OstseeMan: Neuer Sieger mit neuem Streckenrekord

von tri2b.com | 02.08.2010 um 09:52
Der Rostocker Christian Nitschke ist der Sieger des 9. OstseeMan-Triathlons. Der 25-Jährige gewann in Glücksburg Deutschlands nördlichsten Langdistanz-Triathlon (3,8 km Schwimmen/180 km Radfahren/42,195 km Laufen) in neuer Streckenrekordzeit von 8:27:10 Stunden und entthronte damit den Rekordsieger und bisherigen Streckenrekordhalter Joseph Spindler (Gaißach), der in 8:31:14 Stunden Zweiter wurde.

Bei idealen äußeren Bedingungen machten sich insgesamt 550 Einzelstarter und 750 Staffelteilnehmer an die Herausforderung bei Deutschlands einzigem Langdistanz-Triathlon mit Schwimmstrecke im offenen Meer. Dieses präsentierte sich zur Freude der Triathleten von seiner freundlichsten Seite. Der Wind und der Regen des Vorabends hatten sich rechtzeitig verzogen und gönnten den Startern rekordtaugliche Witterungsverhältnisse. Nach dem Schwimmen im ruhigen und 20 Grad warmen Ostseewasser in der Flensburger Förde störte auf der Radstrecke der Wind auch nur wenig und die kurzen Regenschauer auf der Radstrecke durch das hügelige Angeln ließen sich für die meisten Ausdauerfreaks ebenfalls noch gut ertragen. Bei angenehm milden Temperaturen gestaltete sich der abschließende Marathonlauf durch die Stadt am Wasserschloss weitaus moderater als die Hitzeläufe bei den Rennen in südlicheren Gefilden Deutschlands.

Gänsehautfeeling im Norden


Emotionen prägen den OstseeMan seit dem ersten Start und sind auch bei der neunten Auflage noch immer das, was die Faszination des Ausdauerspektakels im hohen Norden ausmacht. Der Mix aus Anstrengung, Schmerz, Freude, Jubel und Frust treibt die Ausdauersportler an der Förde an und beschert auch den Zuschauern alljährlich Gänsehautgefühle am Glücksburger Kurstrand. Beim OstseeMan 2010, der mit insgesamt knapp 1.300 gemeldeten Athleten erneut ein Rekordteilnehmerfeld verzeichnen konnte, erlebten die Akteure und die Beobachter wieder einmal diese ganz besonderen Momente, wenn nach monatelangem Training bei Wind und Wetter dann am Tag der Tage alles passt. Wie es sich anfühlt, zum ersten Mal eine „IronMan“-Distanz zu bewältigten, das erlebten zahlreiche Debütanten unter den 550 Einzelkämpfern, die erfolgreich durch die Förde kraulten und anschließend auf der Rad- und Laufstrecke durchhielten. Dass es auch ein ganz besonderes Gefühl sein muss, zum ersten Mal im Leben einen Langdistanz-Triathlon zu gewinnen, dokumentierten die beiden Champions des Tages. Mit der Hamburgerin Dörte Siebke und dem Rostocker Christian Nitschke gewannen zwei Athleten, die noch am Anfang ihrer Langdistanz-Karriere stehen und bislang noch nie einen Gesamtsieg auf der legendären Distanz bejubeln durften. Nach den ersten Erfolgen ihrer Karriere standen beiden Gewinnern die Tränen in den Augen, als sie von der imposanten Kulisse am Kurstrand minutenlang bejubelt wurden.

