OstseeMan113: Der Norden zeigte sein raues Gesicht

von Niels-Peter Binder für tri2b.com | 29.06.2018 um 10:27
Die Ostsee und Schwansen zeigten sich bei der 2. Auflage des OstseeMan113-Triathlons von ihrer herben Seite und machten den 113 km langen Ausdauer-Dreikampf zu einem echten Härtetest für alle Athleten. Mit knapp 16 Grad Wassertemperatur war die Ostsee bei der ersten Disziplin empfindlich kühl. Doch nicht nur sie sorgte für schwere Bedingungen am Renntag, denn ein spürbarer Westwind und viele kleine Regenschauer auf der Radstrecke verlangten den rund 600 gemeldeten Einzelstartern und über 300 Athleten im Staffelwettbewerb nicht nur Kraft und Kondition ab. So erforderten die Bedingungen auch echte Nehmerqualitäten im Umgang mit ungemütlichen Witterungsverhältnissen.

Nach der sommerlichen Premiere im Vorjahr bekamen die aus ganz Deutschland angereisten Ausdauercracks dieses Mal zu spüren, dass es an der Küste auch mal etwas rauer zugehen kann. Nach 1,9 km Schwimmen im Meer vor der Niebymole, 90 km Radfahren auf einem Rundkurs zwischen Damp, Waabs, Söby und Vogelsang-Grünholz sowie dem abschließenden 21,1 km langen Lauf auf dem Wanderweg zwischen Damp und Fischleger durften zwei aus dem Süden der Republik angereiste Champions jubeln. Der Darmstädter Sean Conelly und die nun in München lebende frühere Schleswig-Holsteinerin Anine Hell konnten sich auch im windigen Norden bestens mit den Bedingungen arrangieren und wurden vom begeisterten Publikum im Ostseebad als neue OstseeMan113-Sieger gefeiert.

 

Siegerin Anine Hell nutzte Jobauszeit fürs verschärfte Training

 

Anine Hell (My Sport Trophy Bike) kam als dritte Frau aus dem Meerwasser und fuhr auf der Radstrecke an die Spitze des Feldes, von wo sie sich nicht mehr verdrängen ließ. Mitfavoritin Imke Oelerich, die für ihren Heimatklub TSV Mildstedt an den Start ging, hatte mit der schnellsten Radzeit aller Frauen vor dem zweiten Wechsel den Rückstand zur Spitze auf wenige Sekunden reduziert, war auf der Laufstrecke dann aber chancenlos. Mit einer einmal mehr herausragenden Leistung auf der Laufstrecke baute Hell ihre Führung immer weiter aus und legte schon vor der letzten von vier Laufrunden ein Siegerlächeln auf. Nach 4:22:27 Stunden jubelte die Vorjahreszweite als neue OstseeMan113-Siegerin. „Bis Mai war ich mehrere Monate ohne Job und habe die Zeit fürs Training genutzt. Daher konnte ich mich richtig gut auf die Saison vorbereiten“, erklärt die gebürtige Eckernförderin. Von ihrem Sieg war sie schon überzeugt, als sie als Führende auf die Laufstrecke ging. „Ich wusste, dass ich es nur noch nach Hause bringen muss“, erklärte die 33-jährige. Mit einer starken Laufleistung zog Victoria Best (TriVelos Flensburg) auf den letzten Kilometern noch überraschend an Imke Oelerich vorbei und wurde nach 4:35:28 Stunden Zweite. Oelerich folgte nach 4:36:13 Stunden als Dritte. Sie hatte trotz des verpassten Sieges und großer Mühe in der letzten Disziplin dennoch Spaß: „Auf dem Rad bin ich ziemlich kalt geworden. Beim Laufen konnte ich nicht mehr richtig durchziehen, aber Anine war sehr stark. Da hätte ich auch an einem guten Tag nicht mehr gekriegt“, zollte die in der Schweiz lebende Nordfriesin ihrer Konkurrentin Respekt.

 

Freude bei Sieger Sean Donelly über die fordernden Witterungsbedingungen

 

Viel Freude an den rauen Bedingungen hatte Sean Donelly (DSW 12 Darmstadt): „Ich bin halber Ire und mag den Reiz der Elemente und die rauen Verhältnisse. Das ist eine positive Herausforderung“, erklärte der 30-jährige Hesse, der einen Großteil seines Trainingspensums mit IronMan-Weltmeister und Vereinskollege Patrick Lange absolviert. Donelly kam bereits als Erster aus dem Wasser und fuhr auch die schnellste Radzeit aller Einzelstarter. Das so erarbeitete Zeitpolster reichte, um trotz großen Trainingsrückstands beim Laufen die Führung bis zur Ziellinie zu retten. „Ich konnte wegen einer Knieverletzung zehn Wochen lang nicht laufen und habe Ende ziemlich gelitten, aber auch auf die Zähne gebissen“, berichtete der neue Sieger, für den die Stoppuhren im Ziel nach 3:52:15 Stunden stehen blieben. Der Nordhausener Peter Seidel folgte nach 3:53:51 Stunden als Zweiter, ehe der dreifache OstseeMan-Sieger Till Schramm in 3:54:45 Stunden Dritter wurde. Der Kölner kämpfte sich mit einem starken Lauf auf dem Schlusskilometer noch in die Podiumsränge. Schramm nutzte den „kleinen Bruder“ des Glücksburger OstseeMan-Triathlons, um sich sechs Wochen vor dem am 5. August anstehenden Langdistanz-Rennen schon einmal mit dem Meerwasser und der Luft im Norden vertraut zu machen.