OstseeMan: Schramm und Görtz entführen die Titel ins Rheinland

von Niels-Peter Binder für tri2b.com | 03.08.2015 um 11:36
Neue Champions beim Triathlonklassiker im hohen Norden: Beate Görtz und Till Schramm sind die Sieger des 14. OstseeMan-Triathlons. Die beiden Kölner sorgten für rheinische Partylaune am Glücksburger Kurstrand und bereicherten die Siegerliste des Ausdauer-Dreikampfs an der Flensburger Förde um zwei neue Gesichter. Mit viel Kampf und Moral beendete Till Schramm in 8:37:28 Stunden die Siegesserie des Rostockers Christian Nitschke. Der Streckenrekordhalter und Rekordsieger biss sich nach fünf Siegen in Folge dieses Mal in 8:54:03 Stunden als Gesamtdritter ins Ziel. Bei den Frauen imponierte die 46-jährige Beate Görtz mit einer famosen Leistung und krönte ihren ersten Start an der Küste in 9:28:24 Stunden mit der zweitschnellsten Frauenzeit der OstseeMan-Geschichte.

Erneut fast 1500 Aktive und Tausende von Zuschauern waren bei Schleswig-Holsteins spektakulärstem Triathlon-Event auf den Beinen und zelebrierten Glücksburgs längsten Tag des Jahres. Fast 600 Einzelathleten und 300 Staffeln stellten sich der Herausforderung aus 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen bei Deutschlands einzigem Langdistanzwettkampf mit Schwimmstrecke im offenen Meer.

 

Kontrastprogramm: Kaltes Ostsee, tolles Sommerwetter

 

Nach einer nassen und windigen Woche vor dem Rennen hatte sich gerade noch rechtzeitig zum Startschuss der Sommer doch noch im Norden eingefunden und bescherte den aus ganz Europa angereisten Triathleten einen langen Sporttag mit dem für den OstseeMan so typischen Sommerfeeling am Meer.  Zum Auftakt am frühen Morgen präsentierte sich die Flensburger Förde ruhig und fast wellenfrei und bot den Schwimmern so nahezu ideale Bedingungen für die erste Disziplin. Einzig die empfindlich kühlen Wassertemperaturen von 16,9 Grad machten selbst hartgesottenen Triathleten zu schaffen, doch spätestens nach der ersten Radrunde durch das hügelige Angeln waren alle Aktiven wieder aufgewärmt.

 

Ostseeman-Siegerin Beate Görtz feiert mit "Viva Colonia"

 

Im Rennen der Frauen ließen sich die nach dem kurzfristigen Startverzicht von Streckenrekordhalterin Nicole Woysch verbliebenen Favoritinnen Beate Görtz vom ASV Köln und die 2013 bereits in Glücksburg siegreiche Offenbacherin Julia Bohn allerdings nicht vom kalten Wasser verschrecken und kamen nahezu zeitgleich nach 63 Minuten aus dem Wasser. Auf den Radrunden durch das nördliche Angeln verschärfte die bereits zwei Mal beim Ironman Hawaii als Altersklassen-Weltmeisterin (W 40) erfolgreiche Rheinländerin das Tempo so scharf, dass die zehn Jahre jüngere Hessin nicht mehr folgen konnte. Den erradelten Vorsprung von 20 Minuten hielt Beate Görtz auch auf der Laufstrecke und schien vorübergehend sogar den Streckenrekord von 9:22:24 Stunden angreifen zu können. Am Ende reichte es für die Kölnerin zwar nicht ganz für eine neue Bestmarke. Doch nach 9:28:24 Stunden und 226 Kilometern in der Sonne hatte die euphorisierte Siegerin noch die Energie, um unter den Klängen von „Viva Colonia“ mit Renndirektor Reinhard Husen einen Siegertanz im Zielkanal abzuhalten und sich vom begeisterten Publikum ausgiebig feiern zu lassen. „Von der Stimmung können sich sogar die Kölner eine Scheibe abschneiden“, erklärte die Frohnatur vom Rhein und zeigte sich angetan von der Stimmung im Norden. Für Julia Bohn blieb in immer noch starken 9:48:22 Stunden der zweite Platz, ehe Tina Gebhardt aus Hildesheim nach 10:08:55 Stunden die Podiumsplätze komplettierte.

 

 

Till Schramm legt nach Penalty richtig los, Christian Nitschke kurz vor dem Ausstieg

 

Den Kölner Erfolgstag an der Förde hatte der für den SV Bergisch Gladbach startende Till Schramm eröffnet. Nach zwei zweiten Plätzen in Folge gelang es dem Domstädter, beim dritten Versuch die grandiose Erfolgsserie von OstseeMan-Rekordmann Christian Nitschke zu unterbrechen. Nach zwei Disziplinen schien in Glücksburg zunächst alles den gewohnten Lauf der vergangenen Jahre zu nehmen. Als die beim Schwimmen bereits fast Kopf an Kopf durchs Ostseewasser gekraulten Asse nach 180 Radkilometern auch kurz nacheinander zum zweiten Mal in die Wechselzone kamen, sprang Nitschke sofort in seine Laufschuhe und drehte mit flinken Schritten die ersten Laufrunden am Wasserschloss. Sein Kontrahent dagegen musste zunächst in der „Penalty-Box“ eine zweieinhalbminütige Zeitstrafe wegen Windschattenfahrens absitzen und konnte erst mit Verzögerung auf die Laufstrecke. Die nach eigener Einschätzung unberechtigte Zwangspause brachte den 30-jährigen allerdings nicht aus der Ruhe. Schramm setzte anschließend zu einer furiosen Aufholjagd auf den führenden Christian Nitschke und profitierte nach der Hälfte der Laufstrecke auch davon, dass sich beim fünffachen Sieger eine Hüftverletzung wieder bemerkbar machte. Während sich Nitschke mit Schmerzen ins Ziel biss und dicht vor dem Ausstieg stand („Bei jedem anderen Rennen wäre ich ausgestiegen, aber für die Stimmung hier im Ziel habe ich mich gern gequält“), verwirklichte sich Schramm mit der schnellsten Laufzeit des Tages einen sportlichen Traum. „Das Gefühl im Ziel ist unbeschreiblich. Ich habe trotz Zeitstrafe an meine Chance geglaubt. Und ich habe an meine zwei Kinder gedacht, denen ich am Dienstag im Zoo gern eine Extraportion Pommes spendieren wollte“, beschrieb Schramm seine Gemütslage während des langen Weges zwischen Anstrengung und Triumph. Der Niederländer Thijs Koelen zog auf der Schlussrunde noch an Nitschke vorbei und wurde in 8:44:48 Stunden Zweiter.

In den Staffelwettbewerben blieben die Siege im Norden. Das Sylter Trio „Mindact“ mit Björn Hoffmann, Andreas Tutzer und Henning Leppek gewann die Männerkonkurrenz in 8:15:18 Stunden. Bei den Damen setzten sich die Duborg-Toys aus Flensburg mit Sandra Laffrenzen, Randi Stolz und Natalie Jachmann in 10:03:41 Stunden durch. Das beste Mixed-Team bildeten „Die fantastischen Drei“ Annika Hoffmann, Christoph Keller und Remo Quade in 8:57:32 Stunden. 

Mehr Infos zum Ostseeman: www.ostseeman.de