Raelert-Brüder als Trainingspartner

Ein ganz besonderes Ausrufezeichen in der Triathlonszene setzte der 25-jährige Christian Nitschke. Vor zwei Jahren hatte der Rostocker beim OstseeMan sein Debüt auf der Langstrecke gefeiert, nun gelang ihm in seinem vierten Langdistanzrennen der Durchbruch in die Spitzenklasse. Nach einer starken Zeit beim Schwimmen in der ruhigen Förde baute der Mann vom TC Fiko Rostock, der sich seit Jahresbeginn als Profi voll seinem Sport verschrieben hat, seinen Vorsprung auf der Radstrecke sogar noch aus. Mit sechs Minuten Vorsprung auf den Vorjahres-Zweiten Horst Wittmershaus (SC Weyhe) und sogar über neun Minuten auf den dreifachen OstseeMan-Sieger und Streckenrekordhalter Joseph Spindler (Gaißach) ging Nitschke auf die Marathonstrecke. Trotz des vermeintlich komfortablen Polsters wusste Nitschke, dass das Rennen noch sehr hart werden würde. Joseph Spindler hatte als bester Läufer im Feld in den Vorjahren stets auf den letzten und entscheidenden 42,195 Kilometern das Rennen für sich wenden können. Trotz eines starken Rennens blieb Spindler Aufholjagd an diesem Tag aber nur bedingt erfolgreich. Zwar überholte der Mann aus dem Team TBB schon auf der ersten Streckenhälfte Horst Wittmershaus und kämpfte sich so noch auf den zweiten Platz in 8:31:14 Stunden, doch zu einem vierten Sieg an der Förde fehlten am Ende vier Minuten. Wie schon beim früheren OstseeMan-Champion Matthias Klumpp (Reutlingen/ Sieger 2004, 2005 und 2007) folgte auch bei Spindler ein Jahr nach dem dritten Sieg die Entthronung. Doch Spindler ließ sich von dem zweiten Platz nicht die Lust auf den OstseeMan trüben. „Heute hat der Bessere gewonnen, aber nächstes Jahr bin ich wieder dabei“, kündigte der 36-Jährige bereits kurz nach dem Zieleinlauf an. Zu diesem Zeitpunkt kämpfte der Sieger Christian Nitschke noch mit den Tränen und seinen Emotionen. Schon auf dem Zielteppich schloss der Rostocker seinen drei Monate alten Sohn Lars und seine Ehefrau Elisabeth in die Arme und ließ die Freudentränen kullern. Seiner Frau galt denn auch der erste und größte Dank. „Nur durch sie habe ich gewonnen, weil ich mich jede Runde gefreut habe, sie zu sehen“, erklärte der zweifache Vater, der damit zugleich eine öffentliche Liebeserklärung abgab, die der emotionalen Stimmung am Kurstrand noch das Sahnehäubchen verlieh. Neben seiner Familie dankte der neue Champion auch dem Glücksburger Publikum („Das war eine Wahnsinnsstimmung“) und seinem Trainingspartnern, den Raelert-Brüdern. Von Andreas Raelert, der vier Wochen zuvor den Ironman Germany in Frankfurt gewonnen hatte, hatte Nitschke in der Saisonvorbereitung viel abgucken konnte. „Ich hatte bis zum letzten Meter immer noch gezittert, dass vielleicht noch irgendein Krampf mich stoppen könnte und Joseph mich noch einholt“, gab der neue Champion seine Gefühlslage angesichts des stetig schmelzenden Vorsprungs zu. „Christian Nitschke war auch mein Geheimfavorit“, bekannte auch OstseeMan-Renndirektor Reinhard Husen, nachdem sich seine heimlichen Prognosen bewahrheitet hatten.

Sieg mit persönlicher Bestzeit


Fast genauso emotional wie der neue Männer-Champion feierte auch die Hamburgerin Dörte Siebke ihren ersten ganz großen Erfolg. „Als ich auf die Laufstrecke ging, hatte ich nur gehofft, den zweiten Platz halten zu können. Als ich dann aber die sechs Minuten Rückstand schon früh wettgemacht hatte, wollte ich auch gewinnen“, erklärte die 43-jährige nach ihrem fünften Langdistanzrennen, das sie in neuer persönlicher Bestzeit von 10:10:10 Stunden gewinnen konnte. Siebke hatte zuvor hautnah erlebt, wie eng Glück und Pech beim Sport zusammen liegen können. Auf der ersten Radrunde hatte sich vor der Hamburgerin ein Radfahrer überschlagen und war im Graben gelandet. Nur mit einer blitzschnellen Reaktion rettete sich Siebke ins Grün am Straßenrand und blieb unversehrt. Während für ihren Mitstreiter das Rennen vorzeitig beendet war, stieg Siebke wieder in den Sattel. „Von da an bin ich aber nur noch mit zitternden Knien gefahren und habe an jeder Abfahrt extrem gebremst“, erklärte die Gewinnerin, die mit hohem Tempo auf den flachen Streckenteilen jedoch ihre Chance wahrte. Mit einer starken Laufleistung schob sich Siebke bei der letzten Disziplin noch an die Spitze und verdrängte die nach dem Radfahren noch führende Südafrikanerin Caroline Koll (10:27:15 Std.) auf den zweiten Platz. Dahinter erkämpfte Tina Haubold aus Hildesheim in 10:29:45 Stunden den dritten Platz. Nicole Woysch, die im Vorjahr den Streckenrekord auf 9:22:24 Stunden geschraubt hatte, sagte ihre Teilnahme eine Woche vor dem Start ab. Nahezu ungebremst stürmte das Militär-Trio von der Deutschen Infanterie zu einem famosen neuen Streckenrekord in der Staffelwertung. Der 17-jährige Till Gurke schwamm in 47:15 Minuten so schnell wie kein anderer Athlet in Glücksburg je zuvor die 3,8 km lange Strecke und auch Radfahrer Jürgen Hans (4:20:39 Std.) und mit famosen 2:37:02 Stunden beim Abschlusslauf insbesondere auch der als Schlussläufer eingesetzte Manuel Stöckert (Deutscher Junioren-Meister im Halbmarathon) setzten auf ihren Teilstücken neue Bestmarken und fabrizierten so eine bislang nie erreichte Gesamtzeit von 7:44:58 Stunden.