine Zeit, in der jemand „gesucht“ wurde, um gestraft zu werden. Da haben dann bloße Anschuldigungen gegen mich für eine Sperre ausgereicht, die auf das Jahr 2005 zurückgehen und nichts mit dem Triathlonsport zu tun haben. 

Ich bin jedenfalls ein absoluter Vertreter was den Kampf gegen Doping betrifft und bin sehr froh, dass sich die Zeiten geändert haben und die Standards ganz andere sind als beispielsweise vor zehn Jahren. Gerade im Profisport gibt es viele unangekündigte Dopingkontrollen und ich bin etwa erst gestern wieder kontrolliert worden. Aber seit meiner Sperre habe ich dieses „schwarze Punkterl“ und manchmal sind Leute skeptisch und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Der Gruppe an „Hatern“ ist aber meist sehr klein und die Mehrheit ist zwar meistens stillschweigend, aber jedenfalls unterstützend. Es gab eine Zeit, da habe ich versucht, auf die Skeptiker einzugehen – aber das bringt oft nicht viel und mittlerweile ignoriere ich Anfeindungen. Ich bin 100% sauber, erfolgreich und werde oft kontrolliert. Und das ist gut so.

Austria Triathlon: Danke für deinen offenen Umgang mit diesem Thema. Letzte Frage: Deine Lebensgefährtin erwartet bald ein Kind. Inwiefern denkst du wird die Geburt deiner Tochter deine sportliche Karriere beeinflussen?
M.W.: Die letzten Jahre waren mental nicht einfach für mich, weil zunächst mein Schwiegervater gestorben ist und meine Ex-Frau und ich uns dann scheiden ließen. Dann habe ich letztes Jahr meine Lebensgefährtin kennen gelernt und das hat mir auch sportlich richtig viel Rückenwind gegeben, wie allein die sechs Siege über Lang- und Halb-Distanzen im letzten Jahr zeigen. Ich hatte also rund zwölf Monate einen richtig guten Lauf, ehe dann die Luft draußen war und eine leichte Fußverletzung dazu kam. Daher auch die Absage des Ironman in Klagenfurt.
Im Moment ist natürlich das Baby das Wichtigste, die Vorfreude ist sehr groß und ich hoffe, meine Lebensgefährtin und meine Tochter können in Podersdorf schon mit dabei sein. Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf den neuen Lebensabschnitt und darauf, meine Tochter in den nächsten Jahren auf den Reisen dabei zu haben!